Finanzen

Federal Reserve stuft Inflation plötzlich als dauerhaftes Risiko ein

Das Schlagwort von der „vorübergehenden Inflation“ ist aus dem sprachlichen Repertoire der Zentralbank-Beamten verschwunden.
26.11.2021 14:00
Aktualisiert: 26.11.2021 14:14
Lesezeit: 2 min
Federal Reserve stuft Inflation plötzlich als dauerhaftes Risiko ein
Jerome Powell (r), Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), spricht während einer Veranstaltung im South Court Auditorium im Weißen Haus, nachdem US-Präsident Biden (l) die Nominierung Powells für eine zweite vierjährige Amtszeit als Vorsitzender der Federal Reserve bekannt gegeben hat. (Foto: dpa) Foto: Susan Walsh

In der US-amerikanischen Zentralbank Federal Reserve System deutet sich eine strategische Weichenstellung an. War in der Vergangenheit stets von der „vorübergehenden Natur“ der gegenwärtig erhöhten Inflation die Rede, so sind entsprechende Ausdrücke inzwischen aus den offiziellen Stellungnahmen der Geldpolitiker verschwunden.

Im Gegenteil, es scheint vielmehr so, als ob die Federal Reserve nun ernsthaft die Möglichkeit dauerhaft hoher Teuerungsraten in ihren Planungen berücksichtigt.

Deutlich wurde dieser Umstand zuletzt an Stellungnahmen des Präsidenten, Jerome Powell, sowie seiner neuen Vize-Präsidentin Lael Brainard. Powell wurde von US-Präsident Joe Biden vor einigen Tagen für eine zweite Amtszeit als Vorsitzender des Board of Governors der Zentralbank nominiert, Brainard wird seine Vize.

In ihren Dankesbriefen an Biden legten beide ihre Prioritäten für die kommende Amtsperiode dar. „Wie überhaupt nicht zu erwarten war, war der Kampf gegen die Inflation auf einmal die Priorität Nummer Eins in den Stellungnahmen von Beiden - nachdem sie die Inflation gemeinsam durch gigantisches Gelddrucken und Drückung der Zinsen auf den höchsten Stand seit 30 Jahren katapultiert hatten und dann die Inflation als etwas beiseite wischten, was von selbst schnell wieder verschwinden würde“, kommentiert das Portal Wolfstreet. „In ihren Stellungnahmen fand sich kein einziges Wort mehr darüber, dass die Inflation ‚zeitlich begrenzt‘ oder ‚vorübergehend‘ sein würde und darüber, dass die Fed ‚geduldig“ sein müsse, bis es von selbst wieder weggehen würde. Stattdessen war die Inflation auf einmal ein reales Problem, das man angehen müsste.“

So schreibt Powell in seiner Stellungnahme: „Das Wiederhochfahren der Wirtschaft hat zusammen mit den weiter bestehenden Effekten der Pandemie zu Ungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage, Engpässen, und einem steilen Anstieg der Inflation geführt. Wir wissen, dass eine hohe Inflation die Familien belastet - insbesondere jene, die sich höhere Preise für notwendige Güter des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Miete und Transport nicht leisten können. Wir werden unsere Werkzeuge sowohl dazu nutzen, die Wirtschaft und einen starken Arbeitsmarkt zu unterstützen, als auch dazu zu verhindern, dass sich die erhöhte Inflation festsetzt.“

Brainard schrieb in ihrer Stellungnahme: „Ich verpflichte mich, die arbeitenden Amerikaner ins Zentrum meiner Bemühungen bei der Federal Reserve zu stellen. Das bedeutet, die Inflation zu einem Zeitpunkt herunterzubekommen, an dem die Menschen sich mit ihrer Arbeit und der Frage beschäftigen, wie lange ihr Einkommen reichen wird.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Digitalisierung: Was Deutschland von Estland lernen sollte
24.11.2025

Deutschland steckt im digitalen Stau: Ämter arbeiten auf Papier, Gründer warten wochenlang, Unternehmen verlieren Zeit und Geld. Estland...

DWN
Politik
Politik Deutschland investiert am meisten in Soziales – IW-Studie zeigt EU-Spitzenplatz
24.11.2025

Deutschland führt europaweit bei den Sozialausgaben: Laut einer aktuellen Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft fließen...

DWN
Panorama
Panorama Artenschutz-Gipfel eröffnet: 185 Staaten verhandeln über das Überleben bedrohter Arten
24.11.2025

In Usbekistan hat eine internationale Artenschutzkonferenz begonnen, bei der Vertreter aus 185 Staaten über strengere Regeln für den...

DWN
Politik
Politik US-Sanktionen: Warum Russlands Schattenflotte außer Kontrolle gerät
24.11.2025

Der Druck aus Washington entfaltet weltweit Wirkung, weil Russlands Ölexporte unter den US-Sanktionen einbrechen und zugleich der...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie: Möglicher Ukraine-Frieden belastet Aktienkurs – wo ist der Boden?
24.11.2025

Die Hensoldt-Aktie ist zum Handelsauftakt der neuen Börsenwoche weiter unter Druck geraten. Im Ringen um einen Friedensplan für ein Ende...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie bleibt unter Druck: Rüstungskonzern mit vielen Unsicherheiten – was das längerfristig für Anleger bedeutet
24.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie rutscht zum Wochenauftakt im frühen Börsenhandel weiter ab. Der Rüstungskonzern plant in Hamburg ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Keine Lust aufs Lernen: Beschäftigte wenden sich Weiterbildungen ab
24.11.2025

Immer weniger Beschäftigte in Deutschland planen, sich beruflich weiterzubilden. Laut einer aktuellen Erhebung der Bertelsmann-Stiftung...

DWN
Politik
Politik Regierungsfrust wächst: Umfrage zeigt historischen Tiefstand der Zufriedenheit
24.11.2025

Die Zustimmung zur Arbeit der Bundesregierung ist laut einer aktuellen Insa-Erhebung so niedrig wie noch nie. Nur 22 Prozent der Befragten...