Unternehmen

Süddeutscher Industrie-Gigant erhellt mit Rekorden gedrückte Stimmung in Deutschland

Die Lage zum Jahreswechsel sieht wirklich nicht gut aus: So hat sich die Laune der deutschen Manager laut KfW seit Juli fast durchgehend verschlechtert. Ein Lichtblick kommt jetzt aus dem Süden Deutschlands – und zwar aus Baden-Württemberg.
14.01.2022 17:39
Aktualisiert: 14.01.2022 17:39
Lesezeit: 2 min

Der Hersteller von Schrauben und anderer Montage- und Befestigungstechnik, Würth, hat im vergangenen Jahr historische Rekordmarken erreicht: Das Unternehmen hat einen Umsatz von 17,1 Milliarden Euro erwirtschaftet – ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 18,5 Prozent.

Treibende Kraft war dabei das Auslandsgeschäft, das um mehr als ein Fünftel auf 10,2 Milliarden Euro gestiegen ist. Es macht somit fast 60 Prozent des Gesamtbusiness aus. Dem hat das Deutschland-Geschäfte kaum nachgestanden: Es ist um 14,1 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro gewachsen.

Wie das Unternehmen in einer Erklärung berichtet, hat das Betriebsergebnis mit 1,2 Milliarden Euro deutlich über dem Vorjahr gelegen (2020: 775 Millionen Euro). Das starke Umsatzwachstum und die Steigerung der Produktivität trugen nach Firmenaussagen maßgeblich zum positiven Ergebnis bei. Auch seien 2021 coronabedingt Kosten für Reisen, Messen und Konferenzen nicht angefallen, heißt es.

Hintergrund: Die Würth-Gruppe ist Weltmarktführer in ihrem Kerngeschäft: der Herstellung von Montage- und Befestigungstechnik. Sie besteht nach eigenen Angaben aus über 400 Gesellschaften in mehr als 80 Ländern und beschäftigt über 83.000 Mitarbeiter.

Dass es einem solchen Unternehmen geschäftlich wieder besser geht, hebt auch die Stimmung am Markt, die derzeit sehr gedrückt ist – und zwar nicht durch die anhaltende Pandemie. Zusätzlich hat die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr die Nerven aller Beteiligten noch einmal übermäßig strapaziert. Zudem beklagen die Akteure gestörte Lieferketten und gestiegene Preise. So haben sich die Lieferengpässe auch bei Würth in einzelnen Bereichen bemerkbar gemacht. Beispielsweise hatte der Chipmangel Auswirkungen auf die Unternehmen im Konzern, die über eine direkte Belieferung der Erstausrüster (OEM) abhängig von der Automobilindustrie sind.

„Wichtig ist, in einer Krise Ruhe und Sicherheit zu vermitteln“

Umso wichtiger, dass konzerneigenen Produktionsbetriebe von Würth in Deutschland und Europa eine gewisse Unabhängigkeit von globalen Lieferketten gewährleisten. Die Kapazitäten zuhause waren bereits vor der Pandemie vorhanden, wurden dann aber weiterausgebaut. Davon profitiert die Gruppe.

„Unsere Schraube für den Holzbau, die ASSY, produzieren wir bei der Konzerngesellschaft SWG Schraubenwerk Gaisbach. So sind wir nicht auf chinesische Stahlimporte angewiesen. Heute haben bereits 80 Prozent unserer Waren ihren Ursprung in Europa", betonte Robert Friedmann, Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe, der zum Schluss noch einmal auf folgenden wichtigen Aspekt hinwies:

„Wir befinden uns mitten in der 4. Welle der Pandemie, die Entwicklung der Lieferketten fordert uns alle. In diesem Umfeld solche Ergebnisse zu erzielen, zeigt, dass wir passgenaue Produkte und Serviceleistungen für unsere Kunden haben. Wichtig ist auch, in einer Krise Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. In einem Familienunternehmen wie dem unsrigen nehmen Professor Reinhold Würth und Bettina Würth dabei eine entscheidende Rolle ein.“

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Startups: Deutschland nicht attraktiv für Unicorns - nur die Hälfte würde wieder in Deutschland gründen
20.01.2025

Viel Bürokratie und Defizite bei der Digitalisierung: Viele Gründer von Unicorns, also Startups mit einer Bewertung von über einer...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Der alternative Weg zu Haus oder Eigentumswohnung - mit Glück unter Verkehrswert
19.01.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Einfach mehr Zeppelin fliegen
19.01.2025

Was ist aus der Freiheit der Fortbewegung geworden? Müssen Autos in Innenstädten wirklich sein? Ist die Deutsche Bahn noch zu retten? Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Schuldenbremse oder Schuldenlockerung? Wege aus der deutschen Haushaltskrise
19.01.2025

Die Schuldenbremse sorgt für hitzige Debatten in Deutschland. Mit 2,5 Billionen Euro Schulden und wachsenden finanziellen...

DWN
Panorama
Panorama Klima-Aktivisten „Letzte Generation“: Freispruch nach Farbattacke auf das Brandenburger Tor
19.01.2025

Im Fall der Farbattacke auf das Brandenburger Tor im November 2023 wurden zwei Aktivistinnen der Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“...

DWN
Finanzen
Finanzen Bürgergeld: Warum die Kosten trotz Reform weiter explodieren
19.01.2025

Das Bürgergeld sollte mehr soziale Gerechtigkeit schaffen, doch zwei Jahre nach der Einführung steigen die Kosten und Empfängerzahlen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ausbildung in Deutschland: Unbesetzte Plätze und verpasste Chancen für Jugendliche
19.01.2025

Eine Studie zeigt, dass viele Jugendliche eine Ausbildung in Deutschland beginnen könnten, wenn sie mehr individuelle Unterstützung...

DWN
Panorama
Panorama Biodeutsch: Unwort des Jahres 2024 als Symbol für Alltagsrassismus
19.01.2025

Der Begriff "biodeutsch" wurde zum "Unwort des Jahres 2024" gekürt. Die Jury kritisierte die diskriminierende Verwendung des Begriffs, der...