Politik

EU-Direktorin für Impfstoff-Zulassung war Pharma-Lobbyistin – unter anderem für AstraZeneca

Die aktuelle Direktorin der Europäischen Arzneimittelagentur, die für die Impfstoffzulassung verantwortlich ist, war zuvor für den europäischen Dachverband der Pharmalobby tätig. Zu den Mitgliedern des Dachverbands gehören unter anderem AstraZeneca und Johnson & Johnson.
03.04.2021 19:15
Aktualisiert: 03.04.2021 19:15
Lesezeit: 2 min
EU-Direktorin für Impfstoff-Zulassung war Pharma-Lobbyistin – unter anderem für AstraZeneca
Emer Cooke, Direktorin der EMA. (Foto: dpa) Foto: MARTIAL TREZZINI

Aus der Webseite der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) geht hervor, dass der AstraZeneca-Impfstoff in Vaxzevria umbenannt wird. Der Handelsname des Vakzins wurde am 25. März 2021 geändert. Diese Nachricht hat für eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung geführt (HIER).

Deshalb sollte ein Blick auf die EMA, die innerhalb der EU für die Impfstoffzulassung zuständig ist. Die Direktorin der EMA ist Emer Cooke. Die WHO teilt über sie mit: „In der Zeit von 1985 bis 1988 war sie in verschiedenen Positionen in der irischen Pharmaindustrie tätig, bevor sie 1988 als pharmazeutische Gutachterin zur irischen Arzneimittelregulierungsbehörde wechselte. 1991 wechselte sie als Managerin für Wissenschaft und Forschung zu EFPIA, dem europäischen Verband der pharmazeutischen Industrie Regulierungsangelegenheiten in Brüssel.“ Zuvor war Cooke als Direktorin der Abteilung für Regulierung und Präqualifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) tätig. „Politico“ bestätigt: „Sie hat auch bei der europäischen Pharma-Lobby EFPIA gearbeitet.“

Über die EFPIA schreibt „Lobbypedia“: „Die European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA) ist der europäische Dachverband der pharmazeutischen Industrie, dessen Mitglieder 33 nationale Verbände und 40 führende europäische Arzneimittelhersteller sind. Hinzu kommen die beiden europäischen Fachverbände für Impfstoffe und Biopharmazeutika, Vaccines Europe (VE) und European Bio-Pharmaceutical Enterprises (EBE). Die EFPIA ist die wichtigste Lobbyorganisation der europäischen Pharmabranche mit den höchsten Lobbyausgaben, den meisten Kontakten zur EU und mehreren eingeschalteten Lobby-Agenturen.“

Zu den Vollmitgliedern von EFPIA gehören unter anderem AstraZeneca und Johnson & Johnson (HIER). Es gibt auch enge Verbindungen zwischen dem Weltwirtschaftsforum und der EFPIA. Das WEF führt auf ihrer Webseite über Susanne Schaffert, Präsidentin von „Novartis Oncology“, die als Autorin geführt wird, aus: „Dr. Susanne Schaffert ist seit Januar 2019 Präsidentin von Novartis Oncology. Sie ist Mitglied des Executive Committee von Novartis und sitzt derzeit im Vorstand des Europäischen Verbandes der pharmazeutischen Industrie und Verbände (EFPIA).“

Über das EFPIA führt das WEF in einem Beitrag mit dem Titel „Die Pharmaindustrie muss ein Treiber des Wandels im digitalen Zeitalter sein“ aus: „Ergebnisorientierte Gesundheitssysteme, wie sie von der Europäischen Föderation der pharmazeutischen Industrie und Verbände (EFPIA) befürwortet werden, könnten bessere Ergebnisse bei gleichen oder sogar niedrigeren Kosten liefern und dazu beitragen, die Gesundheitssysteme nachhaltig zu erhalten.“

Die EU-Kommission hatte zwei Jahre vor der Corona-Pandemie eine „Roadmap zur Impfung“ für die öffentliche Gesundheit ausgearbeitet. Zu den Zielen gehörten unter anderem: „Intensivere Überwachung der Impfbereitschaft in allen Altersgruppen, auch bei Beschäftigten des Gesundheitswesens. (…) Bekämpfung der Verbreitung von Falschinformationen im digitalen Zeitalter, die auch über Landesgrenzen hinweg verbreitet werden“ und die Einführung einer „gemeinsamen Impfkarte, die grenzüberschreitend elektronisch geteilt werden kann“ (HIER).

Mehr zum Thema:

DWN-Spezial: Weltwirtschaftsforum ist der große Treiber des digitalen Impfpasses

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Ostern: Werden zum Osterfest die Eier knapp?
09.03.2025

Rot, gelb oder grün - bunte Eier stoßen zum Osterfest nicht nur bei Kindern auf Begeisterung. Hunderte Millionen werden jedes Jahr...

DWN
Immobilien
Immobilien Genossenschafts-Wohnungen: Die letzte günstige Wohnoption?
09.03.2025

In Großstädten wie München ist bezahlbarer Wohnraum rarer als Gold. Wohnbaugenossenschaften stellen unter den Prinzipien der Selbsthilfe...

DWN
Technologie
Technologie Solarenergie im Keller: Immer mehr Haushalte speichern Strom
09.03.2025

Wer eine Solaranlage auf dem Dach hat, hat immer häufiger auch einen Batteriespeicher im Keller. Lohnt sich das?

DWN
Panorama
Panorama UN: Europa schlecht auf Kampf gegen künstliche Drogen vorbereitet
09.03.2025

UN-Fachleute warnen vor dem Vormarsch synthetisch hergestellter Substanzen. Sie fordern einen koordinierten internationalen Schutz gegen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ryanair verschiebt Ende der ausgedruckten Bordkarte
09.03.2025

Die Fluggesellschaft Ryanair gibt der ausgedruckten Bordkarte noch eine Gnadenfrist. Passagiere können noch bis Anfang November mit einer...

DWN
Finanzen
Finanzen Trading lernen: Können Sie mit Tradingkursen den Markt schlagen?
09.03.2025

Anbieter von Tradingkursen versprechen hohe Renditen mit dem kurzfristigen Handel von Wertpapieren. Doch ist das realistisch? Kann jeder...

DWN
Politik
Politik Verbeamtung auf Kosten der Steuerzahler: Massenhafte fragwürdige Last-Minute-Beförderungen der alten Ampelregierung
08.03.2025

Teure Beförderungswelle bei Rot-Grün kurz vorm Ende: „Operation Abendsonne“. In einem Punkt war die Ampel produktiver als die meisten...

DWN
Panorama
Panorama Neue Pandemie der Kurzsichtigen: Augenärzte sprechen von einer Pandemie der Myopie
08.03.2025

Warum Augenoptik ein Handwerk mit großer Zukunft ist: Um 2050 wird Prognosen zufolge die halbe Menschheit kurzsichtig sein. Epidemiologen...