Wirtschaft

EZB und IWF wollen das Bargeld mit einem fiesen Trick abschaffen

Es ist eindeutig. Die EZB und der IWF wollen die vorhandene Geldmenge in zwei Parallel-Währungen splitten – Bargeld und digitales Geld. Wer mit Bargeld bezahlt, muss Strafzinsen bezahlen. Wer sich für die digitale Alternative entscheidet, muss keine Strafzinsen zahlen.
13.04.2021 09:51
Aktualisiert: 13.04.2021 09:51
Lesezeit: 3 min
EZB und IWF wollen das Bargeld mit einem fiesen Trick abschaffen
Die Sonne geht vom Drachenberg gesehen hinter dem Berliner Fernsehturm auf. (Foto: dpa)

Aus einem Beitrag des Blogs des IWFs geht hervor: „In einer bargeldlosen Welt gäbe es keine Untergrenze für die Zinssätze. Eine Zentralbank könnte den Leitzins von beispielsweise 2 Prozent auf minus 4 Prozent senken, um einer schweren Rezession entgegenzuwirken. Die Zinssenkung würde auf Bankeinlagen, Kredite und Anleihen übertragen. Ohne Bargeld müssten die Einleger den negativen Zinssatz zahlen, um ihr Geld bei der Bank zu behalten, was den Konsum und die Investition attraktiver machen würde. Dies würde die Kreditvergabe erschüttern, die Nachfrage und die Wirtschaft ankurbeln. Wenn jedoch Bargeld verfügbar ist, wird es unmöglich, die Zinssätze erheblich in den negativen Bereich zu senken. Bargeld hat die gleiche Kaufkraft wie Bankeinlagen, jedoch zu null Nominalzinsen. Darüber hinaus ist es in unbegrenzten Mengen gegen Bankgeld erhältlich. Anstatt negative Zinsen zu zahlen, kann man daher einfach Bargeld bei null Zinsen halten. Bargeld ist eine kostenlose Option auf null Zinsen und dient als Zinsuntergrenze.“

Dass der IWF und die EZB eine vorsätzliche Kampagne gegen das Bargeld durchführen, geht aus einer kurzen Zusammenfassung des Buchs „Europäische Union und Währungsunion in der Dauerkrise“ hervor: „Aus den Reihen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) dringt die Idee, die Wertaufbewahrung in Bargeld zwecks Umgehung negativer Zinsen auf Depositen und Spareinlagen unattraktiv zu machen. Euro-Bargeld und Euro-Buchgeld würden als zwei Währungen mit festem Umtauschkurs zirkulieren. Das Euro-Bargeld würde in Höhe des negativen Leitzinses/Tagesgeldsatzes gegenüber dem Euro Buchgeld abgewertet – was quasi einer Steuer auf Bargeld entspricht.“

Doch nicht alle Zentralbanken möchten mitziehen. Eine Informationskampagne der österreichischen Zentralbank unterstreicht die Bedeutung von Euro-Bargeld. Dabei macht die Zentralbank keinen Hehl daraus, dass sie eine Verfechterin des Bargelds ist. Am 1. Jänner 2002 löste der Euro den Schilling als Bargeld ab und ist uns in diesen fast 20 Jahren ein alltäglicher Begleiter geworden. Die aktuelle Kampagne der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) unterstreicht die Bedeutung von Bargeld, das in Österreich nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel ist und einen Anteil von 79 Prozent an allen Zahlungsvorgängen hat, so die dpa. Durchschnittlich haben die Österreicherinnen und Österreicher 121 EUR in ihrer Brieftasche. OeNB-Direktor Eduard Schock verweist auf aktuelle Daten der Europäischen Zentralbank (EZB): „Wie wichtig Bargeld im Alltag der Menschen ist, zeigen auch die Ergebnisse der letzte Woche veröffentlichten SPACE-Studie der EZB.“

Der DWN-Analyst Sebastian Becker führt dazu aus: „Die Pandemie hat die alte Debatte über die Abschaffung des Bargeldes aufleben lassen, die emotional enorm aufgeheizt ist. Aus einer Studie geht hervor, dass immer weniger Deutsche cash zahlen, weil sie angeblich Angst vor einer Ansteckung haben.“

Über einen möglichen Ernstfall auf den Finanzmärkten berichtet Ernst Wolff: „Wie aber werden Regierungen und Zentralbanken reagieren, wenn sie im Zuge der sich anbahnenden Wirtschaftskrise durch einen Finanzcrash gezwungen werden, umgehend zu handeln? Auch dafür steht bereits ein Plan bereit, der die Abschaffung des Bargeldes in Windeseile vorantreiben könnte, ohne auf ein Verbot zu setzen. Er stammt aus den Reihen des Internationalen Währungsfonds und ist im IWF-Blog vom Februar 2019 unter dem Titel „How to make negative interest rates work“ („Wie man Negativzinsen zum Laufen bringt“) veröffentlicht worden. Der Plan sieht vor, dass die Zentralbanken die vorhandene Geldmenge in zwei Parallel-Währungen – Bargeld einerseits und elektronisches Geld andererseits – unterteilen und einen Wechselkurs zwischen beiden festlegen, der das Bargeld gegenüber dem elektronischen Geld abwertet. Das käme einer Steuer auf das Bargeld gleich und würde es – möglicherweise in mehreren Schritten - so unattraktiv machen, dass die Menschen ihre Bestände rasch auflösen würden und das Bargeld schnell aus dem Verkehr gezogen werden könnte. Im Zuge eines Finanzcrashs würde man ein solches Vorgehen der Öffentlichkeit vermutlich als „Notmaßnahme zur Stabilisierung des Systems“ verkaufen. Wie es im Einzelnen mit der Bargeld-Abschaffung weitergeht, kann zurzeit niemand genau sagen. Nur eines ist sicher: Sie wird auch weiterhin mit aller Macht vorangetrieben werden, und zwar ohne, dass die breite Öffentlichkeit über die Fortschritte informiert oder gar auf dem Laufenden gehalten wird.“

Wer profitiert von der Bargeldabschaffung?

Die weitgehende Abschaffung von Münzen und Scheinen würden vor allem die Armen in der Welt negativ zu spüren bekommen, berichtet Bloomberg. Profitieren dürften dagegen nur wenige Unternehmen und Individuen.

Zu den Gewinnern einer vollständigen Abschaffung des Bargelds würden Bloomberg zufolge die Besitzer und Aktionäre bestimmter Unternehmen und Institutionen gehören. Dazu zählt das Wirtschaftsmagazin auch Regierungen, weil diese jede finanzielle Transaktion überwachen und gegebenenfalls besteuern können.

Zu den Profiteuren würden auch Zentralbanken gehören, weil die allumfassende Kontrolle und Auswertung von Finanzströmen die Effizienz geldpolitischer Maßnahmen beträchtlich erhöht.

Gewinner wären auch Unternehmen, die keine Gebühren mehr für die Lagerung und den Transport von Bargeld bezahlen müssten und für die es keine Engpässe bei der Zahlungsabwicklung mehr gäbe.

Die Anbieter digitaler Bezahlmethoden und Kreditkartenfirmen wären ebenfalls positiv von der Abschaffung von Bargeld betroffen, weil sich die Nachfrage nach ihren Produkten immens erhöhen würde. Der Kreditkarten-Konzern Visa betreibt beispielsweise aktiv die Zurückdrängung von Bargeld und scheut dabei auch nicht vor ausgefallenen Aktionen zurück – etwa der Bezahlung von Restaurants, damit diese kein Bargeld mehr annehmen.

Zu den Verlierern der Bargeldabschaffung gehören insbesondere die Ärmsten in der Gesellschaft, schreibt Bloomberg. Weil sie gerade in armen und Entwicklungsländern oft nur kleine Ausgaben tätigen, würden sich für sie digitale Konten – deren Nutzung Gebühren erfordert – finanziell nicht lohnen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Datenerpressung statt Freihandel: China nutzt seltene Erden als Waffe
13.06.2025

China verlangt sensible Betriebsgeheimnisse, bevor es seltene Erden exportiert – ein klarer Machtzug im Handelskrieg. Der Westen liefert,...

DWN
Politik
Politik Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
13.06.2025

Auf deutschen Bankkonten schlummern Milliarden Euro, die anscheinend niemandem gehören. Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse...

DWN
Panorama
Panorama Flugzeugabsturz in Indien: Was passierte bei Flug AI171?
13.06.2025

Mehr als 240 Menschen starben bei einem verheerenden Flugzeugabsturz in Indien. Premierminister Narendra Modi besuchte den einzigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüsseler Kompromiss: EU führt Handelsquoten für Ukraine wieder ein – Litauen hofft auf Preisstabilisierung
13.06.2025

Handelsstreit mit Folgen: Die EU führt wieder Quoten für ukrainische Agrarimporte ein. Litauen atmet auf, Kiew warnt vor...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Der Microlino: Wie ein Schweizer Tüftler dem SUV-Wahnsinn trotzt
13.06.2025

SUVs dominieren unsere Straßen – größer, schwerer, ineffizienter. Doch ein Schweizer Tüftler stellt sich gegen diesen Trend: Wim...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wenn der Chef den Hund mitbringt: Sind Haustiere im Büro eine Revolution im Büroalltag?
13.06.2025

Ein Hund im Büro bringt gute Laune, sorgt für Entspannung und fördert das Teamgefühl – doch nicht alle sind begeistert. Warum...

DWN
Politik
Politik EU-Sanktionen wegen Russland-Handel: Brüssel zielt nun auch auf Chinas Banken
13.06.2025

Die EU plant erstmals Sanktionen gegen chinesische Banken wegen Unterstützung Russlands durch Kryptowährungen. Peking reagiert empört...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Kurse unter Druck: Markt reagiert panisch auf Nahost-Eskalation
13.06.2025

Explodierende Spannungen im Nahen Osten bringen den Kryptomarkt ins Wanken. Bitcoin fällt, Ether bricht ein – Anleger flüchten panisch...