Wirtschaft

Putin stellt Russland Rekord-Weizenernte in Aussicht

Der ukrainische Außenminister wirft Russland hingegen Hehlerei vor.
13.05.2022 09:42
Lesezeit: 2 min

Russland wird seine Weizenexporte in diesem Jahr trotz der westlichen Sanktionen aufgrund einer möglichen Rekordernte steigern – zumindest nach den Worten von Präsident Wladimir Putin. "Es könnte ein neuer Rekord in der russischen Geschichte werden", sagte Putin am Donnerstag bei einem Treffen hochrangiger Wirtschaftsvertreter in Moskau mit Blick auf die Erntesaison. Demnach wird mit einer Getreideernte von 130 Millionen Tonnen im laufenden Jahr gerechnet, davon 87 Millionen Tonnen Weizen.

Russland hat 2020 den Rekord von 133,5 Millionen Tonnen Getreide eingefahren, darunter 85,9 Millionen Tonnen Weizen. Im vergangenen Jahr fiel die Ernte aber geringer aus. Eine konkrete Schätzung zu den Ausfuhren gab Putin nicht ab. Kritik kommt aus der Ukraine. "Russland handelt mit ukrainischem Getreide, das sie in der Südukraine gestohlen haben", sagte Außenminister Dmytro Kuleba in der ARD. Kiew wirft dem Nachbarn vor, Lager geplündert und die Agrar-Produkte ins eigene Land verfrachtet zu haben.

Russland ist einer der weltweit größten Getreideexporteure. Es liefert weiter ins Ausland – trotz der Schwierigkeiten bei Logistik und Zahlungen, die durch die Sanktionen des Westens nach dem Einmarsch in die Ukraine verursacht wurden. Höhere Ausfuhren könnten dazu beitragen, die steigende weltweite Nachfrage zumindest teilweise zu decken – vor allem dann, wenn die ukrainischen Exporte niedrig bleiben und die Ukraine den Zugang zu seinen Schwarzmeerhäfen nicht wiedererlangen dürfte, wie das Agrar-Beratungsunternehmen Sovecon betonte.

Denn die Ukraine, die ebenfalls ein weltweit wichtiger Getreidelieferant ist, hat seit Kriegsbeginn große Schwierigkeiten mit den Exporten. Die ukrainischen Häfen sind von Russland blockiert. Die EU-Kommission kündigte deshalb an, der Ukraine beim Export von Millionen Tonnen Getreide zu helfen.

Das Land war in der Saison 2020/21 der viertgrößte Getreideexporteur der Welt, wie Daten des International Grains Council zeigen. Demnach wurden 44,7 Millionen Tonnen ins Ausland verkauft, hauptsächlich nach China, Afrika und Europa. Es ist auch einer der größten Produzenten von Sonnenblumenöl.

Den russischen Exporteuren wiederum ist es bisher weitgehend gelungen, die Probleme mit der Logistik und dem Zahlungsverkehr zu lösen, die durch westliche Sanktionen entstanden sind. So wird Weizen von der russischen Seite des Schwarzen Meeres und sporadisch vom Asowschen Meer aus verschifft.

Der Krieg gegen die Ukraine gefährdet einem UN-Bericht zufolge die Ernährungssicherheit in vielen armen Ländern. Staaten wie Afghanistan, Äthiopien, Haiti, Somalia, Südsudan, Syrien und Jemen seien besonders betroffen, geht aus dem aktuellen Bericht des von den Vereinten Nationen und der EU gegründeten Global Network Against Food Crises hervor. So habe Somalia im vergangenen Jahr mehr als 90 Prozent seines Weizens aus Russland und der Ukraine bezogen, die Demokratische Republik Kongo 80 Prozent und Madagaskar 70 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Brüssels großer Verteilungskampf: Wer zahlt für die Migration?
18.11.2025

Die EU-Kommission will Asylbewerber künftig verpflichtend auf andere Mitgliedstaaten verteilen. Doch Polen, Ungarn und die Slowakei...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schluss mit Shein und Temu? Europa zieht die Notbremse gegen Billigimporte aus China
17.11.2025

Die EU will die Billigimporte aus China schneller als geplant stoppen. Eine neue Zwei-Euro-Abgabe soll schon 2026 kommen. Plattformen wie...

DWN
Politik
Politik Teilzeit steuerfrei aufstocken? Teilzeitaufstockungsprämie ab 2026 für mehr Arbeitsstunden geplant
17.11.2025

Neben der Aktivrente und Überstundenzuschläge plant die Bundesregierung den Arbeitsmarkt ab 2026 auch für Teilzeitkräfte attraktiver zu...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Buffett kauft Google, Bitcoin stürzt ab - beginnt jetzt der große Marktumbruch?
17.11.2025

Die Märkte taumeln und die Nvidia-Aktie wird in wenigen Tagen zum Brennpunkt der globalen Finanzwelt. Kleinanleger überraschen die Wall...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Absturz unter 93.500 Dollar verunsichert Anleger – geht der Krypto-Crash weiter?
17.11.2025

Der Bitcoin erlebt turbulente Tage: Kursabstürze, Liquiditätsstress und widersprüchliche Analystenstimmen prägen die Lage. Während...

DWN
Panorama
Panorama Globale Anti-Tabak-Strategien unter Druck: WHO-Konferenz warnt vor Rückschritten
17.11.2025

Eine weltweite Initiative zur Eindämmung von Tabak- und Nikotinprodukten steht vor Herausforderungen: Trotz internationaler Abkommen setzt...

DWN
Finanzen
Finanzen Wachstum unter EU-Durchschnitt: Deutsche Wirtschaft 2026 mit vorsichtiger Erholung
17.11.2025

Die deutsche Wirtschaft startet 2026 voraussichtlich wieder durch, bleibt aber hinter dem europäischen Durchschnitt zurück. Laut der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche besucht Golfstaaten: Investitionen, Erdgas und Partnerschaften im Fokus
17.11.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche reist mit einer Wirtschaftsdelegation in die Golfregion, um die bilaterale Zusammenarbeit zu...