Finanzen

Wie der Börsen-Crash von 1929 zum Zweiten Weltkrieg führte

Lesezeit: 1 min
09.12.2021 16:26  Aktualisiert: 09.12.2021 16:26
Die Hyperinflation und der Börsen-Crash führten zum Aufstieg der NSDAP in Deutschland und radikalen Gruppen in anderen Ländern. Heute steht die Welt erneut vor der Gefahr eines großen Börsen-Crashs und einer massiven inflationären Phase.
Wie der Börsen-Crash von 1929 zum Zweiten Weltkrieg führte
Aufgeregte Aktionäre stehen am 29. 10.1929 vor der Börse in New York. (Foto: dpa)
Foto: -

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Zweite Weltkrieg, der zwischen 1939 und 1945 stattfand, stellte das größte Blutbad in der gesamten Weltgeschichte dar. Während sich die meisten Beobachter auf die militärischen Aspekte des Zweiten Weltkriegs konzentrieren, ist eigentlich der Börsen-Crash von 1929 als einer der eigentlichen Auslöser einzustufen.

Alles begann nach dem Ersten Weltkrieg, als Deutschland den Versailler Vertrag erfüllen musste. Das besiegte Land musste nicht nur seine Streitkräfte reduzieren und Reparationszahlungen leisten, sondern die Alleinschuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs tragen. Die Reparationszahlungen konnten nur in Gold oder Fremdwährungen bezahlt werden. Um seinen Zahlungen nachzukommen, musste Deutschland riesige Kredite von US-amerikanischen Banken aufnehmen, was in Verbindung mit der Golderschöpfung dazu führte, dass Deutschland seine Billiggeld-Politik verstärkte, um ausländische Währungen zu kaufen. Dies führte wiederum im Jahr 1923 zu einer Hyperinflation.

Ein Laib Brot kostete damals eine Milliarde Reichsmark. Das Bargeld war nichts mehr wert. Im Jahr 1929 änderten sich die Dinge zum Schlechten. Nach dem Börsen-Crash an der Wall Street („Schwarzer Donnerstag“) zogen die amerikanischen Banken ihre Kredite zurück und Deutschlands ohnehin angeschlagene Wirtschaft brach zusammen. Arbeitslosigkeit und Armut schossen in die Höhe, und die Menschen hatten keine andere Wahl mehr und verzweifelten. Der große österreichische Schriftsteller Stefan Zweig schreibt in seinem Werk „Die Welt von gestern: Erinnerungen eines Europäers“, das postum im Jahr 1942 veröffentlicht wurde: „Nichts hat das deutsche Volk – dies muß immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden – so erbittert, so haßwütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.“

Die NSDAP machte sich diese Situation zunutze, und die Menschen akzeptierten bereitwillig die ihre Herrschaft und sogar ihre aggressive Politik. Vor 1929 hatte die NSDAP zwei Wahlen verloren und knapp 3,5 Prozent der Stimmen gesichert. Aber 1933 erhielt die NSDAP 35 Prozent der Stimmen, die ausreichten, um eine Koalitionsregierung zu bilden.

Was dann folgte, war eine minutiös geplante antisemitische Propaganda unter der Leitung von Minister Joseph Goebbels. Die NSDAP hatte das absolute Medienmonopol. Die Radioproduktion vervierfachte sich, um die Propaganda der NSDAP zu verbreiten. Der Börsen-Crash von 1929 diente somit als Katalysator für den rasanten Aufstieg der NSDAP, was später im Zweiten Weltkrieg mündete.

Historische Vergleiche sind immer schwierig. Allerdings warnen aktuell zahlreiche Finanzexperten vor einem neuen großen Börsen-Crash, der die Welt erneut ins wirtschaftliche Chaos stürzen und eine politische Radikalisierung der weltweiten politischen Landschaft zur Folge haben könnte.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...