Deutschland

Institut warnt vor demografischem Wandel: Perspektiven verschlechtern sich „deutlich“

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft warnt in einer aktuellen Prognose vor den schwerwiegenden Folgen der Überalterung für Wirtschaft und Wohlstand.
24.09.2021 12:34
Aktualisiert: 24.09.2021 12:34
Lesezeit: 1 min
Institut warnt vor demografischem Wandel: Perspektiven verschlechtern sich „deutlich“
Ein älteres Ehepaar ruht sich auf einer Bank aus. (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

Das Altern der Gesellschaft dämpft laut IfW-Institut die Aussichten für Konjunktur und Wirtschaftswachstum in Deutschland. "Deutschland wird alt, das schlägt auf den Arbeitsmarkt durch und kostet Wirtschaftskraft", teilte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Freitag in seiner Mittelfristprognose mit. "Deutschlands Wachstumsperspektiven verschlechtern sich aufgrund des demografischen Wandels deutlich." So werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Ende 2026 nur noch knapp 0,9 Prozent steigen. Damit läge das sogenannte Potenzialwachstum - also der maximal erreichbare Anstieg der Wirtschaftskraft bei normaler Auslastung der Produktionskapazitäten - über 0,5 Prozentpunkte unter seinem langjährigen Durchschnitt und hätte laut IfW ausgehend von 1,4 Prozent über ein Drittel verloren.

"Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange – in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre wird sich dieser Trend fortsetzen", warnte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. "Schwindet das Wachstum, schwindet die Quelle für Wohlstandszuwächse, und die ökonomischen Verteilungskonflikte nehmen zu." Die Sozialkassen müssten mit weniger Einnahmen höhere Ausgaben stemmen, das gelte vor allem für die Rentenkasse. "Hierauf ist Deutschland nur unzureichend vorbereitet - vielleicht eines der größten Versäumnisse der Ära Merkel."

2023 dürfte der Zenit bei der Beschäftigung mit knapp 46 Millionen Erwerbstätigen überschritten werden. Danach scheiden laut IfW mehr Personen aus dem Erwerbsleben aus als neu hinzukommen. Mehr Zuwanderung und eine höhere Beteiligungsrate am Arbeitsmarkt, wenn also etwa über bessere Kinderbetreuung oder flexiblere Arbeitszeitmodelle Menschen mehr oder überhaupt arbeiten können, dämpften zwar den Effekt, könnten ihn aber nicht aufhalten. "Ab 2026 verliert Deutschland jährlich schätzungsweise 130.000 Personen im erwerbsfähigen Alter."

Die Kieler Forscher hatten am Donnerstag ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft 2021 wegen der anhaltenden Lieferengpässe auf 2,6 von 3,9 Prozent gesenkt. Für nächstes Jahr erwarten sie aber mehr Schwung und 5,1 (bisher 4,8) Prozent Wachstum.

*****

Die aktuelle Prognose des IfW zur Demografie finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russland verstärkt Angriffe auf Ukraine vor Treffen zu Waffenruhe
21.03.2025

In der kommenden Woche sind in Saudi-Arabien Gespräche über eine mögliche Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine geplant. Doch in...

DWN
Politik
Politik Bundesrat-Abstimmung: Heute entscheiden die Länder über das Schuldenpaket – was passiert als Nächstes?
21.03.2025

Kommt jetzt eine gigantische Schuldenaufnahme? So einfach ist es nicht, auch wenn die Zustimmung im Bundesrat als wahrscheinlich gilt.

DWN
Finanzen
Finanzen Fuchs-Aktie unter Druck: Wachstum trotz starker Zahlen zu wenig für Anleger
21.03.2025

Die Fuchs-Aktie ist am Freitagvormittag unter Druck geraten, obwohl der Schmierstoffhersteller Fuchs SE mit starken Zahlen und einer...

DWN
Politik
Politik Zu teuer oder längst überfällig? Debatte um Ausweitung der Mütterrente hält an
21.03.2025

Die geplante Ausweitung der Mütterrente sorgt weiterhin für Diskussionen. Während Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoexporte 2024: USA wichtigster Absatzmarkt - jeder dritte Porsche ging nach Übersee
21.03.2025

Trotz der aktuellen Krise hat die deutsche Autoindustrie im Jahr 2024 mehr Neuwagen exportiert. Besonders bemerkenswert: Die USA sind der...

DWN
Finanzen
Finanzen Spar- und Investitionsunion (SIU): Enteignung durch die EU oder Chance für europäische Sparer?
21.03.2025

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat ein neues Projekt angekündigt: die Spar- und Investitionsunion (SIU). Ziel sei es,...

DWN
Immobilien
Immobilien Comeback des Büros: Vom Homeoffice zurück in die Firma?
20.03.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich das Homeoffice in vielen deutschen Unternehmen etabliert. Seit 2023 setzen viele Firmen auf ein hybrides...

DWN
Politik
Politik Whiskey, Harley & Co gerettet? EU verschiebt Zölle auf US-Waren
20.03.2025

Die USA haben neue Zölle eingeführt, die auch Deutschland und die EU belasten. Die Europäische Kommission plante zunächst eine schnelle...