Technologie

Deutsches Patentamt: China verzeichnet immense Innovationsdynamik

Der Feldzug der USA gegen China resultiert nicht zuletzt aus der Angst, wirtschaftlich abgehängt zu werden. Auf dem Feld der Innovation bahnt sich nun ein Kopf-an-Kopf-Rennen an.
02.06.2022 10:00
Lesezeit: 2 min
Deutsches Patentamt: China verzeichnet immense Innovationsdynamik
Der Erfinder Tao Xiangli präsentiert seinen selbstgebauten Roboter namens „König der Innovation“. Der Roboter kann ferngesteuert werden und verfügt über Bewegungssensoren. Der Technik-begeisterte Tao entstammt einer armen Familie aus der Anhui-Provinz und musste mit fünf Jahren die Schule verlassen, weil sich seine Eltern die Schulgebühren nicht mehr leisten konnten. Im Jahr 2008 machte er bereits Schlagzeilen mit einem selbstgebauten U-Boot. (Foto: dpa) Foto: How Hwee Young

China hat einer Analyse des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA) zufolge sein Innovationstempo in der Digitaltechnik bei Patenten stark erhöht. In wichtigen Technologiefeldern ist 2021 die Zahl der veröffentlichten chinesischen Patentanmeldungen erheblich gestiegen, wie die Behörde am Donnerstag in München mitteilte. In der «digitalen Kommunikationstechnik» - dazu zählt der Mobilfunk mitsamt 5G-Standard - überholte China mit 4308 (+6,8 Prozent) veröffentlichten Anmeldungen die USA mit 4115 (-2,4 Prozent). Das Patentamt veröffentlichte am Donnerstag seinen Jahresbericht.

Eine Auswertung nach anmeldenden Unternehmen hat das DPMA dieses Mal nicht vorgenommen, doch wichtigster chinesischer Konzern in der Mobilfunk- und Netzwerktechnik ist Huawei. Die Trump-Administration hatte mehrere illegale Sanktionen gegen den Technologiekonzern erlassen, welche dessen Geschäft in den vergangenen Jahren massiv in Mitleidenschaft gezogen haben. Wie die DWN vor einigen Wochen berichteten, hat dies jedoch dazu geführt, dass Huawei seine Investitionen in Forschung und Entwicklung massiv steigerte, um sich langfristig von den US-Sanktionen abschirmen zu können.

Lesen Sie dazu: Sanktionen schmerzen Huawei - könnten für die Amerikaner aber nach hinten losgehen

Patentanmeldungen werden nach 18 Monaten veröffentlicht, so dass die Zahlen noch nicht die Innovationen des Jahres 2021 widerspiegeln. Ausländische Unternehmen und Forscher melden ihre Erfindungen oft in mehreren technologisch bedeutenden Ländern und nicht nur in ihren Heimatnationen an, beim DPMA entsprechend mit Wirkung für Deutschland.

In der Computertechnik stieg die Zahl der Patente aus China sogar um ein Drittel auf 2017, in diesem Bereich lagen die USA aber mit 5943 Patentanmeldungen nach wie vor weit vorn. In der audiovisuellen Technik legten die Patentanmeldungen aus China um 42 Prozent auf 1055 zu. US-Unternehmen lagen mit 1234 Erfindungen und einem Plus von über zehn Prozent aber auch in diesem Bereich noch auf Platz eins.

Deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen lagen in der Computertechnik mit 1814 Anmeldungen auf dem dritten Platz, in der audiovisuellen Technik auf Rang vier. «Was Deutschland betrifft, so gibt es Licht und Schatten. In einigen Bereichen nimmt die Zahl der Innovationen zu, in anderen fällt das Land zurück oder taucht gar nicht unter den führenden Nationen auf», sagte DPMA-Präsidentin Cornelia Rudloff-Schäffer. «Die chinesische Innovationsdynamik hingegen war in den vergangenen Jahren immens.»

In einem wichtigen Feld liegt China jedoch nicht unter den fünf führenden Nationen: Halbleiter beziehungsweise Chips. Angeführt wird die Rangliste in diesem Bereich nach wie vor von Japan mit 1020 Anmeldungen, gefolgt von den USA (884). Auf den Plätzen drei und vier liegen Südkorea (820) und Taiwan (695), die Zahl der Patentanmeldungen aus beiden Nationen stieg jeweils um über 45 Prozent. Deutschland (646) liegt auf Rang fünf.

Den Bericht des Deutschen Patent- und Markenamtes finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Einbruchschutz: So sichern Sie Ihr Zuhause wirksam
22.04.2025

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland steigt wieder, bleibt aber unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Die meisten Täter geben nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold erreicht erstmals 3.500 Dollar
22.04.2025

Ein turbulenter Präsident, ein unter Druck stehender Notenbankchef – und Anleger, die das Vertrauen verlieren. Während Donald Trump...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Attacke auf Fed: Wenn Trump Powell unter Druck setzt, drohen wirtschaftliche Turbulenzen
22.04.2025

Am Gründonnerstag senkte die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Leitzinsen – ein Schritt, der unter normalen Umständen das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA: Höchste Zahl an Firmeninsolvenzen seit der Finanzkrise
22.04.2025

Zinsdruck, Konsumflaute, Strukturprobleme: Immer mehr US-Unternehmen gehen pleite – ein wirtschaftlicher Selbstreinigungsprozess mit...

DWN
Politik
Politik Friedensgespräche in Sicht? Putin macht Ukraine Angebot
22.04.2025

Nach dem Oster-Waffenstillstand fordert der Kreml direkte Gespräche mit Kiew – ein diplomatisches Tauziehen beginnt.

DWN
Panorama
Panorama Papst Franziskus aufgebahrt: Vatikan nimmt Abschied
22.04.2025

Der Tod von Papst Franziskus markiert das Ende einer Ära im Vatikan. Während in der Kapelle seiner Residenz bereits der Abschied beginnt,...

DWN
Panorama
Panorama Mehr Druck auf Hegseth nach neuen Chat-Enthüllungen
22.04.2025

Die neue Chat-Affäre um US-Verteidigungsminister Pete Hegseth spitzt sich weiter zu, die Kritik wächst. Das Weiße Haus betont jedoch,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bombardiers Global 8000: Das schnellste Zivilflugzeug seit der Concorde wird noch in diesem Jahr abheben
22.04.2025

Kanadas Bombardier setzt mit dem Global 8000 auf Geschwindigkeit, Reichweite und Luxus – der Konkurrenzkampf im Überschallmarkt spitzt...