Deutschland

179 Tote, Elend und Tränen nach Jahrhundertflut, doch Hauptsache der CSD findet statt

Während im Westen Deutschlands die Menschen wegen der Jahrhundertflut 179 Tote beklagen, feierten am 24. Juli 2021 65.000 Menschen auf dem CSD. Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer nahm ebenfalls teil.
25.07.2021 14:17
Lesezeit: 2 min
179 Tote, Elend und Tränen nach Jahrhundertflut, doch Hauptsache der CSD findet statt
Jerome Champagne nimmt an der Parade des Christopher Street Day (CSD) in Regenbogenfarben teil. Das offizielle Motto des CSDs lautet «Save our Community - save our Pride», eine Anspielung darauf, dass wegen der Coronakrise viele queere Einrichtungen um ihre Existenz bangen. (Foto: dpa) Foto: Jörg Carstensen

Die dpa meldete am 24. Jul 2021: „Ausgelassen und bunt verkleidet haben sich in Berlin-Mitte Tausende Menschen für den Christopher Streetday versammelt. Trotz Alkoholverbots und strenger Sicherheitsauflagen wegen der Corona-Pandemie feierten und tanzten die Menschen am Samstag zu Techno-Bässen von mehreren Lastwagen und demonstrierten für die Rechte von Homosexuellen. Unter den Teilnehmen war auch Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) (…) ,Durch die Pandemie wird die diesjährige Demonstration ihren Fokus auf eine nahezu reine Demo mit Protestzug-Charakter legen‘, hatten die Veranstalter zuvor angekündigt. Die Partystimmung ließen sich die Demonstranten davon indes nicht austreiben.“

Der „Tagesspiegel“ berichtet: „Am Sonnabend ist die Parade zum Christopher Street Day durch Berlin gezogen. Mehr Politik, weniger Party war dieses Mal die Devise. Wegen der Corona-Pandemie sollte der CSD einige Nummern kleiner ausfallen. Dennoch waren laut Polizei 65.000 Leute unterwegs, die Veranstaltenden sprachen sogar von 80.000. Eine frühere Schätzung von 35.000 korrigierte die Polizei am Abend noch einmal nach oben. Damit war es die größte Demonstration in Berlin seit Beginn der Coronakrise. Das Gedränge war groß, nicht immer wurden Masken getragen.“

Der „Deutschlandfunk“ wörtlich: „Berlins Regierender Bürgermeister Müller hat anlässlich des heutigen Christopher Street Days zu einer Bekämpfung homophober Denkmuster aufgerufen. Berlin gelte zwar als die Regenbogenhauptstadt Europas, doch auch hier seien homophobes Denken und Handeln ein Problem, sagte Müller. Dem müsse man sich gemeinsam entgegenstellen.“

Am selben Tag meldete die dpa: „Rund eineinhalb Wochen nach dem Hochwasser haben in den Katastrophengebieten im Westen Deutschlands erneut Regenfälle eingesetzt (…) Das Unwetter hatte vorige Woche eine verheerende Flut in Rheinland-Pfalz und NRW ausgelöst. Bei der Hochwasserkatastrophe kamen mindestens 179 Menschen ums Leben (…) Nach der Flutkatastrophe ist auch die Entsorgung von ölverschmutztem Wasser ein großes Problem. Das schilderte der Geschäftsführer einer Entsorgungsfirma aus Wesel, Guido Schmidt, am Freitag im ,Morgenecho‘ auf WDR 5. Heizöl müsse aus vollgelaufenen Kellern abgepumpt werden oder gewaltige ölbehaftete Wassermengen aus Tiefgaragen geholt werden. Er sei auch in Kliniken gerufen worden, wo etwa Aufzugschächte mit Hydrauliköl verunreinigt wurden. Die Nachfrage sei enorm, seine Firma schaffe es kaum, die Aufträge abzuarbeiten, sagte Schmidt. Bei den Einsätzen schockiere ihn das Ausmaß der Schäden. ,So viel Elend habe ich noch nie gesehen.‘“

Die Öffentlichkeit hatte sich empört gezeigt, als der CDU-Vorsitzende Armin Laschet nach der Flut während eines Privatgesprächs gelacht hatte. Ihm wurde Empathielosigkeit vorgeworfen. Unklar bleibt, warum die Öffentlichkeit nicht auch die CSD-Organisatoren und die CSD-Teilnehmer für ihre Gleichgültigkeit kritisiert. Während in den Flutgebieten die Menschen ihr Hab und Gut und ihre Verwandten verloren haben, befinden sich zum selben Zeitpunkt zehntausende Menschen in Berlin, die ausgelassen feiern und lachen.

Die CSD-Veranstalter hätten gut daran getan, den CSD auf Ende August oder Anfang September 2021 zu verschieben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....