Stefan Gleason von „Money Metals Exchange“ führt in einem Beitrag des Finanzportals „FXStreet“ aus:
„Das globale Finanzsystem steht kurz davor, im Chaos zu versinken. Die USA und Europa sind dazu übergegangen, die Reserven der russischen Zentralbank ins Visier zu nehmen und das Bankensystem des Landes vom globalen Finanznetzwerk SWIFT abzuschneiden. Es ist das finanzielle Äquivalent zur nuklearen Option (…) Moskau stuft diesen Vorstoß als eine Kriegshandlung ein. Ein zunehmend kriegerischer russischer Präsident Wladimir Putin könnte sich auf verschiedene Weise gegen die USA und ihre Verbündeten wehren - darunter die Unterbrechung der Energieversorgung, das Starten von Cyberangriffen auf Finanzinstitute und eine weitere Intensivierung der Partnerschaft mit China, um alternative Zahlungsplattformen zu schaffen, die die Hegemonie des US-Dollars herausfordern.“
Der US-amerikanische Finanzanalyst James Rickards hatte zuvor über Twitter mitgeteilt: „Wenn sie SWIFT-Zahlungen verbieten, wird Russland den Ölverkauf einstellen. Das sind etwa neun Prozent der weltweiten Produktion. Es gibt bereits heute eine Energieknappheit. Das Ergebnis wird eine globale Depression sein.“
„SWIFT ist die finanzielle Atomwaffe (…) Wenn Sie eine nukleare Finanzwaffe in Ihren Händen halten, denken Sie nach, bevor Sie sie einsetzen“, sagte der französische Finanzminister Bruno Le Maire laut „Bloomberg“ vor Verhängung der SWIFT-Sanktionen.
Im Vorfeld der Sanktionen erklärte CDU-Chef Friedrich Merz gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: „SWIFT infrage zu stellen, das könnte die Atombombe für die Kapitalmärkte und auch für die Waren- und Dienstleistungsbeziehungen sein. Wir sollten SWIFT unangetastet lassen. Ich würde massive ökonomische Rückschläge auch für unsere Volkswirtschaften sehen, wenn so etwas geschieht. Es würde Russland treffen. Aber wir würden uns selbst erheblich schaden.“
Russland hat sich mit „Kriegskasse“ vorbereitet
Die russischen Behörden hatten sich schon lange auf ein finanzielles Weltuntergangsszenario vorbereitet, bevor sie beschlossen, eine Offensive in der Ukraine zu starten, meint Gleason. Sie haben ihre Zentralbank-Goldreserven stetig aufgestockt und alternative Systeme für Transaktionen mit Handelspartnern entwickelt – wobei abzuwarten bleibt, wie effektiv ihre bisherigen Vorbereitungen sein werden, so Gleason.
Daten der russischen Zentralbank zeigen, dass die Gold- und Devisenreserven des Landes seit einiger Zeit steigen. Während sich die Reserven Anfang 2018 auf fast 448 Milliarden Dollar beliefen, liegt diese „Kriegskasse“ derzeit bei rund 630 Milliarden Dollar – ein Wachstum von 41 Prozent. „Das würde reichen, um ein Jahr lang alle Importe zu bezahlen, ohne dass Russland etwas exportieren müsste“, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Doch Krämer müsste noch erwähnen, dass der stetig steigende Ölpreis sich ebenfalls zugunsten des russischen Staatshaushalts auswirkt.
Es ist durchaus denkbar, dass der mögliche (und absehbare) Zusammenbruch des globalen Finanzsystems nicht in etwa der jahrelangen Billiggeld-Politik der Zentralbanken, den riesigen Finanzblasen an den Börsen und den pandemiebedingten faulen Krediten (und Problemen bei den Lieferketten), sondern ausschließlich dem Krieg in der Ukraine zugeschrieben wird.
In solch einem Fall würde sich die Weltöffentlichkeit entweder auf Selenskij oder Putin als Sündenböcke für den seit der Finanzkrise 2007/08 kontinuierlich wuchernden „Finanz-Tumor“ einschießen.
Die wahren Urheber der globalen Finanz- und Wirtschaftsmisere könnten sich dann seelenruhig in Sicherheit wähnen.
Führt Russland Golddeckung des Rubels ein?
Aber vielleicht landet Russland einen Coup und beschließt eine Golddeckung des Rubels (vielleicht sogar eines digitalen Rubels), um sich aufgrund der Sanktionen vor einer Wirtschafts- und Finanzkatastrophe abzusichern. Das wäre deshalb möglich, weil Moskau aufgrund der westlichen Sanktionen von einem großen Teil der Kapitalwelt abgeschnitten wird und dazu verdammt ist, alternative Wege zu gehen.
Diesen möglichen Schritt Russlands, dem auch andere Länder folgen könnten, muss man sich in Verbindung mit dem kontinuierlich steigenden Goldpreis und einer künftigen Goldpreis-Explosion denken.
Dann wäre es auch sehr denkbar, dass die USA dem Vorbild Russlands Folge leisten. Schließlich verfügen die Amerikaner mit 8.133,5 Tonnen über die größten Goldreserven der Welt.