Finanzen

Frankreich und die Schweiz starten ersten Versuch mit digitalem Zentralbankgeld in Europa

Die Banque de France und die Schweizerische Nationalbank (SNB) wollen erstmals in Europa grenzüberschreitende Zahlungen mittels Digitalwährungen testen.
10.06.2021 13:12
Aktualisiert: 10.06.2021 13:12
Lesezeit: 2 min

Die Banque de France und die Schweizerische Nationalbank (SNB) wollen erstmals in Europa grenzüberschreitende Zahlungen mittels Digitalwährungen testen. In einem Pilotprojekt sollen Kreditgeschäfte zwischen Geschäftsbanken mittels digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) abgewickelt werden, wie die Notenbanken am Donnerstag mitteilten.

Beide untersuchen den Einsatz von Digitalwährungen bereits in eigene Projekten. In der "Jura" getauften Zusammenarbeit soll sie nun erstmals bei grenzüberschreitenden Transaktionen zum Einsatz kommen - vorerst nur zwischen Finanzinstituten. "Die Banque de France ist von den potenziellen Vorteilen einer digitalen Zentralbankwährung überzeugt, die ein Höchstmaß an Sicherheit und Effizienz bei Finanztransaktionen bietet", erklärte Sylvie Goulard, stellvertretende Gouverneurin der Banque de France. SNB-Direktoriumsmitglied Andrea Maecheler ergänzte: "Für Zentralbanken ist es entscheidend, bei technologischen Entwicklungen am Puls der Zeit zu bleiben."

Auf Schweizer Seite werden die Großbanken UBS und Credit Suisse teilnehmen und in Frankreich Natixis. Ebenfalls involviert sind die Beratungsfirma Accenture, die zur Schweizer Börse gehörende SIX Digital Exchange, das Fintech-Unternehmen R3 und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).

Beide Zentralbanken betonen den experimentellen Charakter von "Jura" und wollen das Projekt nicht als Hinweis auf eine geplante Ausgabe von CBDC verstanden wissen. Allerdings treiben Währungshüter weltweit die Vorarbeiten zur Ausgabe von Digitalversionen ihrer Währungen immer rascher voran. Angetrieben werden sie von der Sorge, sie könnten die Kontrolle über den Geldkreislauf und die Bezahlsysteme verlieren. Denn potenzielle Rivalen wie etwa die Kryptowährung Bitcoin dringen immer tiefer in die Kernmärkte der stärker von den Außenrändern der Finanzwirtschaft vor und ziehen inzwischen etablierte Großinvestoren an. Hinzu kommen Projekte wie die Kryptodevise Diem von Facebook. In einer zunehmend digitalisierten Finanzwelt könnte dadurch die Währungshoheit der Zentralbanken ins Wanken geraten.

Chinas Notenbank hat bereits umfangreiche Testläufe mit einem digitalen Yuan in mehreren Millionenmetropolen gestartet und ist Anfang dieses Jahres einem grenzüberschreitenden Projekt namens "m-CBDC" beigetreten. Die amerikanische Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) lassen sich mehr Zeit: In den USA sollen in den nächsten zwölf Monaten mehrere Pilotprogramme für einen digitalen Dollar starten. Und die EZB lotet die mögliche Einführung eines digitalen Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre aus..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...