Finanzen

Aufruhr am Repo-Markt: Fed zieht 500 Milliarden Dollar Liquidität aus dem Markt

Die Federal Reserve musste am Mittwoch auf einen Schlag US-Staatsanleihen im Rekordumfang von 503 Milliarden Dollar verkaufen. Denn ihre lockere Geldpolitik hat den Markt mit Liquidität überschwemmt.
10.06.2021 15:00
Lesezeit: 2 min
Aufruhr am Repo-Markt: Fed zieht 500 Milliarden Dollar Liquidität aus dem Markt
Unter Führung von Jerome Powell macht die Fed historische Reverse-Repo-Geschäfte. (Foto: dpa) Foto: ---

Am Mittwoch hat die Federal Reserve im Rahmen von sogenannten Reverse-Repo-Geschäften US-Staatsanleihen im Umfang von 503 Milliarden Dollar verkauft. Die US-Notenbank nutzt die "Reverse Repos", um dem Markt Liquidität zu entziehen. Das heißt, sie verkauft den Banken und Hedgefonds vorübergehend riesige Mengen Staatsanleihen.

Die 503 Milliarden Dollar an Staatsanleihen vom Mittwoch wurden bereits am Donnerstag fällig und abgewickelt. Die Übernacht-Repos vom Dienstag im Umfang von 497 Milliarden waren am Mittwoch fällig, wurden aber noch am selben Tag umgehend durch eine neue und noch größere Flut von mehr als einer halben Billion Dollar ersetzt, wie der Analyst Wolf Richter berichtet.

Ein ähnliches Phänomen wie derzeit am Repo-Markt, wenn auch in kleinerem Maßstab, trat in den Jahren ab 2014 auf, als das US-Finanzsystem nach Jahren starker Wertpapierkäufe (QE) mit Bargeld überschwemmt war. Zum Ende des Quartals, insbesondere zum Jahresende, schnellten die Reverse-Repo-Salden in die Höhe. Das Phänomen ging zurück, als die Fed von Ende 2017 bis 2019 begann, ihre Vermögenswerte abzubauen.

Doch in der aktuellen Krise steigen die Reverse-Repo-Salden plötzlich nicht zum Ende, sondern schon in der Mitte des Quartals stark an und zudem auf neue Rekordhöhen, die weit über den Ständen der Vergangenheit liegen, wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten bereits vor drei Wochen ausführlich berichteten. Mit Sorge fragt man sich, was erst zum Quartalsende am 30. Juni geschehen wird.

Die 503 Milliarden Dollar an Liquidität, welche die Federal Reserve am Mittwoch in Form von Übernacht-Reverse-Repo-Geschäften vorübergehend aus dem Markt gezogen hat, macht den Liquiditätseffekt von 4,2 Monaten ihrer Wertpapierkäufe rückgängig. Denn die US-Notenbank kauft derzeit Papiere im Umfang von etwa 120 Milliarden pro Monat und verhindert mit dieser starken Nachfrage einen Crash am Anleihemarkt.

Die Fed bietet diese Reverse-Repo-Geschäfte für 0 Prozent Rendite an. Sie will verhindern, dass die Reverse-Repo-Sätze in den negativen Bereich fallen, da die Banken ihre Liquidität abbauen wollen. Die Fed könnte das Übermaß an Liquidität auch in den Griff bekommen, indem sie ihre Wertpapierkäufe reduziert und schließlich ihre Bilanz verringert. Auf diese Weise wurde das Problem beim letzten Mal gelöst.

Der Zinssatz für Reverse-Repo-Geschäfte wird derzeit für eine mögliche Erhöhung vorbereitet. Auch die Zinsen auf überschüssige Reserven (Interest on Excess Reserves, IOER) könnten angehoben werden. Die Fed zahlt den Banken derzeit 0,1 Prozent Zinsen auf Bargeld, das sie bei ihr hinterlegen. Diese Währungsreserven belaufen sich derzeit auf 3,8 Billionen Dollar.

In einem Interview mit Yahoo Finance bereitete der Präsident der New Yorker Fed, John Williams, dessen Abteilung die Handelsaktivitäten der US-Notenbank abwickelt, die Märkte bereits letzte Woche auf eine Anhebung des Reverse-Repo-Satzes und des Zinssatzes auf überschüssige Reserven (IOER) vor.

Williams betonte wiederholt, dass das Reverse-Repo-System "wirklich gut" funktioniere und zwar "genau so, wie es entworfen wurde", dass es in dieser Hinsicht wirklich keinerlei Bedenken gebe. "Die Tatsache, dass die Gelder zwischen dem Bankensystem und dem Übernacht-Reverse-Repo fließen, ist genau das, was wir unter solchen Umständen erwarten würden", sagte er.

Williams äußerte sich auch zur Ankündigung der Fed in der letzten Woche, wonach die Notenbank die Unternehmensanleihen, die sie 2020 im Kampf gegen Corona erworben hat, wieder vollständig an den Markt verkaufen wird. Dem Notenbanker zufolge ist dies eine Reaktion darauf, dass die US-Wirtschaft sich erholt hat und dass der Anleihemarkt sehr gut funktioniert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Internetnutzung: Millionen Deutsche leben offline
23.05.2025

Rund 2,8 Millionen Menschen in Deutschland haben das Internet noch nie genutzt. Und das, obwohl immer mehr Dienstleistungen digital...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Litauen überholt Deutschland: Litauische Unternehmen übernehmen Marktanteile deutscher Betriebe
23.05.2025

Während Deutschlands Mittelstand unter Kosten und Bürokratie zusammenbricht, füllen litauische Firmen die Lücken – schneller,...

DWN
Panorama
Panorama Ukraine-Krieg: Gescheiterte Verhandlungen 2022 - Lawrow über Waffenruhe „Wir wollen das nicht mehr“
22.05.2025

Russlands Außenminister Sergej Lawrow erteilt einer langfristigen Waffenruhe eine Absage. Nach Angaben des russischen Außenministers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliardär Arnault warnt: EU treibt Industrie in den Abgrund
22.05.2025

Bernard Arnault, der reichste Mann Europas, schlägt Alarm: Die EU spiele mit dem Feuer, während Zölle explodieren und ganze Branchen...

DWN
Politik
Politik Russisches Schatten-Schiff vor Polens Küste: Polen interveniert - ein verdächtiges Manöver?
22.05.2025

Ein russisches Schiff der „Schattenflotte“ hat verdächtige Manöver in der Nähe des Verbindungskabels zwischen Polen und Schweden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI statt Ruhestand: Google-Mitgründer Brin kehrt zurück – jetzt wird’s ernst
22.05.2025

Sergey Brin ist zurück – getrieben von der KI-Revolution. Google greift mit neuer Macht an, doch die Fehler der Vergangenheit sitzen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüssel bremst Billig-Boom: EU erklärt Temu und Shein den Zoll-Krieg
22.05.2025

Die EU greift zur Zollkeule: Mit einer neuen Pauschalabgabe sollen Temu und Shein ausgebremst werden – doch am Ende zahlen Europas...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien: Banken vergeben deutlich mehr Kredite für Wohnimmobilien
22.05.2025

Die Immobilienpreise waren zeitweise spürbar gefallen, nun kommt der Markt wieder in Fahrt. Verbraucher und Investoren schließen deutlich...