Politik

Frankreichs Lehrer widersetzen sich dem Corona-Regelwahnsinn

Frankreichs Lehrer haben genug von ständig wechselnden Corona-Vorschriften - sie streiken. In Deutschland herrscht weiterhin fromme Obrigkeitsgläubigkeit.
13.01.2022 12:00
Aktualisiert: 13.01.2022 12:00
Lesezeit: 2 min
Frankreichs Lehrer widersetzen sich dem Corona-Regelwahnsinn
Der einjährige Robinson schaut zu, während ein Nasenabstrich durchgeführt wird, um ihn auf das Coronavirus zu testen. Über 12 Millionen französische Kinder sind am Montag (03.01.2022) in die Schule zurückgekehrt. Zu den neuen Regeln gehört, dass alle Kinder einer Klasse innerhalb von vier Tagen dreimal getestet werden, wenn ein Schüler positiv auf das Coronavirus getestet wird. (Foto: dpa) Foto: Laurent Cipriani

Französische Lehrkräfte haben aus Protest gegen die Corona-Politik der Regierung am Donnerstag in zahlreichen Städten die Arbeit niedergelegt. Etwa 62 Prozent des Lehrpersonals an den Sekundarstufen I und II (Collège und Lycée) beteiligte sich nach Angaben der Gewerkschaft SNES-FSU an dem Streik. Für die Vorschulen und Grundschulen war die Gewerkschaft SNUipp-FSU davon ausgegangen, dass drei von vier Lehrkräften an dem Streik teilnehmen würden.

Die Gewerkschaften kritisierten ständig wechselnde Corona-Regeln, die teils enorm kurzfristig und über die Medien bekanntgegeben würden. Das Personal sei schlecht geschützt und nach 20 Monaten Krise erschöpft. Sie forderten unter anderem simplere Corona-Vorschriften, die Anstellung von Hilfslehrkräften sowie die Verschiebung der Abiturprüfungen von März auf Juni.

Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron hatte die strikten Vorgaben zum Schließen ganzer Klassen bei einzelnen Infektionsfällen kürzlich gelockert und ein abgestuftes Verfahren mit Selbsttests eingeführt. Damit sollen Eltern selber feststellen, ob und wann ihr Kind nach einer Infektion oder nach Kontakt mit Infizierten wieder in die Schule kann. Nun klagen Schulleiter über einen enormen Organisationsaufwand. Einige Verbände wollen auch aus Sicherheitsgründen wieder zu einem strengeren Regime zurück.

Regierungssprecher Gabriel Attal gab zu, dass in den vergangen Tagen mit den Corona-Regeln an Schulen nicht alles rund gelaufen sei. Er verteidigte aber die neuen Regeln. Derzeit seien nur zwei Prozent der Klassen geschlossen. Mit den vorherigen Regeln wären es angesichts der hohen Fallzahlen deutlich mehr. Schulschließungen wolle man um jeden Preis verhindern.

Auch in den Niederlanden wächst der Widerstand

Fast vier Wochen nach Verhängung des Corona-Lockdowns in den Niederlanden nimmt der Widerstand dagegen zu. Zahlreiche Provinzen und Unternehmer fordern ein Ende der Maßnahmen. Vor allem in den Grenzregionen zu Deutschland und Belgien kündigten Unternehmer an, Geschäfte und Gaststätten am Wochenende trotz des Verbotes zu öffnen. Die Regierung berät am Donnerstag über die Corona-Maßnahmen und will am Freitag über eine Lockerung entscheiden.

Die Niederlande haben zur Zeit als einziges Land in Europa einen harten Lockdown. Nur Läden mit notwendigen Produkten wie Supermärkte und Apotheken sind geöffnet. Bürger dürfen maximal zwei Besucher empfangen. Das Nachbarland Deutschlands mit 17,5 Millionen Einwohnern hatte die Maßnahmen am 19. Dezember verhängt, um die Omikron-Variante abzubremsen.

Vertreter der Provinzen nahe der deutschen Grenze appellierten in Medien an die Regierung, die Maßnahmen zu lockern. 21 Bürgermeister aus der Provinz Gelderland im Osten erklärten am Mittwochabend, dass bei Geschäften, Gaststätten, und dem Sport- und Kultursektor die Grenze erreicht sei. "Die Unternehmer und die Gesellschaft brauchen eine Perspektive." Auch Hochschulen und Universitäten fordern eine Lockerung.

Angesichts extrem hoher Infektionszahlen ist Gesundheitsminister Ernst Kuipers aber bisher skeptisch. "Unter den gegenwärtigen Umständen gibt es wenig Möglichkeiten, sehr viel zu lockern", sagte er. Täglich werden mehr als 30 000 Neuinfektionen registriert. Allerdings geht die Zahl der Patienten in Krankenhäusern zurück.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...

DWN
Politik
Politik Insa-Umfrage aktuell: AfD bleibt in Sonntagsfrage vor Union
25.11.2025

Die aktuelle Insa-Umfrage zeigt eine AfD auf Rekordkurs - und eine Union, die langsam näher rückt. Gleichzeitig bröckelt das Tabu-Image...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle
25.11.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle, während Exporte sinken und Verbraucher sparen. Ökonomen hoffen zwar auf eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell weiter auf hohem Niveau: Kurs steigt deutlich über 4.100 Dollar – Blick geht zur Fed
25.11.2025

Der Goldpreis zieht weiter an und überschreitet wieder wichtige Marken. Doch hinter dem jüngsten Sprung stehen mehr als nur kurzfristige...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Großprojekt Suedlink: Baubeginn trotz jahrelanger Debatten
25.11.2025

Nach jahrelangen Diskussionen fällt heute im thüringischen Wasungen der offizielle Startschuss für den Bau der Stromautobahn Suedlink,...

DWN
Politik
Politik Putins Risikooffensive: Warum 2027 zum Wendepunkt für Europa werden kann
25.11.2025

Ein zunehmend risikofreudiger Kreml und eine bröckelnde amerikanische Schutzgarantie treffen auf ein Europa, das gefährlich unvorbereitet...

DWN
Politik
Politik G20 in Afrika: Geschlossenheit trotz US-Abwesenheit – Signal für Frieden und Entwicklung
24.11.2025

Beim ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden bleibt der Platz der USA demonstrativ leer – doch die übrigen Mitglieder setzen ein...