Deutschland

ZEW-Konjunkturerwartungen sinken fünftes Mal in Folge

Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Oktober erneut eingetrübt. Denn zahlreiche Branchen stehen vor ungewohnten Herausforderungen.
12.10.2021 12:08
Aktualisiert: 12.10.2021 12:08
Lesezeit: 1 min

Börsenprofis schätzen die Aussichten für die deutsche Konjunktur angesichts enormer Engpässe bei wichtigen Materialien so trüb ein wie seit Beginn der Corona-Krise vor gut anderthalb Jahren nicht mehr.

Das Barometer für die Einschätzung der kommenden sechs Monate sank im Oktober um 4,2 auf 22,3 Punkte und damit bereits das fünfte Mal in Folge. Das teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 172 Analysten und Anlegern mit. Auch die Lage wurde schlechter eingeschätzt, nachdem sie zwischen Februar und September 2021 noch kontinuierlich besser bewertet worden war.

"Der konjunkturelle Ausblick für die deutsche Wirtschaft hat sich spürbar eingetrübt", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Das gehe "hauptsächlich auf die weiterhin bestehenden Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten zurück". Dadurch erwarten die Finanzmarktexperten vor allem bei den exportorientierten Branchen wie dem Fahrzeugbau sowie der Chemie- und Pharmabranche eine Verschlechterung der Ertragslage. "Zudem belasteten der Chipmangel im Fahrzeugbau und die Ressourcenverknappung am Bau", sagte Wambach.

Die exportabhängige deutsche Industrie hat zuletzt weniger Aufträge erhalten, ihre Produktion gedrosselt und auch weniger exportiert. Steigende Preise wegen Materialknappheit und Lieferengpässen verhindern derzeit eine stärkere Erholung und belasten das Geschäft. Ökonomen gehen deshalb davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden vierten Quartal kaum noch gewachsen ist.

"Trotz dieser Belastungsfaktoren gibt es allerdings keinen Grund den Kopf in den Sand zu stecken", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Kommt der Materialfluss wieder in Gang, wird es zu einer stark anziehenden Industriekonjunktur kommen."

Das sieht Ökonom Jörg Angelé vom Vermögensverwalter Bantleon ganz ähnlich. "Für den Verlauf des nächsten Jahres zeichnet sich eine nochmalige Belebung der Wirtschaftsaktivität ab, getragen durch einen kräftigen Schub in der Industrie sowie die weitere Normalisierung in zahlreichen Branchen des konsumnahen Dienstleistungssektors", sagte der Experte.

Mehr zum Thema: Stimmung im Keller: Mehrere Umfragen deuten auf Konjunktureinbruch hin

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Über den Wolken: Sky City 1000 – eine Zukunftsvision gegen Wohnraummangel
28.12.2025

Die japanische Hauptstadt Tokio wächst – schneller als die Stadt es verkraftet. Allein 2024 kamen zehntausende Menschen hinzu, im...

DWN
Technologie
Technologie Batteriespeicher: Warum RWE den Takt für Europas Netze vorgibt
28.12.2025

Ein deutscher Energiekonzern baut in Wales den größten Batteriespeicher Großbritanniens und verschiebt damit die Kräfteverhältnisse in...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 52: Die wichtigsten Analysen der Woche
28.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 52 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswagen, Vorführwagen, Tageszulassung: So sparen Sie beim Autokauf
28.12.2025

Wer beim Auto kaufen sparen will, muss nicht zwingend zum alten Gebrauchten greifen. Jahreswagen, Vorführwagen und Tageszulassung wirken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...