Politik

Lagebericht Afghanistan: Taliban erobern letzte feindlich gesinnte Region

Lesezeit: 1 min
06.09.2021 09:57  Aktualisiert: 06.09.2021 09:57
Die Taliban haben eigenen Angaben zufolge das letzte Widerstandszentrum im Land erobert.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die militant-islamistischen Taliban haben die gewaltsame Eroberung der afghanischen Provinz Pandschir gerechtfertigt. Nachdem Verhandlungen gescheitert seien, «weil zwei Personen die Gespräche verweigerten», seien die Taliban gezwungen gewesen, Streitkräfte zu entsenden und eine Operation zu starten, sagte der Sprecher der Islamisten, Sabiullah Mudschahid, während einer Pressekonferenz am Montag in der Hauptstadt Kabul.

Es ist davon auszugehen, dass er damit die zwei Anführer des Widerstands, den bisherigen Vizepräsidenten Amrullah Saleh und Achmad Massud, Sohn des legendären Nordallianz-Führers Achmad Schah Massud, meinte. Pandschir sei nun vollständig unter Kontrolle der Taliban, der Krieg sei vorbei und das Land aus der Krise, sagte Mudschahid weiter.

Die Pandschir-Frage - die Provinz war die einzige im Land, die noch nicht unter Kontrolle der Taliban gestanden war - sollte ursprünglich durch Verhandlungen gelöst werden. Am Dienstag aber begannen Gefechte, als nach Angaben von Widerstandskämpfern Taliban Kontrollpunkte am Taleingang angriffen. Am Sonntagmorgen (Ortszeit) erklärten die Taliban, sie hätten die Provinz erobert.

Vonseiten der Nationalen Widerstandsfront (NRF) in Pandschir gab es kein klares Dementi, aber die Aussage, der Kampf werde fortgesetzt, bis die Aggressoren aus dem Land entfernt seien. Ein Sprecher der NRF schrieb am Sonntag auf Twitter, Achmad Massud sei an einem sicheren Ort und werde sich bald äußern.

Ein Bewohner des Bezirks Schutul am Talanfang sagte, Taliban seien in seinem Dorf und durchsuchten Häuser nach Waffen. Die allermeisten Menschen seien weiter in den Bergen. Taliban-Sprecher Mudschahid sagte weiter, Pandschir sei ein «Teil unseres Körpers» und die Pandschiris «unsere Brüder». Für Pandschir würden Behördenvertreter aus Pandschir ernannt und auch Sicherheitskräfte dort im Dienst sein, die für alle akzeptabel seien.

Auch Telefon- und Internetverbindungen in der Provinz wolle man wieder herstellen sowie wieder Nahrungsmittellieferungen in das Tal erlauben, sagte Mudschahid weiter. Über die Anführer des Widerstands Saleh und Massud sagte er, es könne sein, dass diese aus dem Land geflohen seien.

Das Pandschir-Tal ist in dem Vielvölkerstaat eine Hochburg der Tadschiken. Massud ist der Sohn einer der wichtigsten Anführer im Krieg gegen sowjetische Truppen in den 80er Jahren, die das Tal nicht unter ihre Kontrolle bringen konnten. Während der ersten Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 war es Massuds Vater gelungen, Angriffe der Islamisten abzuwehren.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Immobilien
Immobilien Haus & Grund rät zu Geduld: Bei Grundsteuer auf neuen Bescheid warten
21.12.2024

Im Durchschnitt sollte es nicht teurer werden, das war das Versprechen der Grundsteuer-Reform. Doch noch immer wissen viele nicht, wie viel...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...