Deutschland

Aktuelle Zahlen zeigen: Delta-Variante harmloser als andere Covid-Stämme

Die Delta-Variante des Coronavirus ist zwar ansteckender als andere Mutanten, jedoch deutlich harmloser als diese. Dies zeigen aktuelle Zahlen aus England, wo der Delta-Stamm das Geschehen dominiert. In Deutschland, wo die Delta-Variante ebenfalls auf dem Vormarsch ist, leeren sich die Intensivstationen.
01.07.2021 08:23
Aktualisiert: 01.07.2021 08:23
Lesezeit: 2 min
Aktuelle Zahlen zeigen: Delta-Variante harmloser als andere Covid-Stämme
Eine undatierte elektronenmikroskopische Aufnahme des «U.S. National Institute of Health» zeigt das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) (orange), das aus der Oberfläche von im Labor kultivierten Zellen (grau) austritt. (Foto: dpa) Foto: ---

Der Virologe Klaus Stöhr sieht derzeit keine dramatischen Auswirkungen der Delta-Variante auf die Corona-Pandemie. „Zum Glück sehen wir jetzt, und das sind die Zahlen aus England, dass sich die Delta-Variante höchstwahrscheinlich etwas leichter übertragen lässt, aber die Erkrankungsschwere scheint vierfach geringer zu sein“, sagt Stöhr dem Sender MDR. Der Anteil der Delta-Variante an den Infektionen in Deutschland verdoppele sich etwa alle zehn Tage. Trotzdem gebe es einen „Sinkflug der Zahlen“.

Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) wächst in Deutschland der Anteil der Delta-Variante deutlich - bei insgesamt weiter rückläufiger Sieben-Tage-Inzidenz. Er verdoppelte sich in einer Stichprobe vergangene Woche im Vergleich zur Vorwoche fast auf 15,1 Prozent, wie aus einem RKI-Bericht vom vergangenen Mittwochabend hervorgeht. Die Angabe bezieht sich auf die Woche vom 7. bis 13. Juni.

Zahlen aus England zeigen sehr geringe Mortalität

Die von Stöhr angesprochenen Zahlen aus England zeigen tatsächlich eine sehr geringe Sterblichkeitsrate bei der Delta-Variante. Diese liegt demnach durchschnittlich bei 0,1 Prozent - gegenüber 2,7 Prozent bei der Eta-Variante, 1,9 Prozent bei der Alpha-Variante, 1,4 Prozent bei der Beta-Variante, 0,2 Prozent bei der Kappa-Variante und 0 Prozent bei der Gamma-Variante.

Die Delta-Variante (lila Farbe) macht seit Mitte Mai etwa 75 Prozent aller Ansteckungen in England aus - trotzdem, oder eben gerade deswegen, nimmt die Zahl der Krankenhauseinweisungen deutlich ab:

Stöhr fordert breitere wissenschaftliche Beratung der Politiker

Stöhr fordert eine breitere wissenschaftliche Beratung im Vorfeld von politischen Entscheidungen über die Pandemiebekämpfung. „Das sollten interdisziplinäre Teams sein, mit konträren Positionen und alternativen Herangehensweisen“, sagte Stöhr dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Auch Gesundheitsökonomen, Soziologen, Psychologen, Infektiologen, Ethiker und andere Wissenschaftler sollten zu Wort kommen.

Aus dieser Vielzahl der Perspektiven sollte die Politik Entscheidungen ableiten. Stöhr hat gemeinsam mit Fachleuten verschiedener Disziplinen ein Positionspapier geschrieben, das dem Spiegel vorliegt. Die Experten plädieren darin für einen Stufenplan, der Deutschland „ohne stetig neue Grundsatzdiskussionen bis zum Pandemieende bringt“. Er solle mit einer „Positivagenda“ gegen die Pandemiemüdigkeit der Bevölkerung anarbeiten. Zu den Erfolgskriterien sollten zählen: der R-Wert-Trend, eine risikogruppen-spezifische Inzidenz, die Belastung des Gesundheitssystems und die Belegung der Intensivstationen.

Intensivstationen leeren sich

Derweil werden auf den Covid-Intensivstationen der deutschen Kliniken fast nur noch Langzeitpatienten behandelt, Neueinweisungen gibt es landesweit so gut wie keine mehr. "Die allermeisten der rund 600 Covid-Patienten auf den Intensivstationen sind Langzeitpatienten", sagt Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. In "Einzelfällen" komme es auch noch zu Neuaufnahmen, doch viele der Patienten in den Krankenhäusern seien bereits seit Monaten in intensivmedizinischer Behandlung. Die meisten Covid-Intensivpatienten seien zwischen 50 und 70 Jahre alt.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht davon aus, dass die Delta-Variante des Coronavirus in Deutschland noch im Juli 70 bis 80 Prozent der Neuansteckungen ausmacht. Daher sei es wichtig, das Impftempo aufrechtzuerhalten, sagt Spahn in Berlin. Bislang seien in Deutschland zwei Drittel aller Erwachsenen mindestens einmal geimpft. Generell hätten mittlerweile 55 Prozent eine Erstimpfung erhalten, doppelt geimpft seien 37,3 Prozent. Spahn betont, nur eine vollständige Impfung schütze vor Delta.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...