Deutschland

Karl Lauterbach wollte, dass sich die Bürger aus Staubsaugerbeuteln Corona-Masken basteln

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist während der Corona-Krise mit einer Reihe von Irrtümern aufgefallen. So empfahl er beispielsweise im April 2020, dass sich die Bürger aus Staubsaugerbeuteln Corona-Masken basteln sollen. Hersteller rieten nachdrücklich davon ab.
03.06.2021 15:57
Aktualisiert: 03.06.2021 15:57
Lesezeit: 3 min

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte am 9. April 2020 bei „Markus Lanz“ erklärt, dass Staubsaugerbeutel sehr gut seien, um selbstständig Corona-Masken herzustellen. Zuvor hatte er über Twitter mitgeteilt: „Zu selbstgemachten Masken gibt es kaum Studien. Diese aus 2013 aus Cambridge gehört zu den besseren. Sie zeigt dass OP-Masken etwa 4-5 mal besser filtern als Eigenbau Baumwolle. Staubsaugerbeutel-Masken sehr gut. Aber: Industrieland Deutschland braucht hier keinen Eigenbau!“

Focus Online“ führte dazu aus: „Allerdings raten Hersteller der Staubsaugerbeutel ganz klar davon ab, wie die Firma ,Swirl‘ auf ihrer Website schreibt: Entgegen der vermehrten Tipps im Internet könne man nicht empfehlen, ,Staubsaugerbeutel für selbst gebastelte Schutzmasken zu verwenden‘. Grund sei in erster Linie die Größe der Viren: Diese beträgt 0,12 bis 0,16 Mikrometer. Der im Staubsaugerbeutel eingebaute Feinstaubfilter halte hingegen nur Partikel bis zu 0,3 Mikrometer auf. Die Viren können somit ungehindert durchrutschen.“

Eine weitere Falschaussage tätige Lauterbach beispielsweise am 16. April 2021 laut „Bild“: „Diejenigen, die jetzt auf Intensivstationen behandelt werden, sind im Durchschnitt 47 bis 48 Jahre alt. Die Hälfte von denen stirbt. Viele Kinder verlieren ihre Eltern. Das ist eine Tragödie.“

Das Blatt wörtlich: „Fakt ist: Niemand wusste zu dem Zeitpunkt, wie alt die Intensivpatienten wirklich sind. Auf eine Anfrage der FDP-Politikern Judith Skudelny im April, teilte die Bundesregierung mit, dass bei der Übermittlung der Intensivbetten-Kapazitäten keine Daten zum Alter der Patienten erfasst wurden. Grund: Man habe diese Daten bisher nicht ,als erforderlich angesehen‘.“

Die „Bild“-Zeitung hat die zehn eklatanten Irrtümer von Karl Lauterbach aufgezählt.

In einem offenen Brief hatten sich mehrere Ärzte an Lauterbach gewandt. Der Brief wurde auf der Webseite des Magazins „1bis19 – Magazin für demokratische Kultur“ veröffentlicht (HIER). Er wird unkommentiert wiedergegeben:

Herrn Abgeordneten

Dr. Karl Lauterbach

Deutscher Bundestag Platz der Republik 1

11011 Berlin

Berlin, 29. März 2021

Offener Brief: Trennung der Arzt-Rolle von Ihrer politischen Betätigung

Sehr geehrter Herr Dr. Lauterbach,

als Politiker der Regierungskoalition sind Sie prominenter Unterstützer von deren Corona-Politik. Immer wieder treten Sie mit extremen Meinungsbekundungen im Zusammenhang mit SARS-CoV2-Infektionen auf. Dabei nehmen Sie zumindest billigend in Kauf, in der Bevölkerung den Irrtum auszulösen, Ihre Äußerungen gründeten auf Ihrer ärztlichen Kompetenz oder auf ärztlicher Verpflichtung gegenüber dem Allgemeinwohl. Beispielhaft hierfür ist Ihr Tweet vom 26.3.21 (siehe Anlage):

“Viele 40-80 Jährige werden einen Moment der Unachtsamkeit mit dem Tod oder Invalidität bezahlen. Junge Männer werden von Sportlern zu Lungenkranken mit Potenzproblemen…”

Wir Unterzeichner stellen klar, dass diese Äußerung von Ihnen, wie eine überwältigende Vielzahl zuvor

  • dem medizinischen Kenntnisstand sowie
  • der ärztlichen Berufserfahrung widerspricht und
  • sich in derartig sinnentstellender Überzogenheit als Warnung eines Arztes an ratsuchende Menschen kategorisch verbietet.

Unbeschadet aller zulässigen Differenzen bei der Kommunikation des Kenntnisstandes gilt für Ärzte: primum non nocere. Es ist unsere grundlegende Berufspflicht, bei jeglichem Handeln gegenüber Patienten zusätzlichen Schaden für diese zu vermeiden. Bei Ihren oben dargelegten Äußerungen überwiegt jedoch vor jedem Informationsgehalt das Schüren irrationaler und extremer Angst. Damit sind diese Äußerungen geeignet, einer Vielzahl von Menschen psychisch wie mittelbar somatisch schweren gesundheitlichen Schaden zuzufügen.

Wir fordern Sie daher höflich auf, Ihre politische Betätigung künftig für die Öffentlichkeit deutlich erkennbar von Ihrer Berufszulassung als Arzt zu trennen.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Brandenburg

Dr. med. Paul Brandenburg

Facharzt für Allgemeinmedizin,

Notfallmedizin

Berlin

auch im Namen von

Christian Gutekunst

Facharzt für Allgemeinmedizin

Kiel

Dr. med. Peter Klare

Facharzt für Frauenheilkunde /

Gynäkologische Onkologie

Berlin

Dr. med. Ines Hönicke

Fachärztin für Anästhesiologie und Psychotherapie

Potsdam

Dr. med. Susann Schumann

Fachärztin für Allgemeinmedizin

Berlin

Radimé Farhumand

Fachärztin für Anästhesie

Gelsenkirchen

Dr. med. Jürgen-Detlef Theuer

Facharzt für Innere Medizin / Kardiologie

Seelow

Dr. med. Markus Hahn

Facharzt Innere Medizin / Hämatologie

und Internistische Onkologie

Ansbach

Ulrike Bross-Kurat

Ärztin, Psychotherapie

Berlin

Dr. med. Thomas Külken

Facharzt für Allgemeinmedizin

Taufen

Dorothee Göllner

Fachärztin für Kinder-und Jugendmedizin

Lippetal

Dr. Ursula Gehring

Fachärztin für Allgemeinmedizin

Waldkirch

Dr. med. Michaela Gauch

FMH Allg./Innere Medizin

Chur

Dr.med. Stefanie Stuhlweißenburg

Fachärztin für Allgemeinmedizin

Blaustein

Dr. Olaf Kistenmacher

Facharzt Allgemeinmedizin, Sportmedizin

Rellingen

Oli Rebmann

Facharzt für Anästhesiologie, Notfallmedizin

Stuttgart

Christine Roch

Ärztin, Homöopathie

Schwabach

Jette Limberg-Diers

Ärztin

Aumühle

Dr.med. Sebastian Hinz

Facharzt für Innere Medizin / Gastroenterologie

Erfurt

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