Deutschland

Protest gegen Corona-Regeln in Stuttgart: Nachrichtenagentur berichtet von Volksfeststimmung

Am Samstag in Stuttgart kamen deutlich mehr Menschen zu einer Demonstration der «Querdenken»-Bewegung als erwartet. Dass die meisten Demonstranten keine Masken trugen, wird vom Stuttgarter Polizeisprecher mit einem Scherz kommentiert. Ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur berichtete von einer Volksfeststimmung.
03.04.2021 17:10
Aktualisiert: 03.04.2021 17:10
Lesezeit: 2 min
Protest gegen Corona-Regeln in Stuttgart: Nachrichtenagentur berichtet von Volksfeststimmung
Ganz im Einklang mit ihrem Protest verzichteten viele der Demonstranten auf Masken und Abstand. (Foto: dpa) Foto: Christoph Schmidt

Tausende Menschen sind nach Angaben der Polizei am Samstag zur zentralen Kundgebung der «Querdenken»-Bewegung auf den Cannstatter Wasen in Stuttgart geströmt, um gegen die geltenden Corona-Regeln zu demonstrieren. Die Polizei war in der Stadt schon seit dem Vormittag mit Hunderten Beamten an verschiedenen Orten aufgestellt, weil zehn teilweise unterschiedliche Kundgebungen angemeldet waren.

Im Vorfeld gingen die Behörden von 2500 Teilnehmern in Stuttgart-Bad Cannstatt aus. Diese Zahl war bereits am frühen Nachmittag deutlich überschritten. Genaue Zahlen konnte die Stuttgarter Polizei allerdings nicht nennen. Die Anmelder gingen von 6000 Menschen aus. Die «Querdenken»-Bewegung und ihre Mitstreiter sprechen sich gegen die derzeitigen Corona-Maßnahmen aus.

Auf die Frage, ob Menschen, die auf dem Weg zum Wasen waren, Masken trugen, sagte der Stuttgarter Polizeisprecher Stefan Keilbach: «Ich sehe hier 20 Leute mit Masken, und das sind Polizisten.»

Mehr zum Thema: Hammer-Urteil in Österreich: PCR-Test allein ist als Infektionsnachweis ungeeignet

Zuvor hatten Gegendemonstranten versucht, Teilnehmern einer Versammlung gegen die Corona-Maßnahmen den Weg zum Cannstatter Wasen zu versperren. «Sie standen teilweise vermummt mit Fahrrädern oder saßen auf der Bundesstraße 14 und sind auch jetzt noch vor Ort», sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag. Die Polizei werde sie zur Not wegtragen müssen, denn die Straße müsse freigeräumt werden. Beamte versuchten es zunächst mit Ansprachen und Platzverweisen.

Die Auflagen des Demonstrationszugs, der vom Marienplatz in der Stuttgarter Innenstadt zur zentralen Kundgebung auf dem Cannstatter Wasen unterwegs war, wurden laut Polizei größtenteils nicht eingehalten. Die Beamten wiesen die Menschen immer wieder darauf hin, Masken aufzusetzen und die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten. Polizeihubschrauber waren zur Dokumentation des Geschehens über dem Stadtgebiet im Einsatz.

In einem Tweet der Polizei hieß es: «Masken- und Abstandsverstöße werden von uns beweissicher dokumentiert.» Ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur berichtete von einer Volksfeststimmung bei den Teilnehmern der Versammlung auf dem Marienplatz. Die Polizei ist mit mehreren Hundert Beamten vor Ort. Die Stadt Stuttgart hat im Falle von Verstößen gegen die Maskenpflicht und die vorgeschriebenen Abstände angekündigt, Versammlungen aufzulösen. Der Sprecher der Stadt Stuttgart, Sven Matis, twitterte am Samstag: «Wir sind hellwach.»

Mehr zum Thema: Strafverteidiger Strate: Corona-Maßnahmen sind verfassungswidrig

Am Vortag hatte sich das Gesundheitsministerium kritisch über die geplanten Veranstaltungen gegen die Corona-Politik geäußert. Ministerialdirektor Uwe Lahl wies eindringlich darauf hin, dass die Corona-Verordnung durchaus ein Verbot hergegeben hätte. «Meine Prognose ist, dass die Hygieneregeln bei der Veranstaltung nicht eingehalten werden», sagte Lahl am Freitag. Die Stadt Stuttgart sah zu diesem Zeitpunkt allerdings keine Handhabe für ein Verbot.

Im vergangenen Sommer hatten auf dem Wasen bis zu 10.000 Menschen demonstriert. Zuletzt hatte am 20. März eine Demonstration in Kassel mit mehr als 20.000 Menschen für Schlagzeilen gesorgt - erlaubt waren nur 6000.

Mehr zum Thema: Klima-Lockdown: Der eigentliche Horror steht dem Mittelstand und den Bürgern noch bevor

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaftskrise: Trumpf-Unternehmenschefin für Streichung eines Feiertages
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutschland nicht wettbewerbsfähig: Coca-Cola beklagt Standortbedingungen
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...

DWN
Politik
Politik Trumps Verteidigungsminister im Sturm: Angeklagt des möglichen Kriegsverbrechens
03.12.2025

Ein mutmaßlicher US-Verteidigungsskandal erschüttert Washington. Neue Enthüllungen legen nahe, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Kurssturz nach katastrophalem Ausblick – Machtkampf und Übernahmefantasie
03.12.2025

Zur Wochenmitte hat sich der DAX leicht aufwärts bewegt, der Blick der Anleger fiel aber zu einem Großteil auf die Hugo Boss-Aktie: Das...