Unternehmen

Macron zwingt Energiekonzern, Strom unter Marktpreis an Konkurrenten abzugeben

Der Chef des französischen Energieversorgers EdF hat die Macron-Regierung scharf angegriffen. Denn unter anderem soll er jetzt Strom weit unter Marktpreis an Konkurrenten abgeben.
18.01.2022 10:20
Lesezeit: 1 min

Beim vom Staat dominierten französischen Energieversorger EdF ist die Empörung nach der Anordnung der Regierung groß, Strom deutlich unter Marktpreis an Konkurrenten verkaufen zu müssen. Normalerweise ist es für die Chefs der staatlich gelenkten Firmen des Landes tabu, die Politik zu kritisieren.

EdF-Chef Jean-Bernard Levy erklärte nun aber in einem Memo an Manager des Konzerns, er habe noch versucht, die Minister von einem anderen Kurs zu überzeugen. "Nachdem ich hart dagegen gekämpft habe, ist diese Entscheidung ein echter Schock", schrieb er. "Diese Nachricht erschüttert das Unternehmen." Nun suche er nach Wegen, die Interessen von EDF zu verteidigen.

Die Regierung um Präsident Emmanuel Macron, der derzeit um seine Wiederwahl kämpft und sich mit öffentlichem Ärger über stark steigende Stromrechnungen konfrontiert sieht, hatte EdF vergangene Woche angewiesen, 20 Prozent mehr Atomstrom zu produzieren. Diesen soll EdF dann für maximal 46,20 Euro je Megawattstunde an die Konkurrenz abgeben. Auf dem freien Markt kostet Strom derzeit aber fast das Dreifache.

Zudem soll der Energieversorger die Strompreise im laufenden Jahr nur um maximal 4 Prozent erhöhen dürfen. Ohne einen solchen Deckel hatten Experten einen Anstieg um bis zu 20 Prozent erwartet.

Die EDF-Aktien waren nach der Ankündigung um 25 Prozent eingebrochen. "Gemeinsam mit dem Vorstand werden wir geeignete Maßnahmen zur Stärkung der Bilanz und alle Maßnahmen zum Schutz der Interessen des Konzerns prüfen", schrieb EdF-Chef Levy nun. "Auf dem Spiel steht unsere Fähigkeit, unsere strategische Entwicklung zu sichern." Er bekräftigte, die Anordnung der Regierung werde den operativen EdF-Gewinn um etwa 8 Milliarden Euro schmälern. Der französische Staat hält 84 Prozent der EdF-Aktien.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Moskau: Lösung des Ukraine-Kriegs kommt voran
29.12.2025

Greifbare Ergebnisse hat das Treffen zwischen Trump und Selenskyj nicht gebracht. Der echte Verhandlungsprozess sei von anderen angestoßen...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
29.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Finanzen
Finanzen Strategische Aktienauswahl: Diese 4 Kriterien führen zu langfristigem Anlageerfolg
29.12.2025

Die richtige Aktienauswahl entscheidet langfristig über Erfolg oder Misserfolg an den Märkten. Doch welche grundlegenden Kriterien sind...

DWN
Technologie
Technologie MAN Engines modernisiert V12-Gasmotor: Technische Anpassung an globale Emissionsregeln
29.12.2025

Bewährte industrielle Antriebssysteme stehen angesichts globaler Emissionsvorgaben unter wachsendem Anpassungsdruck. Wie MAN Engines...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Über den Wolken: Sky City 1000 – eine Zukunftsvision gegen Wohnraummangel
28.12.2025

Die japanische Hauptstadt Tokio wächst – schneller als die Stadt es verkraftet. Allein 2024 kamen zehntausende Menschen hinzu, im...