Wirtschaft

BlackRock und Corona-Krise: Zwischen Allmacht, Größenwahn und Profitgier

Der US-Vermögensverwalter BlackRock gehört zu den größten Profiteuren der Corona-Krise. Doch damit nicht genug. BlackRock wird auch im Rahmen des Green Deals eine große Rolle in Europa und in den USA spielen.
15.04.2021 12:06
Aktualisiert: 15.04.2021 12:06
Lesezeit: 3 min
BlackRock und Corona-Krise: Zwischen Allmacht, Größenwahn und Profitgier
Das Gemälde "Nero an der Lagune" von Jan Styka (Öl auf Leinwand um 1900)ist eines der Ausstellungsstücke der Nero-Schau in Rom (undatiertes Handout). (Foto: dpa)

BlackRock hat Aktien in den gewinnträchtigsten Unternehmen, etwa bei Coca Cola, Goldman Sachs, Exxon, Nestlé, Nike, Bayer, BASF, Siemens, VW, BMW, Daimler, Allianz, Amazon, Google, Apple, Microsoft, Facebook, auch etwa bei den größten Rüstungskonzernen, also zum Beispiel Lockheed, Boeing, Northrop, Raytheon (alle USA), Leonardo (Italien), Thales (Frankreich) und Rheinmetall (Deutschland). Da wurden und werden erhebliche Gewinne ausgeschüttet, auch durch Aufrüstung gegen neue und alte Feinde. Gegen prekäre Arbeitsverhältnisse etwa bei Amazon und Apple hat Fink noch nie protestiert, denn sie erhöhen die Gewinne. Und die Null- und Niedrigzinsen sind da besonders günstig: BlackRock nutzt sie, um billig immer neue Unternehmen beziehungsweise Unternehmensanteile aufzukaufen“, hatte zuvor Werner Rügemer, Publizist, Vorsitzender der Aktion gegen Arbeitsunrecht, in einem Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten gesagt. Ein Großteil dieser Konzerne sind im Verlauf der Pandemie gewachsen.

Im August 2019 stellte BlackRock eine Strategie vor, wie auf eine neue Krise zu reagieren sei. Rund ein Jahr später wurden zahlreiche der in der Studie vorgestellten Ideen dank der Corona-Pandemie weltweit verwirklicht (HIER). BlackRock-Chef Larry Fink sagte im April 2020: „Wenn wir diese Krise überstanden haben, wird die Welt eine andere sein. Die Psychologie der Anleger wird sich verändern. Das Geschäftsleben wird sich verändern. Der Konsum wird sich verändern. Die Welt wird diese Krise überstehen. Die Wirtschaft wird sich erholen. Und jenen Anlegern, die ihre Augen nicht auf den wackeligen Boden unter unseren Füßen richten, sondern auf den Horizont, bieten sich an den Märkten jetzt enorme Chancen.“

Bei der Geldanlage könnte die aktuelle Krise nach Finks Einschätzung zum Katalysator für Angebote werden, die Kriterien wie Umweltschutz, Soziales und gute Unternehmensführung berücksichtigen. „Die aktuelle Pandemie führt uns vor Augen, wie fragil die Welt ist und welcher Wert in nachhaltigen Portfolios steckt“, zitiert die dpa Fink. „Wenn wir diese Krise überstanden haben und Anleger ihre Portfolios anpassen, haben wir die Möglichkeit, eine nachhaltigere Welt zu schaffen.“

Blackrock sahnt selbst gleich mehrfach ab. Aktien, die ihm zur Geldanlage anvertraut werden, verleiht er teilweise an sich selbst, um auf sinkende Kurse zu wetten. Darüber hinaus darf er die von der US-Zentralbank erschaffenen Billionen zur Rettung des Finanzsystems verwalten.

Der 1988 gegründete Finanzriese verwaltet nach jüngsten Zahlen für das Jahr 2019 gut 7,4 Billionen Dollar (gut 6,7 Billionen Euro) Anlagegelder. Das US-Unternehmen ist weltweit an mehr als 15.000 Unternehmen beteiligt, in Deutschland unter anderem an allen Dax-Konzernen. Prof. Dr. Max Otte wörtlich: „Fast zwei Drittel der deutschen DAX-Konzerne gehören mittlerweile ausländischen Investoren. Das sind 736 Milliarden Euro Kapital, die im Ausland für steigende Erträge sorgen – aber nicht in Deutschland. Allen voran langt BlackRock, der Gigant unter den Vermögensverwaltern, kräftig zu. Dem US-Konzern gehören große Teile einiger Weltmarktführer aus Deutschland – beispielsweise 7 Prozent von Bayer, 8,9 Prozent des Chemiekonzerns Merck und 6,3 Prozent der mittlerweile 137 Jahre alten Münchener Rückversicherungsgesellschaft.“

Doch die Macht des Top-Vermögensverwalters wächst und wächst.

Die Europäische Kommission hatte BlackRock mit einem Beratungsvertrag ausgestattet. Das mächtigste Finanz-Unternehmen der Welt mit Sitz in New York soll seine Expertise hinsichtlich der Integration sozialer und ökologischer Ziele in Europa (Green Deal) im Zusammenhang mit der Banken-Regulierung einbringen. BlackRock bekommt Aufträge von Zentralbanken, von Regierungen auf der ganzen Welt und innerhalb der EU.

Dem Green Deal-Ansatz zufolge sind neue Regeln für Banken erforderlich, von denen viele in fossile Brennstoffe investieren. Eines der Argumente ist, dass das mit solchen Investitionen verbundene Risiko vollständig in den Regeln des Green Deals berücksichtigt werden muss, wenn der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft erleichtert werden soll. “Von schmutzigen Investitionen muss abgeraten werden, umweltfreundliche Investitionen müssen erleichtert werden. Aus diesem Grund ist der bevorstehende Vorschlag zur Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Zielen (ESG) in die Bankenregulierung so wichtig”, so Kenneth Haar in einem Beitrag des EU Observers.

Wall Street Banker und insbesondere Banker der Goldman Sachs Group hatten lange Zeit leitende Positionen im Weißen Haus inne. Unter dem gewählten Präsidenten Joe Biden gehen solche Rollen an Führungskräfte von BlackRock (HIER).

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