Weltwirtschaft

Produkte aus Asien werden teurer oder verschwinden aus dem Sortiment

Lesezeit: 2 min
16.07.2021 11:00  Aktualisiert: 16.07.2021 11:00
Viele Waren, die in Europa verkauft werden, kommen aus Asien. Die gestörten Lieferketten führen hierzulande nicht nur zu steigenden Preisen.
Produkte aus Asien werden teurer oder verschwinden aus dem Sortiment
Die Engpässe und Verzögerungen in den globalen Lieferketten kommen mit Wucht beim deutschen Verbraucher an. (Foto: dpa)
Foto: Marcus Brandt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Auf Verbraucher in Deutschland kommen nach Einschätzung des Ökonomen Gabriel Felbermayr kräftige Preiserhöhungen bei Produkten aus Asien zu. Grund seien die Containerkrise im südchinesischen Meer und Chaos in den globalen Lieferketten. «Wenn es in Asien Lieferprobleme gibt, spüren wir das auch im Preis», sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), dem Portal t-online.de. «Wir müssen uns darauf einstellen, dass viele Produkte aus Fernost in den kommenden Monaten deutlich teurer werden», meinte Felbermayr.

Wie sehr die Preise im Durchschnitt steigen, sei schwer zu sagen, so der Ökonom. «Aber bei Gütern und Geschenken, die stark nachgefragt werden, Elektronikgeräte wie Fernseher oder Spielkonsolen, werden wir sicherlich einen Preisanstieg von bis zu 20 Prozent sehen.»

Doch nicht nur steigende Preise, sondern auch weniger Produkte könnten die Folge sein. Wie die WirtschaftsWoche berichtet, plant der schwedische Möbelriese Ikea im kommenden Geschäftsjahr 2022 bereits mit einem abgespeckten Angebot: «Eine Reduzierung des gesamten Sortimentvolumens in Europa um rund fünf Prozent und in Nordamerika um rund vier Prozent» sei vorgesehen, sagte eine Sprecherin.

Als Grund nannte Ikea «Einschränkungen des Warenflusses aus Asien» bei steigender Nachfrage. Um diese zu bewältigen, haben die Schweden den Angaben zufolge im laufenden Jahr das Transportvolumen bereits um zehn Prozent erhöht. Doch: «Mit Blick auf das kommende Geschäftsjahr sehen wir, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen», zitiert das Blatt das Unternehmen.

Zuletzt hatte ein Stau im Containerschiffsverkehr im südchinesischen Hafen Yantian, ausgelöst von einem Corona-Ausbruch unter Arbeitern, die globalen Güterströme stark behindert. Der Stau galt in der Schifffahrtsbranche als größeres Problem als die tagelange Sperrung des Suezkanals Ende März nach der Havarie des Frachters «Ever Given».

Die Störungen im Container-Schiffsverkehr sind eine der Ursachen für die Materialengpässe in Europa. Zudem lässt die anziehende Konjunktur in den USA und China viele Güter knapp und teuer werden. Grundsätzlich leide die Weltwirtschaft sehr unter der Lieferkrise, erklärte Felbermayr. «Was in China passiert, ist dramatisch. Das sind schmerzhafte Einschnitte für die Weltwirtschaft», sagte der IfW-Chef.

Das Lieferkettenchaos könne sich auch auf das Weihnachtgeschäft auswirken, das sich wegen langer Vorlaufzeiten schon anbahne, glaubt Felbermayr. «China ist für den Gabentisch in deutschen Wohnzimmern der wichtigste Lieferant. Wegen der Lieferengpässe dürften im Dezember die Regale in vielen Geschäften leerer sein als sonst.»


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...