Weltwirtschaft

EU bereitet sechstes Sanktionspaket vor: Ungarn und Slowakei lehnen Öl-Embargo ab

Lesezeit: 2 min
03.05.2022 15:53  Aktualisiert: 03.05.2022 15:53
Die Verwerfungen im Handel zwischen Russland und der EU nehmen weiter an Schärfe zu. Die EU bereitet neue Sanktionen vor, Russland wird mit Vergeltungssanktionen kontern.
EU bereitet sechstes Sanktionspaket vor: Ungarn und Slowakei lehnen Öl-Embargo ab
Blick auf einige Sterne der EU-Flagge. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Dekret für wirtschaftliche Vergeltungssanktionen gegen den Westen unterzeichnet. Der Erlass sei eine Reaktion auf "unfreundliche Handlungen bestimmter ausländischer Staaten und internationaler Organisationen", teilt das Präsidialamt in Moskau mit. Dem Dekret zufolge verbietet Russland die Ausfuhr von Produkten und Rohstoffen an Personen und Organisationen, gegen die es Sanktionen verhängt hat. Es verbietet auch Geschäfte mit ausländischen Personen und Unternehmen, die von Russlands Vergeltungssanktionen betroffen sind, und erlaubt es russischen Geschäftspartnern, Verpflichtungen ihnen gegenüber zu verweigern. Details wurden nicht genannt. Die Regierung hat den Angaben zufolge nun zehn Tage Zeit, um eine Sanktionsliste mit Namen betroffener Personen und Unternehmen zu erstellen.

Öl-Embargo ohne Ungarn und Slowakei

Nach dem Treffen der EU-Energieminister in Brüssel zeichnet sich kein gemeinsames Öl-Embargo aller Länder gegen Russland ab. Neben Ungarn machte auch die Slowakei am Dienstag deutlich, dass sie sich nicht für einen schnellen Einfuhrstopp gerüstet sieht. "Wenn es zu einem Embargo-Beschluss für russisches Öl in einem weiteren Sanktionspaket kommt, dann wird die Slowakei eine Ausnahme beantragen", erklärte das dortige Wirtschaftsministerium. Die Slowakei bekommt nahezu ihr komplettes Öl über eine Pipeline aus Russland, Ungarn hatte sich generell gegen Energie-Embargos gewandt. Das Ministerium wies zudem daraufhin, dass man zudem die Ukraine ebenfalls mit Öl beliefere. Die Ukraine hat offenbar Verständnis für die Position. Außenminister Dmytro Kuleba lobte das Land für die Unterstützung: "Wir sind froh, einen solchen Nachbarn zu haben."

Es wird erwartet, dass die EU-Kommission noch am Dienstag einen Vorschlag für ein sechstes Sanktionspaket unter Einschluss des Öls präsentieren könnte. Danach müssten dann aber nochmal die Mitgliedsstaaten darüber beraten. Als sicher gilt, dass es - neben Ausnahmen für die Slowakei und Ungarn - auch eine Übergangszeit geben wird. In EU-Kreisen hieß es, vermutlich würden die Sanktionen nicht nur zeitlich sondern auch nach Öl-Produkten gestaffelt in Kraft treten.

Nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ein Embargo in der vergangenen Woche als für Deutschland handhabbar bezeichnet hatte, änderte sich die deutsche Position von Skepsis zu Unterstützung eines Embargos. Deutschland bezieht laut Habeck nur noch zwölf Prozent seines Verbrauchs aus Russland. Ein Großteil der verbliebenen Einfuhren entfällt auf die Raffinerie Schwedt an der Oder, die vom russischen Rosneft-Konzern kontrolliert und über eine Pipeline versorgt wird. Da Rosneft kein Interesse an der Verarbeitung von Öl jenseits russischen hätte, suche man noch nach einer Lösung, hatte Habeck gesagt. Hier geht es vor allem um die Eigentumsverhältnisse. Doch dies zieht sich offenbar länger hin als geplant.

Die Bundesregierung hat auch gewarnt, ein schneller Einfuhrstopp werde nicht nur zu Preissprüngen sondern womöglich auch zu Lieferengpässen führen können. Ungarn und die Slowakei sind noch deutlich abhängiger.

Die EU bezieht durchschnittlich noch rund ein Viertel ihres Öls aus Russland. Die Gemeinschaft hat Russland seit dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar rund 20 Milliarden Euro für Öl bezahlt. Etwa die Hälfte der russischen Ausfuhren gehen in die EU.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...