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Auswandern nach Afrika - und leben ohne Corona

Lesezeit: 6 min
21.02.2022 17:23  Aktualisiert: 21.02.2022 17:23
Das Auswandern nach Afrika bot schon immer zahlreiche Vorteile. Gerade jetzt scheint eine Region verlockender denn je.
Auswandern nach Afrika - und leben ohne Corona
Afrika ist für deutsche Auswanderer attraktiver geworden. (Foto: dpa)
Foto: Ben Curtis

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Die Staaten Afrikas gehören eigentlich nicht zu den beliebten Auswanderungszielen der Deutschen. Im Jahr 2020 zog es offiziellen Statistiken zufolge nur 2.718 Deutsche nach Afrika, also etwa so viele wie nach Südamerika. Auch sind die meisten Auswanderungen nach Afrika nicht von Dauer, das heißt, die Mehrzahl der Deutschen, die dort ihr Glück versuchen, kehren nach einiger Zeit wieder in ihr Heimatland zurück. Ganz anders ist es bei einigen europäischen Staaten wie Schweden, wo deutsche Auswanderer in der Regel so zufrieden sind, dass sie für immer bleiben.

Dennoch gibt es eine Reihe von Gründen, nach Afrika zu gehen, etwa die niedrigen Lebenshaltungskosten, die vielerorts unberührte Natur und ganz viel Sonne. Auch ist das Einwandern in vielen afrikanischen Staaten recht einfach und unkompliziert. Menschen, die sich dort einbringen wollen, sind willkommen, was wohl auch daran liegt, dass die wenigen Europäer, die sich in Afrika niederlassen, kaum ins Gewicht fallen und damit nicht als Störfaktor wahrgenommen werden. Eins steht fest: Die Zuwanderung von Europa nach Afrika ist viel niedriger als die Massenmigration in die entgegengesetzte Richtung, von Afrika nach Europa.

Mit Corona gibt es nun noch einen weiteren Grund, aus dem manche mit Sehnsucht nach Afrika blicken. Denn wer Lockdowns, Kontaktsperren, Masken und Impfen als sinnlose, ungesunde oder gar freiheitsbeschneidende Maßnahmen betrachtet, der ist hier genau richtig: Nirgendwo in Europa – auch nicht in den skandinavischen Staaten – sind die Einschränkungen für die Menschen so gering wie derzeit in Afrika. Nirgendwo in Europa sind die Impfquoten so niedrig wie in Afrika, wo bisher nur acht Prozent der Menschen „vollständig gegen Corona geimpft“ sind. Und nirgendwo in Europa gibt es so wenige Corona-Infektionen und -Tote wie in Afrika.

Die beliebtesten afrikanischen Auswanderungsziele waren im Jahr 2020 Ägypten, Marokko, Tunesien, Südafrika und Kenia, das heißt, vor allem nordafrikanische Staaten sowie das reichste Land des Kontinents. Doch um die soll es im Folgenden nicht gehen, sondern um Tansania, weil dieses Land im aktuellen Kontext besonders interessant sein dürfte. Denn zum einen sind die Corona-Beschränkungen hier ganz besonders niedrig. Und zum anderen gehört das Land zu den friedlichsten Regionen der Welt. Der Global Peace Index stellt es sogar auf eine Stufe mit Deutschland.

Ein friedliches Leben wie in Tansania ist für Afrika durchaus nicht selbstverständlich, wenn man an die zwischenstaatlichen Konflikte und Bürgerkriege sowie an die Anschläge und Überfälle auf Einheimische und Touristen in anderen Staaten des Kontinents denkt. Was die Geografie und Demografie Tansanias angeht: Es liegt knapp südlich des Äquators am Indischen Ozean und ist fast dreimal so groß wie Deutschland, hat aber nur knapp 60 Millionen Einwohner. Neben den mehr als hundert Sprachen in den verschiedenen Landesteilen dienen Suaheli und Englisch der Verständigung untereinander und mit Ausländern.

An der 1.400 Kilometer langen Küste zum Indischen Ozean herrscht tropisches Klima, sonst ist es gemäßigt. Tansania bietet zahlreiche Naturschönheiten, darunter die großen Seen im Westen des Landes: der Viktoriasee, der Tanganjikasee und der Malawisee. Der Kilimandscharo, mit 5.895 Metern der höchste Berg Afrikas, lockt seit jeher Touristen aus aller Welt. In den Nationalparks kann man zahlreiche Gnus, Büffel, Antilopen, Elefanten, Gazellen, Geparden, Giraffen, Hyänen, Löwen und Zebras bestaunen.

Wer nach Tansania auswandern möchte, der sollte vor der Einreise auf der staatlichen Webseite in englischer Sprache ganz unkompliziert ein Visum (eVisa) beantragen. Die Genehmigung des Visums dauert laut Webseite maximal zehn Tage, tatsächlich geht es deutlich schneller. Man benötigt dazu lediglich einen Reisepass, der bei Einreise noch mindestens sechs Monate lang gültig sein sollte, sowie 50 Euro. In der Regel empfiehlt sich zunächst ein normales Touristenvisum (ordinary visa), mit dem man 90 Tage in Tansania bleiben darf, so wie es auch in vielen anderen Staaten üblich ist.

Wenn man nun aber tatsächlich länger bleiben will, muss man schauen, welcher Weg der passende ist. Wenn man noch unsicher ist, kann man nach Ablauf des Touristenvisums einige Zeit in einem der Nachbarländer verbringen und dann mit einem neuen Touristenvisum – das wiederum 90 Tage gilt – wieder nach Tansania einreisen. Erfahrungsberichte zeigen, dass man dazu lediglich drei Tage im Ausland verbringen muss. Dieses Spiel kann man nun über einen längeren Zeitraum betreiben, doch möglicherweise gibt es mit der Zeit bessere Wege.

Wie viele andere Länder der Welt, so legt auch Tansania Wert darauf, dass Ausländer nicht auf Kosten der Einheimischen leben. Touristen bringen natürlich viel Geld ins Land und sind sehr willkommen, doch wer länger bleiben will, der muss nachweisen, dass er seinen Lebensunterhalt aus eigener Kraft bestreiten kann. Für eine Daueraufenthaltsgenehmigung braucht man also einen Arbeitsplatz in Tansania oder muss dort eine Firma gründen.

Besonders einfach, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, ist es auf Sansibar. Die Insel hat sich zwar 1964 mit Tanganjika (dem Festland des Staates) zu Tansania vereinigt, verfügt aber weiterhin über eine eigene Regierung mit recht weitgehenden Befugnissen. Und diese Regierung hat im vergangenen Jahr ein attraktives Steuer- und Aufenthaltsprogramm gestartet. Um Investoren anzulocken, ermöglicht sie es Ausländern nun sogar, dort Immobilien zu erwerben. Und wer das tut, kann gleichzeitig eine Aufenthaltsgenehmigung erwerben, wobei auch der Ehepartner sowie bis zu vier Kinder unter 20 Jahren aufenthaltsberechtigt sind.

Die Aufenthaltsgenehmigung für Sansibar ist gültig, solange der Käufer die Immobilie besitzt. Dazu muss die Genehmigung allerdings alle zwei Jahre verlängert werden, was immerhin 3.050 Dollar für den Immobilienkäufer und 550 Dollar für jeden Angehörigen kostet. Das sind erhebliche Kosten, und insgesamt ist Sansibar weniger preiswert als das Festland. Zum Beispiel schlägt eine neu gebaute Villa mit Pool im Resort Blue Amber im Nordosten der Insel direkt am Indischen Ozean mit mindestens 200.000 Dollar zu Buche.

Der Immobilienerwerb auf Sansibar ermöglicht Ausländern aber nicht nur die unkomplizierte Zuwanderung, sondern bietet außerdem eine ganze Reihe steuerlicher Vorteile. So zahlt der Immobilienkäufer keine Einkommensteuern auf Einkommen, die er im Ausland erzielt. Ausländisches Eigentum ist erlaubt und wird nicht besteuert. Auf Einkommen vor Ort zahlen Ausländer nur 15 Prozent Einkommensteuer. Wer seine Immobilie vermietet, zahlt keine Mehrwertsteuer. Und wer seine Immobilie wieder verkaufen möchte, zahlt lediglich fünf Prozent Kapitalertragssteuer.

Als Steueroase bietet Sansibar Ausländern und vor allem vermögenden Steuerflüchtigen erhebliche Vorteile. Im übrigen Tansania hingegen ist der Immobilienkauf für Ausländer schon deutlich schwieriger. Dafür bietet das Festland niedrigere Preise und mehr Platz. Ein Haus kann man ja auch mieten. Der Autokauf ist auch für Ausländer überall sehr einfach. Dazu benötigt man lediglich eine Steuernummer, die man bei der Steuerbehörde TRA beantragt.

Natürlich dürfte das Leben in Tansania für die meisten Deutschen zunächst ein Schock sein. Alles ist viel langsamer und lockerer. Auch an die Armut und das einfache Leben muss man sich gewöhnen. Stromausfälle etwa gehören in weiten Teilen des Landes zum Leben dazu, auch weil Tansania stark auf Wasserkraft setzt. Leider mangelt es an den Staudämmen regelmäßig an Wasser, was die Stromerzeugung einschränkt. Daher setzen viele auf Solaranlagen, für deren Betrieb man hier ideale Bedingungen vorfindet. Zum Kochen sind Gasflaschen eine günstige Alternative.

Für viele Deutsche, die seit dem letzten Jahr nach Tansania gekommen sind, war entscheidend, dass ihre Kinder sozusagen in einer normalen Welt ohne Masken und Impfungen aufwachsen sollen, was in Deutschland auf absehbare Zeit nicht möglich ist. Wer für seine Kinder einen international anerkannten Schulabschluss anstrebt, der muss sie auf eine meist sehr teure private oder internationale Schule schicken. Bis zum 15. Geburtstag besteht in Tansania offiziell eine Schulpflicht, was jedoch laut Erfahrungsberichten nicht kontrolliert wird, sodass manche ausländische Familien auch auf Homeschooling setzen. Prüfungen können dann an privaten Schulen abgelegt werden.


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