Politik

Kampf um Afrika: Die Schatzjäger kommen

"Kampf um Afrika - Die Schatzjäger kommen": Das ist der Titel unseres neuen Magazins. Sie werden unter anderem lesen, in welchem Land ein gnadenloser Kampf um Rohstoffe stattfindet, und wie China Afrika als Sprungbrett nutzt, um Kontrolle über die Südhalbkugel zu erlangen. Wir zeigen Ihnen aber auch die schönen Seiten des Kontinents auf - zum Beispiel, in welchem Land deutsche Auswanderer besonders willkommen sind.
21.02.2022 16:54
Aktualisiert: 21.02.2022 16:54
Lesezeit: 4 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Kampf um Afrika: Die Schatzjäger kommen
Rebellen im Kongo. (Foto: dpa)

Afrika taucht in der Berichterstattung der Deutschen Wirtschaftsnachrichten recht selten auf. Nicht unbedingt eine Überraschung angesichts der Tatsache, dass das Bruttoinlandsprodukt des gesamten Kontinents geringer ist als das der Bundesrepublik – und das, obwohl der Erdteil 15mal so viele Einwohner hat.

Aber: Darf man eine Region, die 20 Prozent der Landmasse der Erde ausmacht, die mehr als 60 Prozent der potenziellen weltweiten Ackerflächen sowie 30 Prozent der weltweiten Mineralienvorkommen ihr Eigen nennt und in der rund 1,3 Milliarden Menschen leben, vernachlässigen? Wir denken: nein. Und so haben wir uns entschlossen, den Schwerpunkt unseres Februar-Magazins unserem südlichen Nachbar-Kontinent zu widmen. Wobei unser Schwerpunkt auf Subsahara-Afrika liegt. Die – islamisch geprägten, vergleichsweise wohlhabenden – Staaten Nordafrikas, von Marokko im Westen bis Ägypten im Osten, streifen wir nur am Rand. Erwähnen möchten wir auch, dass wir unseren Fokus auf Afrikas Beziehungen mit der Außenwelt legen, nicht auf die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen der afrikanischen Staaten untereinander. Das ist eher ein Thema für Publikationen, die sich primär mit der südlichen Erdhalbkugel oder sogar ausschließlich mit Afrika befassen.

Welche Bedeutung hat der Kontinent, haben seine Staaten, seine Menschen, für die Außenwelt? Zunächst einmal sind da die wirtschaftlichen Beziehungen. Laut dem renommierten Afrika-Experten Robert Kappel, mit dem DWN-Chefredakteur Hauke Rudolph ein großes Interview geführt hat, befindet sich der Erdteil in einem massiven Transformationsprozess. Eine Mittelschicht hat sich herausgebildet, immer mehr urbane Zentren sind entstanden, was bedeutet, dass zumindest diejenigen Staaten, die ein gewisses Maß an politischer Stabilität aufweisen, sowohl als Handelspartner als auch als Standort für westliche, gerade auch deutsche Unternehmen, zunehmend interessant werden. Afrika ist kein Krisen-, sondern ein Chancen-Kontinent – so Kappels Fazit.

DWN-Redakteur Sebastian Becker sieht das anders. Er hat zur 2021 gegründeten Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) und zum Volumen des deutsch-afrikanischen Handels recherchiert. Sein Befund: Das nach EU-Vorbild geschlossene Abkommen hat bisher seine Erwartungen in keiner Weise erfüllt, und Deutschlands wirtschaftliche Beziehungen mit dem gesamten Kontinent haben noch nicht einmal die Bedeutung der deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen. Seine Schlussfolgerung: Da ist noch viel Luft nach oben – wenn es überhaupt nach oben geht.

Nicolas Dvorak hat sich unterdessen mit dem Abbau von Kobalt im Kongo befasst. Es handelt sich dabei um das vielleicht wichtigste Schwermetall der Welt – von dem mehr als zwei Drittel in dem riesigen Staat in Zentralafrika abgebaut werden. Wie wohlhabend dieser an Bodenschätzen (neben Kobalt besitzt er unter anderem auch Kupfer, Zink, Gold und Diamanten) so reiche Staat ist? Nun, er ist der achtärmste der Welt – was würde Afrikas Schicksal besser symbolisieren als dieser Widerspruch?

In den Kongo zieht es kaum einen Europäer (es sei denn, er ist Rohstoffhändler oder Angestellter eines Bergbau-Unternehmens), dafür aber zunehmend nach Tansania. Auch ein armes Land (wo die durchschnittliche Kaufkraft ziemlich genau ein Zwanzigstel der Kaufkraft in Deutschland beträgt), dafür jedoch ein politisch recht stabiles, ohne größere außenpolitische Konflikte. Lesen Sie Gregor Uhligs Artikel – vielleicht inspiriert er Sie ja dazu, ihr Glück im Osten Afrikas zu suchen.

Nicht nur im Osten, sondern in vielen Regionen des Erdteils hat sich China festgesetzt. Und zwar dermaßen fest, dass Afrika schon als „zweiter Kontinent“ der Volksrepublik bezeichnet wird. Die Chinesen gehen dabei strategisch weitaus klüger vor als ihre europäische und US-amerikanische Konkurrenz. Im Gespräch mit Moritz Enders erläutert der Strategie-Experte Jörg Barandat, Oberstleutnant a. D. und ehemaliger Dozent an der Führungsakademie der Bundeswehr, anhand der in den beiden unterschiedlichen Kulturen wichtigsten Brettspiele, wie sich das strategische Denken der Chinesen von dem der Europäer und Amerikaner unterscheidet: Während die Chinesen wie im Go langfristig ihre Bewegungsfreiheit zu Lasten ihrer Konkurrenten zu vergrößern suchen, versucht der Westen wie im Schach, den einen entscheidenden Schlag anzubringen, das heißt, seinen Gegner mattzusetzen. Übrigens, und das darf an dieser Stelle auf keinen Fall unerwähnt bleiben: China nutzt Afrika als Sprungbrett nach Südamerika – mit dem Ziel, schließlich die ganze südliche Weltkugel zu dominieren.

Wir von der DWN-Redaktion verstehen Afrika nach Fertigstellung dieses Magazins ein ganzes Stück besser – und haben gleichzeitig den Eindruck, dass jede Erkenntnis neue Fragen aufwirft. Eines sind wir uns sicher: Frieden wird dieser Kontinent noch lange nicht finden, im Gegenteil: Er befindet sich weiter im Visier der Schatzjäger – und ist von Eigenständigkeit und Unabhängigkeit genauso weit entfernt wie eh und je.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Sprung auf Rekordwert – AfD zieht in YouGov-Umfrage erstmals an der Union vorbei
17.09.2025

Die AfD zieht in der Sonntagsfrage an der Union vorbei – für die SPD geht es minimal aufwärts. Eine Partei, die bislang nicht im...

DWN
Politik
Politik Haushaltsdebatte im Bundestag: Erst Schlagabtausch, dann Bratwürste für den Koalitionsfrieden
17.09.2025

Merz gegen Weidel: Zum zweiten Mal treten die beiden in einer Generaldebatte gegeneinander an. Weidel wirft Merz „Symbolpolitik“ und...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Erbschaften oft steuerfrei - Ausnahmen sollen abgeschafft werden
17.09.2025

Jedes Jahr werden Milliarden oft steuerfrei vererbt oder verschenkt. Manche halten die Steuereinnahmen dadurch für zu gering. Die Debatte...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie gilt als „sinnlos überbewertet“ und erzielt dennoch gigantische Renditen
17.09.2025

Investoren, die die hohe Bewertung ignorierten und die Tesla-Aktie in Erwartung großer Gewinne und künftiger Marktmacht kauften, wurden...

DWN
Politik
Politik IW-Analyse deckt auf: Regierung stopft Haushaltslöcher mit Sondervermögen
17.09.2025

Mit dem Sondervermögen Infrastruktur wollte die schwarz-rote Koalition eigentlich den Investitionsstau im Land auflösen. Doch eine...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Preis könnte 2026 von einst 9 auf 64 Euro klettern
16.09.2025

Die Finanzierung des Deutschlandtickets sorgt weiterhin für Spannungen zwischen Bund und Ländern. Hinter den Kulissen wird um einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Die Lage ist ernst“ – Maschinenbau fordert Taten von Merz
16.09.2025

Der deutsche Maschinenbau, eine Schlüsselbranche mit rund einer Million Beschäftigten, steckt in einer tiefen Krise: Schwache Konjunktur,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stimmung hellt sich auf – Hoffnung für Autobranche und Chemie
16.09.2025

Nach langer Durststrecke gibt es wieder positive Signale für die deutsche Wirtschaft. Das ZEW-Konjunkturbarometer zeigt einen deutlichen...