Politik

Impfchaos in der EU: Scholz geht auf von der Leyen los - „Ich möchte nicht, dass sich diese Scheiße wiederholt“

Die Unzulänglichkeiten der zentral über die EU organisierten Impfstoffbestellungen in Europa schlagen hohe Wellen. Bayerns Ministerpräsident Söder und Finanzminister Scholz attackieren EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen scharf.
05.02.2021 09:36
Aktualisiert: 05.02.2021 09:36
Lesezeit: 2 min
Impfchaos in der EU: Scholz geht auf von der Leyen los - „Ich möchte nicht, dass sich diese Scheiße wiederholt“
Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Olaf Scholz mit Jens Spahn und Franziska Giffey. (Foto: dopa) Foto: Kay Nietfeld

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat die zentral abgewickelte Einkaufspolitik der EU-Kommission für Impfstoffe scharf kritisiert. Wie der EU-Observer unter Berufung auf die Bild-Zeitung berichtet, soll Scholz am Montag davon gesprochen haben, dass diese „scheiße“ gewesen sei. Nachdem er EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen direkt als Verantwortliche für das Chaos benannt habe, soll Scholz gesagt haben: „Ich möchte nicht, dass sich diese Scheiße wiederholt.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel hingegen habe von der Leyen in Schutz genommen.

Söder poltert bei Maybrit Illner

Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder richtet seine Attacken an der EU und an von der Leyen aus. Die Bild-Zeitung berichtet von einem Auftritt Söders in der Fernsehsendung Maybrit Illner:

Nach dieser Selbstvorlage knöpft Söder sich Ursula von der Leyen vor. „Fakt ist: Die Europäische Union hat in dem Gespräch gesagt, im Grunde genommen war alles gut“, stellt der Ministerpräsident mit Betonung fest. Sein nächster Satz zeigt, dass das eben nicht so war: „Die Kommissionspräsidentin hat heute Abend, habe ich gelesen, in einem Interview für morgen darauf hingewiesen, dass man doch wohl Fehleinschätzungen hatte!“, fügt der Ministerpräsident sichtlich angefasst hinzu.

Söders klares Urteil: „Das kann man so annehmen. Das Problem ist aber, dass wir mit dem Mangel an Impfstoff, mit dem nicht ausreichenden Impfstoff umgehen müssen. Und das schafft natürlich Verdruss, Ärger, Enttäuschung!“ Seine Sorge: „Und das ist im Moment die Stimmungslage. Die Menschen halten gut durch. Sie machen großartig mit. Aber wenn die Möglichkeit besteht, eine neue Idee, eine bessere Form zu haben, und die wird dann nicht möglich, aber woanders funktioniert es – das ist die eigentliche schwierige Situation.“ Rumpel Rumms!

Illner sieht das Eisen glühen und tritt voll auf den Blasebalg: „Peter Altmaier hat hier gesagt, es sei bei sehr befreundeten europäischen Staaten aus technischen Gründen zu spät bestellt worden“, zitiert sie, „und da hätte man nicht sagen können: Ätsch, dann kriegt ihr nichts! Ist das überhaupt angesprochen worden?“ „So detailliert: Nie“, antwortet Söder, der jetzt nicht auch noch den Wirtschaftsminister in die Pfanne hauen will. Aber: „Da sind viele Details auf europäischer Ebene ich weiß nicht in welchem Zusammenhang mit der Bundesregierung geschehen.“

EU will russischen Sputnik-Impfstoff

Die Bundesregierung hat sich aufgrund des schleppenden Nachschubs an Impfstoffen inzwischen sogar bereiterklärt, das russische Vakzin Sputnik V in Deutschland oder Europa produzieren zu lassen. Der EU-Observer berichtet weiter, dass die EU es ihren in Moskau stationierten Diplomaten selbst überlässt, den Sputnik-Impfstoff zu nehmen. Diplomatischen Quellen zufolge würden die Russen ihren Impfstoff „wie verrückt bei jeder sich bietenden Gelegenheit, jedem Meeting“ anbieten, zitiert der EU-Observer aus einem Schreiben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik IfW-Analyse: Europa verstärkt Ukraine-Hilfe deutlich
16.06.2025

Die europäische Ukraine-Hilfe hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen – doch nicht überall im gleichen Maß. Während die USA...

DWN
Politik
Politik Einbürgerungsantrag: Entscheidung dauert mitunter Jahre
16.06.2025

Die Entscheidung über einen Einbürgerungsantrag kann lange dauern – warum profitieren bislang nur wenige von der verkürzten Frist? Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs legt kräftig zu: Woran das liegt und was Anleger jetzt wissen müssen
16.06.2025

Der Ripple-Kurs zeigt sich oft von seiner volatilen Seite. Doch zum Auftakt in die neue Handelswoche klettert der XRP-Coin kräftig –...

DWN
Politik
Politik SPD drängt auf gemeinsame Linie bei AfD-Verbotsverfahren
16.06.2025

Soll die AfD verboten werden? Während einige Bundespolitiker ein AfD-Verbotsverfahren fordern, mahnen andere zur Vorsicht. Im Raum steht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Blackstone setzt auf Europa – Anleger an der Wall Street uneins über US-Ausblick
16.06.2025

Das Vertrauen der Wall Street in Europa wächst weiter. Mit Blackstone signalisiert nun ein weiteres Schwergewicht der Finanzwelt seine...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel in Kanada: Zerrissene Wertegemeinschaft vor Bewährungsprobe
16.06.2025

Der G7-Gipfel in Kanada steht vor enormen Herausforderungen: Konflikte, Uneinigkeit und globale Krisen prägen das Treffen. Wie finden die...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzprofis zeigen: So bauen sich Studenten ihre Geldmaschine
16.06.2025

Sie zeigen jungen Anlegern, wie man es richtig macht: Zwei schwedische Börsenprofis legen Musterportfolios auf – und erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Rundfunkbeitrag: Was sich ändert – und was passiert, wenn man nicht zahlt
16.06.2025

Der Rundfunkbeitrag sorgt regelmäßig für Ärger – sei es wegen der Pflichtzahlung oder neuer Regeln. Millionen Bürger sind betroffen,...