Deutschland

Afrikanische Schweinepest greift auf Baden-Württemberg über

Die für Haus- und Wildschweine hochansteckende und meist tödliche Afrikanische Schweinepest hat erstmals auf ein westdeutsches Bundesland übergegriffen.
26.05.2022 14:07
Aktualisiert: 26.05.2022 14:07
Lesezeit: 2 min

Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Baden-Württemberg ist die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen. Das teilte der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz in Stuttgart mit. Innerhalb von nur fünf Tagen seien in dem Betrieb in Forchheim (Landkreis Emmendingen) bis zum Mittwoch 16 von 35 Hausschweinen qualvoll verendet. Das für Tierseuchen zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigte das Virus am Mittwochabend bei zwei verendeten Tieren. Die übrigen Tiere sind laut Hauk am Mittwochmorgen getötet worden. Es bestehe keine Gefahr für die menschliche Gesundheit, Schweinefleisch könne weiter verzehrt werden.

Laut dem Landesjagdverband gibt es derzeit keinen Hinweis auf infizierte Wildschweine. Wurst- und Fleischreste sollten, insbesondere an Rastplätzen, in verschlossenen Mülleimern entsorgt werden. Das Virus kann beispielsweise in geräuchertem Schinken oder Salami über 100 Tage überleben. «Werfen Sie keine Lebensmittelreste, vor allem von Wurst- und Fleischwaren, unachtsam fort, damit sich Wildschweine nicht infizieren. Die Jägerinnen und Jäger sind sich ihrer Verantwortung bewusst und helfen bei der Prävention sowie dem Monitoring. Je früher infizierte Schweine gefunden werden, desto eher wird die Seuche eingedämmt und Tierleid vermieden», sagte Landesjägermeister Jörg Friedmann.

Wie das Virus in den Betrieb gelangte, ist laut Hauk unklar. Ursache sei wohl «menschliches Handeln». «Die Schweine waren im Freiland gehalten, doppelt abgesichert durch den doppelten Zaun. Der Zaun war in der Erde auch eingegraben, so dass es sicher war, dass die Wildschweine nicht reinkommen können», sagte Hauk. Um den betroffenen Betrieb in Forchheim herum werden eine Schutzzone mit einem Mindestradius von drei Kilometern und eine sich daran außen anschließende Überwachungszone mit einem äußeren Radius von zehn Kilometern eingerichtet. Die Überwachungszone erstreckt sich über die Landkreise Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald und den Ortenaukreis.

In der Sperrzone ist laut Hauk das Befördern von Schweinen, Sperma, Eizellen und Embryonen von Schweinen verboten. Gülle, Mist und Einstreu von Schweinen dürfen ebenfalls nicht aus den Betrieben herauskommen. Zunächst einmal gelte: «Kein Schwein raus, kein Schwein rein», sagte Hauk. Ausnahmen seien nur unter strengen Auflagen möglich. Da die Seuche bei Hausschweinen ausgebrochen sei, seien pflanzliche Produkte, wie Futtermittel, Stroh oder andere landwirtschaftliche Produkte wie Rindfleisch, Obst und Gemüse von den Beschränkungen nicht betroffen.

Es gibt auch laut Hauk keine Hinweise, dass der Erreger Wildschweine befallen hat. «Um dies aber auch wirklich ausschließen zu können, müssen in den kommenden Wochen Wildschweine in der Umgebung auf die Afrikanische Schweinepest untersucht werden.» Auch Fallwild werde untersucht. Ab Freitag seien jeweils Zweierteams mit einem Hund unterwegs, um nach Kadavern Ausschau zu halten. «Flankiert werden die Suchteams außerhalb von Waldflächen durch Drohnen-Einsatzteams mit Wärmebild-Kameras», sagte Hauk. Diese Suchteams werden bisher nur in Baden-Württemberg ausgebildet und kamen schon in anderen von Afrikanischen Schweinepest betroffenen Gebieten Deutschlands zum Einsatz.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine schwere Virusinfektion, die ausschließlich Wildschweine und Hausschweine betrifft. Sie verläuft fast immer tödlich und ist unheilbar. Für den Menschen oder für andere Tierarten ist die Krankheit ungefährlich. Zunächst hatte sie sich in Osteuropa verbreitet. Am 10. September 2020 wurde ein erster Fall von ASP bei einem Wildschwein in Deutschland bestätigt. ASP-Fälle waren seitdem in Brandenburg (Wild- und Hausschweine) und in Sachsen (Wildschweine) und 2021 auch in Mecklenburg-Vorpommern (Wild- und Hausschweine) aufgetreten.

Mehr zum Thema: Afrikanische Schweinpest: Es droht ein europaweiter Ausbruch

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Peter Vesterbacka: Wenn Deutschland wie Estland wäre, hätte es 600 Einhörner
25.10.2025

Europa gilt zunehmend als unentschlossen, überreguliert und kraftlos – Begriffe, die sich in den vergangenen Jahren eingebürgert haben,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ausbildungsmarkt: Ausländische Azubis stützen Hotels und Gaststätten
25.10.2025

Das Hotel- und Gastgewerbe setzt bei der Nachwuchssicherung stark auf internationale Auszubildende. Doch fehlende Deutschkenntnisse bleiben...

DWN
Finanzen
Finanzen Seltene Erden als Investmentchance: Wie Anleger vom Rohstoffboom profitieren
25.10.2025

Seltene Erden sind das stille Rückgrat moderner Technologien – von E-Autos bis Windkraft. Ihre strategische Bedeutung wächst, weil...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Revolut Bank: Wie ein britisches Fintech Europas Bankenaltbau ins Wanken bringt
25.10.2025

Die Revolut Bank stellt das gesamte europäische Bankensystem infrage: Mit 75 Milliarden Dollar Bewertung, aggressiver Expansion und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Autoteilehandel 2.0: Wie Ovoko das Geschäft mit gebrauchten Teilen revolutioniert
25.10.2025

Aus einer simplen Excel-Tabelle entsteht ein europaweites Erfolgsunternehmen: Ovoko verändert den Handel mit gebrauchten Autoteilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vom Großraumbüro zur Kokospalme: Wie eine Litauerin Londons Karrierefalle entkam – und auswanderte
25.10.2025

Dominyka Mikšėnaitė hatte alles – Karriere, Gehalt, Aufstiegschancen in London. Doch sie kündigte, verließ das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Aktien: Wie Energieversorger zum stillen Profiteur des Tech-Booms werden
25.10.2025

Der Boom der künstlichen Intelligenz treibt den globalen Stromverbrauch auf Rekordniveau. Milliarden fließen in Rechenzentren, Netze und...

DWN
Politik
Politik Hinweise von Meldestelle "Hetze in Netz": Durchsuchung bei „Welt“-Kolumnist Norbert Bolz nach X-Post
24.10.2025

Für den Autor Professor Norbert Bolz ist es Ironie, die Staatsanwaltschaft sieht in dem Post eine strafbare Aussage gegen den renommierten...