Die chinesische Wirtschaft ist stark ins Jahr gestartet: Die Industrie produzierte im Januar und Februar 35,1 Prozent mehr als in den von der Corona-Krise gezeichneten beiden ersten Monaten des Vorjahres, während die Einzelhändler zugleich 33,8 Prozent mehr Umsatz in ihren Kassen zählten. Die Erwartungen der Ökonomen wurden jeweils übertroffen, ebenso das Vorkrisenniveau von Januar/Februar 2019.
Das Statistikamt warnte am Montag nach Veröffentlichung der Daten dennoch vor übergroßem Konjunkturoptimismus. "Covid-19 breitet sich immer noch auf der ganzen Welt aus, die globalen wirtschaftlichen Bedingungen sind komplex und schwierig", sagte Sprecherin Liu Aihua. "Auch im Inland sind die Ungleichgewichte der Erholung ziemlich offensichtlich." So stieg die Arbeitslosenquote im Februar von 5,2 auf 5,5 Prozent.
Mit einem Plus um 35 Prozent fielen die Investitionen in Sachanlagen bis Ende Februar etwas geringer als prognostiziert aus. Die Daten für beide Monate wurden zusammen gelegt, da die Entwicklung zum Jahresstart stark vom Neujahresfest, das entweder im Januar oder Februar stattfindet, beeinflusst ist.
Die nach den USA zweitgrößte und nach Kaufkraftparitäten größte Volkswirtschaft der Welt wird einer Prognose der Industriestaaten-Organisation OECD in diesem Jahr um kräftige 7,8 Prozent wachsen, nachdem sie 2020 trotz Corona-Krise als einziges großes Land ein Plus geschafft hatte. China profitiert in der Corona-Pandemie von der starken Nachfrage nach seinen Produkten - von medizinischer Ausrüstung bis zu Computern für das Homeoffice. Im Inland ist die Corona-Krise abgesehen von kleineren lokalen Ausbrüchen weitgehend unter Kontrolle, was wiederum geöffnete Geschäfte und Restaurants erlaubt.
"Wir sehen die Entwicklung von Exporten und Investitionen in diesem Jahr positiv", sagte Ökonom Louis Kuijs von Oxford Economics. "Und wir gehen davon aus, dass der private Konsum ab dem zweiten Quartal zu einem Wachstumstreiber werden wird." Das Konsumklima helle sich auf, während die Regierung nicht mehr so stark wie bislang das Reisen innerhalb des Landes einschränke.
"Alles in allem hat sich die chinesische Wirtschaft bislang gut von der Corona-Krise erholt", schrieben die Commerzbank-Ökonomen Hao Zhou und Marco Wagner in einer Analyse. Die Erholung dürfte sich angesichts der fortschreitenden Impfungen und des milderen Wetters, das die Infektionswerte zusätzlich senken sollte, fortsetzen. "Klar ist, dass mit fortschreitender Erholung auch die Dynamik derselben nachlassen wird", so die beiden Ökonomen. "Dies sollte auch eine Folge der Normalisierung der Finanz- und Geldpolitik sein." Die Regierung dürfte von nun an wieder ein größeres Augenmerk auf die Schuldensituation der Unternehmen legen.