Wirtschaft

US-Geopolitiker droht: Deutschland wird einen hohen Preis für Nord Stream 2 bezahlen

Der neokonservative US-Geopolitiker George Friedman hatte gesagt, dass Deutschland einen hohen Preis zahlen wird, wenn Nord Stream 2 in Betrieb genommen wird. Der Kreml teilt hingegen mit, dass Europa russisches Gas benötige. Die Europäer hätten ein großes Interesse an den Lieferungen. Doch auch Bidens Energieberater ist nicht abgeneigt.
18.09.2021 16:14
Aktualisiert: 18.09.2021 16:14
Lesezeit: 2 min
US-Geopolitiker droht: Deutschland wird einen hohen Preis für Nord Stream 2 bezahlen
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). (Foto: dpa) Foto: Stefan Sauer

In einem Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatte der neokonservative US-Geopolitiker George Friedman im Zusammenhang mit Nord Stream 2 gesagt: „Deutschland kann sich durchsetzen, wenn es den nötigen Preis zahlen kann. Dieses Projekt steht nicht im Einklang mit der Mission der NATO, und Deutschland ist Mitglied der NATO. Die Bundesregierung geht jedoch davon aus, dass der Preis nicht so hoch sein wird. Wir werden sehen, ob der Preis ,nicht so hoch‘ sein wird.“

Zu den angeblichen Plänen eines Paktes zwischen Deutschland und Russland führte Friedman aus: „Russen und Deutsche haben seit 1871 regelrecht “geflirtet”. Es handelt sich dabei um einen Traum, wonach eine Kombination aus russischem Gas und deutscher Technologie gebildet werden soll. Aber eine Seite hat immer die andere Seite verraten. Die Deutschen denken, dass sie alles erreichen können, bis sie erkennen, dass sie es nicht können. Dies ist ein historisches Problem und eine alte Kamelle.“

Yuriy Vitrenko, CEO des ukrainischen Energieriesen Naftogaz, glaubt, dass die aktuelle Gasknappheit in Europa ein bewusster Trick Moskaus ist, so die US-amerikanische Denkfabrik „Atlantic Council“.

„Was Russland tut, ist das ganz bewusste Zurückhalten von Gaslieferungen nach Europa. Moskau hält Gaslieferungen zurück, um Europa zu zwingen, Nord Stream 2 zu akzeptieren und zu zertifizieren, bevor der US-Kongress zusätzliche Sanktionen verhängt“, so Vitrenko. „Russlands Aktionen sind der Inbegriff von Gaswaffen. Jeder, der sich weigert, Moskaus Taten anzuerkennen, vor allem, wenn das Land dies so unverhohlen tut, sendet eine gefährliche Botschaft an die Russen, dass sie Europa mit Gas erpressen und damit durchkommen können.“

In den vergangenen zwei Monaten hatte Russland Gaslieferungen über die Jamal-Europe-Pipeline gedrosselt, was dazu führte, dass die Gaspreise in Europa auf ein Allzeithoch stiegen (Mehr HIER). Der neu ernannte Energieberater der Biden-Regierung, Amos Hochstein, warnte vergangene Woche vor einer drohenden Energiekrise in Europa in diesem Winter aufgrund von Lieferengpässen in Russland.

Im Gespräch mit „Financial Times“ sagte Hochstein, Russland habe „den Markt im Vergleich zu seinen traditionellen Lieferungen unterversorgt“ und zu den höchsten Preisen in der Geschichte beigetragen. „Wenn Sie im Januar und Februar 2021 einen wirklich kalten Winter bekommen, könnten Ihnen die Vorräte ausgehen. Und da mache ich mir Sorgen. Dabei geht es nicht nur um einige geopolitische Spiele. Das Leben der Menschen steht auf dem Spiel“, warnt Hochstein die Europäer. Damit will Bidens Energieberater indirekt sagen, dass offenbar nur noch Gaslieferungen über Nord Stream 2 den Europäern über den Winter helfen könnten.

Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagt, dass die Europäer auf all die Thesen, wonach Nord Stream 2 gefährlich sei, nicht hören. Denn in Europa seien die Gasspeicher unterversorgt. Diese müssen befüllt werden. Russland sei immer ein verlässlicher Lieferant gewesen. „Russland hofft, dass niemand und nichts die Inbetriebnahme des Nord Stream 2-Projekts behindern kann“, so Peskow. Russland werde auch den Gastransit durch die Ukraine trotz Nord Stream 2 aufrechterhalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin 2026: Droht der nächste Crash oder ein neuer Reifegrad des Marktes?

Wie sich Bitcoin im Jahr 2026 verhalten wird, lässt sich nicht eindeutig voraussagen. Was sich jedoch belastbar analysieren lässt, sind...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...

DWN
Finanzen
Finanzen KGHM-Aktie aktuell: Warum der Kupfer-Boom jetzt zur globalen Gefahr wird
16.12.2025

Die Kupferpreise steigen schneller als jede Prognose und die KGHM-Aktie jagt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Doch Analysten preisen nun...

DWN
Politik
Politik Deutsche Soldaten für Ukraine? Europäer bieten Schutztruppe an
16.12.2025

Eine Schutztruppe für die Ukraine? Bundeskanzler Merz und europäische Staatschefs haben einen Plan vorgestellt. Doch wie reagieren die...