Politik

Neuer Konfliktherd? Georgische Separatistenregion will Anschluss an Russland

Nach Transnistrien könnte jetzt die nächste pro-russische Separatistenregion zum Krisenherd werden.
11.05.2022 16:38
Aktualisiert: 11.05.2022 16:38
Lesezeit: 1 min
Neuer Konfliktherd? Georgische Separatistenregion will Anschluss an Russland
Nicht nur Fußballfans aus Südossetien jubeln Russland zu. Inzwischen erwägt die Regierung Südossetiens sogar einen Anschluss an Russland. (Foto: dpa)

Mitten im Krieg in der Ukraine rückt ein Konflikt in einem anderen Nachbarland Russlands wieder stärker in den Blick. In Georgien erwägt der neue Präsident der abtrünnigen Region Südossetien ein Referendum über einen Anschluss an Russland, will vorher aber ein Signal aus Moskau abwarten. Bevor eine solche Volksabstimmung abgehalten werde, müsse man Russland mit an Bord haben, sagte der Wahlsieger vom Wochenende, Alan Glagoew, der russischen Nachrichtenagentur Tass.

Russland unterstützt Separatisten – Georgien hält Volksabstimmung für inakzeptabel

Nach einem kurzen Krieg gegen Georgien im Jahr 2008 hatte Russland Südossetien und die Küstenregion Abchasiens als unabhängig anerkannt. Die Führung in Moskau hatte damit einen Präzedenzfall geschaffen für ihren Umgang mit der Ukraine. Ein Referendum in Südossetien könnte nun dem Muster in der Ukraine folgen, wo 2014 nach einem international nicht anerkannten Referendum die Krim von Russland annektiert wurde.

"Das ist kein einseitiger Prozess", sagte Glageow der Nachrichtenagentur Tass zufolge mit Blick auf Russland. "Wir müssen unseren strategischen Partner verstehen. Sobald es ein Signal gibt, sobald es eine Einigung darüber gibt, dass die Zeit gekommen ist, werden wir dieses Referendum auf jeden Fall abhalten."

Die georgische Regierung nennt eine solche Volksabstimmung inakzeptabel. Russland unterstützt bereits Südossetien und die Küstenregion Abchasien finanziell und hat dort Tausende Soldaten stationiert. Der Bevölkerung wurde die russische Staatsbürgerschaft angeboten. Zuvor wurde der Amtsantritt des neuen südossetischen Präsidenten unter anderem von der "tagesschau" als "Denkzettel für Moskau" gewertet.

Pro-russische Separatisten auch in der Ukraine und Transnistrien

Auch im Donbass in der Ostukraine hat Russland die pro-russischen Separatisten jahrelang unterstützt. Die von den Separatisten kontrollierten Gebieten Luhansk und Donezk erkannte der russische Präsident Wladimir Putin am 21. Februar als unabhängig an, drei Tage später begann die russische Invasion der Ukraine. Den Einmarsch begründet die russische Führung unter anderem damit, dass die russisch-sprachige Bevölkerung vor einem angeblichen Völkermord durch die ukrainischen Streitkräfte geschützt werden müsse.

Seither hat das russische Militär Teile des Ostens und auch des Südens der Ukraine unter seine Kontrolle gebracht. Im Süden will es eine Verbindung zu Transnistrien schaffen - einem schmalen Streifen in der Republik Moldau an der Grenze zur Ukraine. Das pro-russische Transnistrien hat sich von Moldau losgesagt, was Russland anerkennt, nicht aber die internationale Gemeinschaft.

Jüngst sicherte die EU der Republik Moldau Unterstützung zu, um das Land für den Fall eines russischen Überfalls zu wappnen. Sowohl die Ukraine, als auch Moldau und Georgien haben kurz nach der russischen Invasion der Ukraine ein Beitrittsgesuch für die Europäische Union eingereicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...