Wirtschaft

Züricher Finanzportal: „Klaus Schwab sieht die Pandemie als Retterin seines Traumes“

Die sachlichen Kritiken an Klaus Schwab und am Weltwirtschaftsforum häufen sich.
09.01.2022 20:45
Lesezeit: 3 min
Züricher Finanzportal: „Klaus Schwab sieht die Pandemie als Retterin seines Traumes“
Klaus Schwab, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF), wartet auf den Beginn einer Videokonferenz mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, bei der Davos Agenda in Cologny. Aufgrund der Corona-Pandemie findet das Weltwirtschaftsforum online statt. (Foto: dpa) Foto: Salvatore Di Nolfi

Das Finanzportal „Inside Paradeplatz“ berichtet: „Er (Klaus Schwab, Anm.d.Red.) sieht die Pandemie als Retterin seines Traumes. ,Die plötzliche und allumfassende Wirkung von Covid-19 hat uns vor Augen geführt, (…) dass ein von egoistischen und kurzfristigen Interessen geleitetes Wirtschaftssystem nicht nachhaltig ist.‘ Schwab findet, die Wirkung von Covid sei als Augenöffner sogar besser geeignet als der Klimawandel und die ,zunehmende Ungleichheit‘. Das Thema ,Covid als Weltrettung‘ ist für Klaus Schwab nicht ganz neu. Kurz nach Ausbruch der Pandemie veröffentlichte er bereits unter dem Titel ,Covid 19: The Great Reset‘ seine ,beunruhigende, aber auch hoffnungsvolle Analyse‘, warum die Seuche einen grossen Umbruch in unseren globalen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systemen zum Besseren auslösen werde.“

Schwab, sagte am 19. November 2020 in einem Interview mit „euronews“: Ich halte das Wort ,Reset‘ für passend, weil wir das Virus noch immer bekämpfen, aber jetzt nach der Ankündigung von Impfstoffen recht optimistisch sein können. Wir müssen jetzt darüber nachdenken, wie wir die Post-Corona-Ära strukturieren, wie wir sie gestalten. Und da kommt mir natürlich das Wort ,Reset‘ in den Sinn, denn eines ist klar, wir können nicht zur alten Normalität zurückkehren. Wir müssen diese Gelegenheit nutzen, wie es unsere Eltern und Großeltern nach dem Zweiten Weltkrieg getan haben, um wirklich darüber nachzudenken, was schiefgelaufen ist und was wir besser machen können.“

Schwab und Thierry Malleret, der als Senior Director des Global Risk Network des WEF aktiv ist, haben etwa ein halbes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 ein Buch unter dem Titel „Covid-19: The Great Reset“ („Covid-19: Der Grosse Umbruch“) veröffentlicht. Die Erscheinung des Buchs ist datiert auf den 9. Juli 2020.

In ihrem Buch schreiben sie:

„Aufgrund der hohen gegenseitigen Abhängigkeit und Verflechtung der heutigen Wirtschaft, Industriezweige und Unternehmen, vergleichbar mit der Dynamik, mit der Makrokategorien miteinander verbunden sind, kann jedes Glied der Kette auf die unterschiedlichste Art und Weise schnell einen Dominoeffekt bei den anderen auslösen. Schauen wir uns als Beispiel einmal die Restaurants. Dieser Wirtschaftszweig wurde von der Pandemie in einem so dramatischen Ausmaß getroffen, dass nicht einmal sicher ist, wie das Gaststättengewerbe sich je wieder vollständig erholen soll. Ein Restaurantbetreiber drückte es so aus: ,Wie hunderte andere Köche in der Stadt und Tausende im ganzen Land stehe ich jetzt vor der großen Frage, wie unsere Restaurants, unsere Berufswege, unser Leben aussehen könnten, wenn wir sie überhaupt je zurückbekommen‘. In Frankreich und im Vereinigten Königreich schätzen mehrere Branchenkenner, dass bis zu 75 Prozent der unabhängigen Restaurants die Lockdowns und die nachfolgenden Social-Distancing-Maßnahmen nicht überleben könnten. Überleben werden hingegen die großen Ketten und Fast-Food-Giganten. Das legt die Vermutung nahe, dass große Unternehmen größer werden, während die kleinsten schrumpfen oder ganz verschwinden.“

„Der Mikro-Umbruch wird jedes Unternehmen in jeder Branche zwingen, neue Geschäft- Arbeits- und Betriebsweisen auszuprobieren. Wer sich der Versuchung hingibt, zur alten Arbeitsweise zurückzukehren, wird scheitern. Alle, die sich hingegen mit Flexibilität und Phantasie anpassen, werden die Covid-19-Krise schließlich zu ihrem Vorteil nutzen.“

„Die Reduzierung der soz. Kontakte als Reaktion auf Corona und die während der Ausgangsbeschränkung verhängten Maßnahmen des körperlichen Abstandhaltens werden ebenfalls dazu beitragen, dass sich der elektronische Handel (E-Commerce) zu einem immer stärkeren Branchentrend herauskristallisiert. Die Verbraucher brauchen Produkte, und wenn sie nicht einkaufen können, werden sie unweigerlich dazu übergehen, sie online zu kaufen. Und dann wird es zur Gewohnheit. Menschen, die zuvor noch nie online eingekauft haben, freunden sich damit an, während die Gelegenheits-Online-Käufer jetzt mehr und mehr dazu übergehen werden. Das wurde während des Lockdowns deutlich.“

„Wie Henry Kissinger bemerkte: ,Der Zusammenhalt und wirtschaftliche Erfolg von Ländern basiert auf dem Glauben, dass ihre Institutionen Katastrophen vorhersehen, ihre Auswirkungen stoppen und die Stabilität wiederherstellen können. Wenn die Covid-19-Pandemie vorbei ist, werden die Institutionen vieler Länder als gescheitert gebrandmarkt sein‘. Dies gilt insbesondere für einige reiche Länder mit modernsten Gesundheitssystemen und hochentwickelter Forschung, Wissenschaft und Innovation, deren Bürger sich fragen werden, warum die öffentliche Hand in ihrem Land im Vergleich zu anderen so schlecht abgeschnitten hat. In diesen Ländern kommt unter Umständen das Grundgerüst ihres sozialen Gefüges und ihres sozioökonomischen Systems zum Vorschein und wird als der ,wahre‘ Schuldige angeprangert, der es versäumt hat, das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen für die Mehrheit der Bürger zu gewährleisten.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...