Finanzen

Immer mehr Länder heben die Leitzinsen an

Norwegen ist das vorerst letzte Land einer Reihe von Staaten, deren Zentralbanken die Finanzierungsbedingungen verschärfen.
23.09.2021 12:06
Lesezeit: 2 min
Immer mehr Länder heben die Leitzinsen an
Ein Mitarbeiter der indonesischen Zentralbank stellt im Jahr 2016 neue Geldscheine vor. (Foto: dpa) Foto: Ivan Damanik

Mit Norwegen hat ein weiteres Industrieland die Nullzinspolitik hinter sich gelassen. Der Schlüsselzins wurde am Donnerstag um einen Viertel Punkt vom Redkordtief null Prozent auf 0,25 Prozent erhöht. Weitere Zinserhöhungen könnten folgen, kündigte die Zentralbank an. Die Prognose von vier weiteren Schritten bis Ende 2022 bis zu einem Zinssatz von 1,25 Prozent sei inzwischen wahrscheinlicher geworden.

Zuletzt hatten bereits die Notenbanken in Tschechien, Ungarn, Südkorea und Island die Geldpolitik gestrafft.

Auch die russische Zentralbank hatte den Referenzzins zur Versorgung des Bankensystems mit Liquidität in den vergangenen Monaten schrittweise angehoben, um der Kaufkraftentwertung des Rubel entgegenzuwirken. Seit Jahresbeginn gab es fünf Steigerungen, der Leitzins liegt nun bei fast 7 Prozent. Im Februar hatte der Leitzins noch bei 4,25 Prozent gelegen.

Notenbankchefin Elvira Nabiullina hatte das Tempo der Zinserhöhungen zuletzt verlangsamt. Ökonomen verweisen auf das sich abschwächende Wirtschaftswachstum in Russland. Allerdings legte die Inflation zuletzt weiter zu. Im August stieg die Jahresinflationsrate auf 6,7 Prozent. Das Ziel der Zentralbank von vier Prozent wird also klar überschritten.

Die Notenbank stellt daher weitere Zinserhöhung in Aussicht. Sie verweist auf die gestiegenen Inflationserwartungen. „Die Bank von Russland hält sich die Möglichkeit für weitere Leitzinserhöhungen auf ihren kommenden Sitzungen offen“, heißt es in der Mitteilung.

Südamerikas Notenbanken straffen Geldpolitik

Auch weltweit heben derzeit viele Zentralbanken die Leitzinsen an. Die Financial Times berichtete vor einigen Tagen über den Anhebungszyklus, welcher in Mittel- und Südamerika in Gange ist. Demnach reagierten bereits die Notenbanken Mexikos, Brasiliens, Perus und Chiles im laufenden Jahr auf die erstarkte Inflation mit Leitzinsanhebungen.

Brasiliens Notenbank hob den Schlüsselsatz am 22. September um 100 Basispunkte an - zum fünften Mal in Folge. Zudem signalisierte die Bank eine erneute Anhebung in gleichem Umfang im Oktober. Die Inflation in Südamerikas größtem Staat hatte im August auf das Jahr hochgerechnet auf knapp 10 Prozent zugelegt und schwebt damit deutlich über dem Zielwert von 3,75 Prozent.

Mexikos Zentralbank hat die Leitzinsen im laufenden Jahr bereits zweimal angehoben. Ausländische Beobachter wie die Citibank erwarten noch zwei weitere Anhebungen, welche das Leitzinsniveau am Jahresende auf etwa 5 Prozent hochschieben könnten.

In Peru und Chile, wo die Geldentwertung zuletzt jeweils auf rund 5 Prozent zugenommen hatte, verdoppelten die Notenbanken das Niveau der Leitzinsen bislang auf niedrigem Niveau. „Die Zentralbanken in der Region haben keine Wahl. Sie müssen die Geldpolitik trotz einer schwachen Wirtschaftsentwicklung straffen, weil sie es nicht zulassen können, dass die Inflationserwartungen abdriften. Das ist der Fluch für Zentralbanken in den Entwicklungsländern“, zitiert die FT einen Analysten der Citibank.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Kontostand-Steuer gegen Konsumtief? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaftskrise: Trumpf-Unternehmenschefin für Streichung eines Feiertages
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutschland nicht wettbewerbsfähig: Coca-Cola beklagt Standortbedingungen
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...

DWN
Politik
Politik Trumps Verteidigungsminister im Sturm: Angeklagt des möglichen Kriegsverbrechens
03.12.2025

Ein mutmaßlicher US-Verteidigungsskandal erschüttert Washington. Neue Enthüllungen legen nahe, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth...