Deutschland

Corona-Beschränkungen drücken Löhne in Deutschland

Die Arbeitnehmer in Deutschland haben im vergangenen Jahr wegen der Corona-Krise erstmals seit mindestens 2007 weniger verdient.
17.02.2021 11:37
Aktualisiert: 17.02.2021 11:37
Lesezeit: 1 min

Die Arbeitnehmer in Deutschland haben im vergangenen Jahr wegen der Corona-Krise erstmals seit mindestens 2007 weniger verdient. Ihre Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen sanken um durchschnittlich gut 0,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. „Die Corona-Krise und der daraus resultierende vermehrte Einsatz von Kurzarbeit hat die gesamtwirtschaftliche Lohnentwicklung im Jahr 2020 stark beeinflusst und führte erstmals seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007 zu einem nominalen Verdienstrückgang“, hieß es dazu. Sogar während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 waren die Verdienste gewachsen, und zwar um 0,2 Prozent.

Noch größer fällt der Rückgang bei den Reallöhnen aus. Da die Verbraucherpreise 2020 um knapp 0,5 Prozent stiegen, sanken die Reallöhne damit um durchschnittlich 1,0 Prozent im Vergleich zu 2019. Zuvor waren sie sechs Jahre in Folge gestiegen, zuletzt 2019 um 1,2 Prozent und 2018 um 1,3 Prozent.

Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) rechnet in diesem Jahr mit einer Erholung. Das Lohnminus 2020 gehe vor allem auf den Rückgang der Arbeitszeit durch die Corona-Pandemie zurück, wobei ein Teil bereits durch die Zahlung von Kurzarbeitergeld ausgeglichen worden sei. „Mit dem Abklingen der Pandemie-bedingten Betriebsschließungen dürften sich im laufenden Jahr auch die Lohneinkommen wieder erholen“, sagte der Wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. „Da zudem die Deutschen im vergangenen Jahr viel Geld zurückgelegt haben, gibt es Aussichten auf eine konsumgetriebene Erholung.“ Dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge dürften die Deutschen in den Pandemiejahren 2020 und 2021 zusammen etwa 200 Milliarden Euro zusätzlich sparen - etwa durch ausgefallene Reisen und Restaurantbesuche. Das mache mehr als zehn Prozent der jährlichen Konsumausgaben aus.

Eine übermäßige Lohnzurückhaltung der Tarifparteien hält das IMK nicht für geboten. Schließlich sei Lohneinkommen eine wichtige Nachfragekomponente. „Es muss auf jeden Fall vermieden werden, dass die Erwartungen wieder steigender Lohneinkommen beschädigt werden – so wie das in den frühen 2000er Jahren passiert ist“, sagte Dullien.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...