Trotz eines bereits umfangreichen Personalabbaus will die Lufthansa in Deutschland weitere rund 10.000 Vollzeitstellen streichen oder im vergleichbaren Maße Personalkosten einsparen. Erreichen will das der Konzern über freiwillige Abgänge oder Teilzeitlösungen, wie Finanzvorstand Remco Steenbergen am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen sagte. Er verwies auf laufende Verhandlungen mit den Gewerkschaften für die Piloten und das Bodenpersonal zu Neuregelungen ab 2022. Er sagte aber auch: «Wir bereiten uns auf Entlassungen vor.» Dieses Mittel könne Anfang des kommenden Jahres eingesetzt werden.
In den zurückliegenden zwölf Monaten hat der Konzern nach eigenen Angaben weltweit rund 24.000 Vollzeitstellen abgebaut, was rund 25.700 Beschäftigten entspricht. Der Großteil entfiel auf die Catering-Tochter LSG, deren Europageschäft an die Gategroup verkauft wurde. In Deutschland ging die Zahl der Vollzeitstellen meist durch Fluktuation um 8.000 auf 52.200 zurück. Außerhalb Deutschlands wurden im selben Zeitraum 16.000 Stellen gestrichen. Konzernweit - also unter Einbeziehung der Tochtergesellschaften wie Swiss und Austrian - nannte Lufthansa zum Monatsende März noch 93.500 Stellen, die sich rund 111.000 Lufthanseaten teilen.
In der Verlustzone
Der staatlich gestützte Konzern bleibt wegen der Corona-Krise tief in der Verlustzone. Das Unternehmen machte im ersten Quartal dieses Jahres bei einem um 60 Prozent reduzierten Umsatz einen Verlust von 1,05 Milliarden Euro, wie es am Donnerstag in Frankfurt berichtete. Der MDax-Konzern zeigte sich damit 2021 aber deutlich stabiler als zu Beginn der Corona-Krise im ersten Quartal des Vorjahres, das man mit einem doppelt so hohen Verlust von 2,12 Milliarden Euro abgeschlossen hatte.
Neben Kosteneinsparungen etwa durch Stellenabbau, Kurzarbeit und stillgelegte Jets flog die Frachtsparte Lufthansa Cargo mit einem operativen Rekordgewinn von 314 Millionen Euro wieder in der Gewinnzone. Die Lufthansa Technik konnte von einem erstarkten Wartungsgeschäft in den USA und Asien profitieren und lieferte einen operativen Gewinn von 16 Millionen Euro ab.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet zwar weiterhin eine stark ansteigende Nachfrage ab dem Sommer. «Ermutigende Signale, wie die Ankündigung der EU-Kommission, geimpften Fluggästen aus den USA die Einreise nach Europa wieder zu ermöglichen, bestätigen unsere Zuversicht», erklärte er laut einer Mitteilung.
Auf der anderen Seite kippte der Konzern aber seine Prognose, dass er im Gesamtjahr bis zu 50 Prozent seiner Jahreskapazität von 2019 werde fliegen können. Nun werden bei einer starken Konzentration auf touristische Ziele noch etwa 40 Prozent erwartet, wie es hieß. Im ersten Quartal hatten Lufthansa und die übrigen Konzernmarken nur 21 Prozent ihres 2019er-Angebots geflogen und mit 3 Millionen Fluggästen nur ein Zehntel der damaligen Passagierzahl erreicht.
Das Unternehmen hat aber im Verlauf der Krise den Geldabfluss im laufenden Geschäft besser in den Griff bekommen. Er lag im Startquartal 2021 laut Bericht bei 235 Millionen Euro monatlich und damit unter der Prognose von 300 Millionen Euro. Im zweiten Quartal soll der Wert des «Cash-Burn» auf 200 Millionen Euro im Monat sinken. Laut Mitteilung wurde der operative Aufwand im Jahresvergleich um 51 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro gesenkt. Nahezu jede fünfte Stelle wurde gestrichen, so dass die Zahl der Beschäftigten in der Jahresfrist um 19 Prozent auf 111.262 sank.
Die flüssigen Mittel zum Quartalsende betrugen 10,6 Milliarden Euro im Vergleich zu 11,1 Milliarden Euro zum Jahresende 2020. Der Konzern hat von Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz im vergangenen Jahr 9 Milliarden Euro Staatshilfe erhalten, von denen 5,4 Milliarden Euro noch nicht genutzt seien. Ein darin enthaltener Kredit der KfW-Bank in Höhe von einer Milliarde Euro wurde bereits zurückgezahlt, auf der anderen Seite hat Lufthansa aber auch neue Schulden aufgenommen. Auf der Hauptversammlung am 4. Mai will sich der Vorstand mit einem Vorratsbeschluss einen Rahmen von 5,5 Milliarden Euro für neues Eigenkapital genehmigen lassen, um bei Bedarf die teuren Staatsbeteilgungen ablösen zu können.