Am Mittwoch hat die Federal Reserve im Rahmen von sogenannten Reverse-Repo-Geschäften US-Staatsanleihen im Umfang von 503 Milliarden Dollar verkauft. Die US-Notenbank nutzt die "Reverse Repos", um dem Markt Liquidität zu entziehen. Das heißt, sie verkauft den Banken und Hedgefonds vorübergehend riesige Mengen Staatsanleihen.
Die 503 Milliarden Dollar an Staatsanleihen vom Mittwoch wurden bereits am Donnerstag fällig und abgewickelt. Die Übernacht-Repos vom Dienstag im Umfang von 497 Milliarden waren am Mittwoch fällig, wurden aber noch am selben Tag umgehend durch eine neue und noch größere Flut von mehr als einer halben Billion Dollar ersetzt, wie der Analyst Wolf Richter berichtet.
Ein ähnliches Phänomen wie derzeit am Repo-Markt, wenn auch in kleinerem Maßstab, trat in den Jahren ab 2014 auf, als das US-Finanzsystem nach Jahren starker Wertpapierkäufe (QE) mit Bargeld überschwemmt war. Zum Ende des Quartals, insbesondere zum Jahresende, schnellten die Reverse-Repo-Salden in die Höhe. Das Phänomen ging zurück, als die Fed von Ende 2017 bis 2019 begann, ihre Vermögenswerte abzubauen.
Doch in der aktuellen Krise steigen die Reverse-Repo-Salden plötzlich nicht zum Ende, sondern schon in der Mitte des Quartals stark an und zudem auf neue Rekordhöhen, die weit über den Ständen der Vergangenheit liegen, wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten bereits vor drei Wochen ausführlich berichteten. Mit Sorge fragt man sich, was erst zum Quartalsende am 30. Juni geschehen wird.
Die 503 Milliarden Dollar an Liquidität, welche die Federal Reserve am Mittwoch in Form von Übernacht-Reverse-Repo-Geschäften vorübergehend aus dem Markt gezogen hat, macht den Liquiditätseffekt von 4,2 Monaten ihrer Wertpapierkäufe rückgängig. Denn die US-Notenbank kauft derzeit Papiere im Umfang von etwa 120 Milliarden pro Monat und verhindert mit dieser starken Nachfrage einen Crash am Anleihemarkt.
Die Fed bietet diese Reverse-Repo-Geschäfte für 0 Prozent Rendite an. Sie will verhindern, dass die Reverse-Repo-Sätze in den negativen Bereich fallen, da die Banken ihre Liquidität abbauen wollen. Die Fed könnte das Übermaß an Liquidität auch in den Griff bekommen, indem sie ihre Wertpapierkäufe reduziert und schließlich ihre Bilanz verringert. Auf diese Weise wurde das Problem beim letzten Mal gelöst.
Der Zinssatz für Reverse-Repo-Geschäfte wird derzeit für eine mögliche Erhöhung vorbereitet. Auch die Zinsen auf überschüssige Reserven (Interest on Excess Reserves, IOER) könnten angehoben werden. Die Fed zahlt den Banken derzeit 0,1 Prozent Zinsen auf Bargeld, das sie bei ihr hinterlegen. Diese Währungsreserven belaufen sich derzeit auf 3,8 Billionen Dollar.
In einem Interview mit Yahoo Finance bereitete der Präsident der New Yorker Fed, John Williams, dessen Abteilung die Handelsaktivitäten der US-Notenbank abwickelt, die Märkte bereits letzte Woche auf eine Anhebung des Reverse-Repo-Satzes und des Zinssatzes auf überschüssige Reserven (IOER) vor.
Williams betonte wiederholt, dass das Reverse-Repo-System "wirklich gut" funktioniere und zwar "genau so, wie es entworfen wurde", dass es in dieser Hinsicht wirklich keinerlei Bedenken gebe. "Die Tatsache, dass die Gelder zwischen dem Bankensystem und dem Übernacht-Reverse-Repo fließen, ist genau das, was wir unter solchen Umständen erwarten würden", sagte er.
Williams äußerte sich auch zur Ankündigung der Fed in der letzten Woche, wonach die Notenbank die Unternehmensanleihen, die sie 2020 im Kampf gegen Corona erworben hat, wieder vollständig an den Markt verkaufen wird. Dem Notenbanker zufolge ist dies eine Reaktion darauf, dass die US-Wirtschaft sich erholt hat und dass der Anleihemarkt sehr gut funktioniert.