Sechs Staaten aus dem östlichen Mittelmeerraum und dem Nahen Osten wollen ihre Zusammenarbeit vertiefen. Hintergrund sind unter anderem die Spannungen mit dem Nachbarn Türkei in der Region. Vertreter Griechenlands, der Vereinigten Arabischen Emirate, Ägyptens, Zyperns, Bahrains und Saudi Arabiens trafen sich am Donnerstag in Athen zum „Forum der Freundschaft“. Elektronisch zugeschaltet hatte sich auch der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian, teilte das griechische Außenministerium mit. Ziel des Treffens ist die Förderung von Kooperationen in den Bereichen Sicherheit, Gesundheit, Energie- und Umweltthemen in der Region vom östlichen Mittelmeer bis zum Persischen Golf.
Mit Blick auf die jüngsten schweren Spannungen mit der Türkei im östlichen Mittelmeer erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis bei der Eröffnung des Treffens: „Wir glauben alle an das Internationale Recht und das Seerecht“. Nur so könnten Probleme und Streitigkeiten gelöst werden. Die Teilnehmer wendeten sich mit ihrer Politik jedoch nicht gegen andere Staaten, betonte Mitsotakis. Die Eröffnung des Treffen übertrug das staatliche griechische Fernsehen.
Kein Mitglied der neuen Allianz ist Israel, welches sich in der Vergangenheit jedoch im Streit um Energievorkommen im östlichen Mittelmeer hinter Griechenland gestellt hatte und über das Pipelineprojekt Eastmed mit Zypern und Griechenland verbandelt ist.
Kritik aus der Türkei
Die Türkei hat mit Kritik auf die Allianz reagiert. Die Initiative sei ein Versuch, ein Bündnis zu bilden, das auf Feindseligkeit gegen die Türkei beruhe, erklärte das türkische Außenministerium am Donnerstagabend. Mit Blick auf die Herausforderungen in der Region sei es unmöglich, effektive Kooperationsmechanismen unter Ausschluss der Türkei und türkischer Zyprer zu schaffen. Dem griechischen Außenminister wurde in der Erklärung zudem Verleumdung vorgeworfen. Griechenland gefährde Frieden und Stabilität in der Region.
Zwischen der Türkei und Griechenland schwelt seit langem ein Konflikt unter anderem um mögliche Erdgasvorkommen im Mittelmeer. Das EU-Mitglied Griechenland wirft der Türkei vor, in Meeresgebieten nach Erdgas zu suchen, die nach internationalem Seerecht nur von Griechenland ausgebeutet werden dürften. Nach Lesart Ankaras gehören diese Gebiete zum türkischen Festlandsockel.
Die türkische Regierung hatte zur Untermauerung ihrer Ansprüche im November 2019 mit der libyschen Regierung ein Seeabkommen über die Aufteilung der Interessensphären im Mittelmeer abgeschlossen, welches Griechenland und Ägypten kurz danach mit einer eigenen Vereinbarung konterkarierten. Im Januar hatten Griechenland und die Türkei dann erstmals seit fünf Jahren wieder Sondierungsgespräche aufgenommen.