Wirtschaft

Das Zeitalter Asiens hat begonnen: Eine inoffizielle Investment-Strategie für das 21. Jahrhundert

Die Investmentgesellschaft Franklin Templeton hat den wirtschaftlich-finanziellen Zustand der einzelnen Weltregionen am Ausklang der Corona-Pandemie analysiert. Die Befunde sind eindeutig, das wirtschaftliche Kraftzentrum des Planeten und die großen Renditechancen liegen fortan in Asien.
15.03.2021 11:00
Lesezeit: 3 min
Das Zeitalter Asiens hat begonnen: Eine inoffizielle Investment-Strategie für das 21. Jahrhundert
Am Tempel Wat Phra Dhammakaya in Thailand beten buddhistische Mönche. (Foto: dpa) Foto: Rungroj Yongrit

Die Investmentgesellschaft Franklin Templeton hat in einer umfassenden aktuellen Analyse die wirtschaftliche und finanzielle Verfassung der einzelnen Weltregionen zum Ende der Corona-Pandemie untersucht. Der Befund ist eindeutig – es hat in den vergangenen Jahrzehnten eine massive Verschiebung der ökonomischen Gewichte nach Asien stattgefunden. Mit der tektonischen Verschiebung einher gehen signifikante Investitionsmöglichkeiten.

Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie in direkter Übersetzung wiedergegeben:

Geopolitische Normalisierung und Aufstieg Asiens

Zwei signifikante Entwicklungen in den letzten Monaten des Jahres 2020 haben die Investmentmöglichkeiten signifikant verändert. Die erste stellt die Entwicklung und Verteilung hochgradig effektiver Impfstoffe gegen Covid-19 dar, welche eine grundlegende Verschiebung sowohl an der gesundheitlichen als auch an der wirtschaftlichen Front nach sich gezogen hat. Die zweite Entwicklung stellt die Rückkehr zu einer orthodoxeren Diplomatie in den Vereinigten Staaten dar, welche das Risiko geopolitischer Schocks verringert.

Asien führt die weltweite wirtschaftliche Erholung unserer Einschätzung nach an, weil viele Länder der Region von einer besseren Fiskalpolitik, vielversprechenden Handelsdynamiken, Überschüssen in den Handelsbilanzen und einem stärkeren Wachstumspotenzial profitieren. Asien profitiert generell auch angesichts von Chinas massivem Wachstumspotenzial davon, in Chinas Währungsorbit und in dessen Wirtschaftssphäre zu liegen. Wir erwarten, dass diese fundamentalen Faktoren die Außenwerte der Landeswährungen in weiten Teilen Asiens im kommenden Jahr unterstützen.

Die meisten asiatischen Länder sind zudem besser mit der Pandemie fertiggeworden als der Großteil der Welt, was die gesamte Region nicht nur in eine bessere Ausgangsposition für die anstehende Erholung versetzt, sondern auch Schutz vor möglichen Rückschlägen bietet, falls die Pandemie zurückkommt. Viele Länder der Region weisen zudem höhere Leitzinsen und signifikant niedrigere Schuldenstände auf als ihre Kollegen in den entwickelten Industrieländern, was attraktive Investitionsmöglichkeiten schafft.

Wir erwarten, dass der Aufstieg Chinas einen bedeutenden Einfluss auf die Weltwirtschaft haben wird, weil China zunehmend versucht, seinen globalen Einfluss nach außen zu projezieren. Das Jahrhundertprojekt ‚One Belt, One Road‘ („Neue Seidenstraße – der Autor) spielt eine gewichtige Rolle beim Aufstieg des Landes – ebenso wie eine Reihe weiterer Faktoren, die den Yuan in die Rolle einer Reservewährung hineinschieben. Weltweit hat der Gebrauch des Yuan zugenommen – unterstützt von Versuchen, die Währung zu digitalisieren und dadurch den Zugang exponentiell zu erleichtern. Der regionale Handel sowie die Geschäfte mit Wertpapieren sind zunehmend in Yuan denominiert.

Nullzinspolitik hat im Westen verbrannte Erde hinterlassen

Die Fundamentaldaten sehen in großen Teilen der entwickelten Welt deutlich herausfordernder aus – insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo die Schulden den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht haben und sich im laufenden Jahr wahrscheinlich auf etwa 110 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung belaufen werden.

Die Haushaltslöcher weiten sich kontinuierlich zu Rekord-Defiziten aus, weil Billionen Dollar an Notfall-Liquidität bereitgestellt wurde.

Darüber hinaus bleibt die US-Geldpolitik außerordentlich locker und die Federal Reserve (Fed) hat bereits angekündigt, in den kommenden Jahren Inflationsraten über ihrem traditionellen Ziel von 2 Prozent hinaus zu tolerieren, um die unterdurchschnittlichen Werte der vergangenen Jahre wettzumachen und auch, um die Stimulierungsmaßnahmen nicht zu früh abbrechen zu müssen. Eine große Mehrheit der Fed-Beamten rechnet damit, dass die Leitzinsen bis zum Jahr 2023 um die Nulllinie liegen werden. Zudem weitet sich die Bilanz der Fed weiterhin jeden Monat um 129 Milliarden US-Dollar aus.

Wir erwarten aufgrund der exzessiven Geld- und Fiskalpolitik beim US-Dollar und beim Euro Wechselkursschwächen gegenüber Währungen von Ländern, die in einer stärkeren fundamentalen Verfassung sind, gesündere Haushalte aufweisen, kontrollierbare Schuldenstände bedienen müssen, Überschüsse in der Handelsbilanz aufweisen, ein höheres Wachstumspotenzial haben und eine verantwortungsvollere Geldpolitik verfolgen. Besonders attraktiv scheinen einzelne Währungen in Asien und in Skandinavien zu sein.

Die deutlich steigenden Renditen bei amerikanischen Staatsanleihen in den vergangenen Wochen scheinen von Bedenken angetrieben zu sein, dass die ultralockere Geldpolitik, die massiven Fiskal-Stimuli und ein anziehendes Wirtschaftswachstum die Inflation hochschrauben. Während wir einige dieser Bedenken teilen, erkennen wir auch Faktoren, die die Geldentwertung in der Vergangenheit im Zaum gehalten hatten – insbesondere eine negative Produktionslücke bei hohen Überschusskapazitäten und hohe Arbeitslosigkeit, welche Lohnanstiegen entgegenwirkt. Wir rechnen auf kurze Sicht mit einem Hochschießen der Inflation, aber ihr Potenzial, langfristig hoch zu bleiben und die Inflationserwartungen ansteigen zu lassen, bleibt unserer Einschätzung nach fraglich.

Wo liegen die großen Zukunftschancen für Investoren?

Unserer Ansicht nach sollte ein Ende der Corona-Pandemie große Investitionsmöglichkeiten in einer Reihe von Entwicklungs- und Schwellenländern eröffnen. Werte in gigantischem Umfang waren vergangenes Jahr wegen der Schocks und der damit verbundenen Unsicherheit blockiert. Die Bedingungen auf der Beta-Ebene waren instabil – breit abgestützte Risikodynamiken, Zugang zu Krediten und Finanzierungen, Zugang zu den Kapitalbilanzen, die weltweiten Preise für Rohstoffe, das Wachstum der Weltwirtschaft und der internationale Handel waren alle tiefgreifend gestört.

Weil sich die grundlegenden Beta-Faktoren normalisieren, kommt das den unterschiedlichen Staaten eigene Alpha-Potenzial wieder zum Vorschein. Wir evaluieren aktiv makroökonomische Fundamentaldaten und umwelt-, gesellschaftliche und politische Faktoren, um einzelne Staaten zu identifizieren, die sich dahingehend verbessern, dass sie mittelfristige und langfristige Werte bieten. Wir erkennen gegenwärtig signifikante Geschäftsmöglichkeiten in den Landeswährungen in ganz Asien sowie in ausgewählten Märkten und Volkswirtschaften in anderen Regionen.

Zur vollständigen Studie von Franklin Templeton gelangen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...