Unternehmen

Stahlkonzern Vallourec schließt deutsche Werke

Die IG Metall hatte es schon lange befürchtet, am Mittwoch wurde es Gewissheit: Vallourec will seine deutschen Standorte in Düsseldorf und Mülheim schließen. 2400 Menschen sind betroffen.
20.05.2022 10:04
Aktualisiert: 20.05.2022 10:04
Lesezeit: 2 min
Stahlkonzern Vallourec schließt deutsche Werke
Das Forschungszentrum in Riesa im Jahr 2010. (Foto: dpa) Foto: Matthias Hiekel

Der französische Stahlrohrkonzern Vallourec will seine beiden traditionsreichen Werke in Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr schließen. Betroffen seien insgesamt rund 2400 Beschäftigte, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Düsseldorf mit. Die IG Metall sprach von einer «Katastrophe». Erst am Montag hatten rund 1000 Beschäftigte vor der Konzernzentrale in Paris für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert.

Die Produktion soll Ende 2023 eingestellt werden. Die beiden Standorte gehörten früher zur Mannesmannröhren-Werke AG. Das Düsseldorfer Werk im Stadtteil Rath bestand seit 1899, das Werk in Mülheim seit 1966. Ein Vallourec-Forschungszentrum im sächsischen Riesa mit rund 40 Beschäftigten ist nach Angaben einer Sprecherin von den Schließungen nicht betroffen.

Vallourec hatte seit November versucht, die beiden Werke zu verkaufen. Keines der vorgelegten Angebote habe jedoch eine nachhaltige Zukunftssicherung der Produktionsstandorte erkennen lassen, so das Unternehmen. Vallourec Deutschland stellt vor allem nahtlose Stahlrohre für den Öl- und Gasmarkt sowie industrielle Anwendungen im Maschinen- und Stahlbau her.

Die Produktion nahtloser Stahlrohre in Deutschland sei für Vallourec aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr darstellbar, erklärte Vorstandschef Philippe Guillemot. Vallourec Deutschland habe seit sieben Jahren signifikante Verluste geschrieben. Ursache dafür seien Überkapazitäten in der Branche, sinkende Margen, aber auch externe Schocks wie diverse Ölkrisen, Strafzölle aus China, die Corona-Krise sowie der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine mit dramatischen Auswirkungen auf Vormaterial- und Energiepreise.

Vallourec will jetzt Gespräche mit den Betriebsräten und der IG Metall über einen Interessenausgleich und Sozialplan beginnen. «Wir sind daran interessiert, dass für die Menschen, mit denen wir so lange zusammengearbeitet haben, eine faire und anständige Lösung gefunden wird», sagte Guillemot. «Wir bemühen uns, die Auswirkungen so stark abzumildern wie angesichts der Gesamtsituation möglich.»

«Es ist eine Katastrophe - für die Region, für die Arbeitsplätze», sagte der Geschäftsführer der IG Metall Düsseldorf-Neuss, Karsten Kaus, der Deutschen Presse-Agentur. Der Schock sei groß, auch wenn sich die Entscheidung schon abgezeichnet habe. Man habe zuvor alles versucht, etwa den Verkaufsprozess zu begleiten. Auch sei ein Fortführungskonzept mit dem Betriebsrat und einer Beratungsgesellschaft entwickelt worden. «Das ist alles am Ende nicht zum Tragen gekommen.»

Der Ärger in der Belegschaft sei groß - auch wegen des Umgangs mit der Belegschaft, sagte Kaus. Die habe am Mittwochabend aus der Presse von den Plänen erfahren. Erst am Freitag wolle das Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einer Versammlung in einer Düsseldorfer Veranstaltungshalle über die Schließungspläne informieren. Kaus kündigte an, dass die Gewerkschaft jetzt «einen guten Sozialtarif» aushandeln will.

Vallourec Deutschland hatte bereits 2020 ein Rohrwerk in Düsseldorf-Reisholz geschlossen. Insgesamt wurden seit 2015 wurden rund 1400 Stellen abgebaut. «Trotz aller Bemühungen konnte bis heute kein kostendeckender Betrieb der deutschen Standorte realisiert werden», stellte das Unternehmen fest.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Fünf Prozent für Verteidigung: Welche Kosten kämen auf Deutschland zu?
16.05.2025

Die Debatte um höhere Verteidigungsausgaben nimmt Fahrt auf: Fünf Prozent des BIP stehen im Raum. Doch was würde das konkret für...

DWN
Politik
Politik Russland-Ukraine-Friedensverhandlungen: Was kann in Istanbul erreicht werden?
16.05.2025

Russland und Ukraine starten in Istanbul neue Friedensverhandlungen – doch wie realistisch sind Fortschritte? Welche Rolle spielen...

DWN
Politik
Politik Die Macht der Herausforderung: Putin hat gekniffen
16.05.2025

Man möchte den wenigstens etwas ernstzunehmenden Menschen sehen, der geglaubt hat, Wladimir Putin würde die Herausforderung des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DAX-Konzerne verzeichnen deutlichen Rückgang bei Gewinnen
16.05.2025

Geringere Gewinne, schrumpfende Belegschaften und globale Unsicherheiten: Deutschlands DAX-Konzerne stehen unter Druck. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thalia-Übernahme: Buchhändler kauft Spielwarenhändler Krömer und Toysino - Expansion in den Spielwarenmarkt
16.05.2025

Der Buchhändler Thalia greift im Spielwarenmarkt an und übernimmt zwei bekannte Marken mit Dutzenden Filialen. Was steckt hinter dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mittelstand erwartet weiter steigende Kosten - kommen die nächsten Preiserhöhungen?
16.05.2025

Wie eine aktuelle KfW-Erhebung zeigt: Auch 2025 rechnen kleine und mittlere Unternehmen in Summe mit Preissteigerungen in allen wichtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mærsk-Chef warnt: China übernimmt – Europa schaut zu
16.05.2025

Trotz politischer Abkopplungsversuche wächst Europas Abhängigkeit von China weiter. Mærsk-Chef Vincent Clerc warnt: Peking erobert...

DWN
Politik
Politik Rüstungsskandal bei der Nato: Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche – Behörden ermitteln gegen Nato-Mitarbeiter
15.05.2025

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA werden Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Nun gibt es den Verdacht, auf...