Deutschland

Sachsen: Energiewende ist gescheitert, das Kartenhaus bricht zusammen

Sachsens Ministerpräsident fasst die katastrophale Lage kurz und bündig zusammen.
20.07.2022 14:00
Aktualisiert: 20.07.2022 14:27
Lesezeit: 2 min

Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) hat der Bundesregierung in der Energiekrise schwere Versäumnisse vorgehalten. „Ich nehme die Sorgen in der Bevölkerung um die explodierenden Energiepreise sehr ernst. Eine galoppierende Inflation und immer neue Rekorde bei den Energiepreisen nehmen den Menschen und der Wirtschaft die Luft. Das ist beängstigend“, sagte Kretschmer der Deutschen Presse-Agentur in Dresden.

Ein Industrieland wie Deutschland könne nur mit Energiesicherheit funktionieren. Es sei die Verantwortung der Bundesregierung, die Probleme zu lösen und nicht nur zu beschreiben.

„Energie ist die Achillesferse einer jeden Volkswirtschaft. Deshalb ist der Bund in der Pflicht, die Versorgung mit Erdgas, Erdöl und Elektroenergie zu sichern“, betonte Kretschmer. Die vorhandenen Kraftwerke jetzt abzuschalten, wäre das falsche Signal. Es sei klar, dass es perspektivisch keine Renaissance für die Braunkohle geben werde. „Aber wenn man nicht weiß, wie in zwei Monaten die Energieversorgung aussieht und dennoch am vorzeitigen Ausstieg aus der Kohle festhalten will, dann passt das alles nicht zusammen.“

Kretschmer sagte: „Die Energiewende, so wie sie geplant war, ist gescheitert. Der Bund will sie jetzt erzwingen, obwohl sich die Konstellationen verändert haben. Das wird schiefgehen.“ Der Ausbau der Erneuerbaren Energien sei eine Selbstverständlichkeit. „Aber die Grundlage für diesen Übergang, die Back-up-Struktur mit Gaskraftwerken, ist nun weggefallen. Deshalb stellt sich die Frage, was nun der Plan ist. Das hat der Bund bisher nicht beantwortet. Jetzt fällt das ganze Kartenhaus zusammen. Das ist bitter.“

Wall Street Journal: Abschaltung der AKWs ist „Wahnsinn“

Zur deutschen Energie-Krise schreibt das Wall Street Journal am Montag:

„In die Höhe schnellende Öl- und Erdgaspreise. Stromnetze am Rande des Zusammenbruchs. Energieknappheit in Europa, und es wird noch schlimmer werden. Die wachsende strategische Verwundbarkeit der freien Welt gegenüber Wladimir Putin und anderen Diktatoren. Dies sind einige der sich entfaltenden Ergebnisse des letzten Jahres, verursacht durch den utopischen Traum des Westens, die fossilen Brennstoffe zu bestrafen und in Richtung einer Welt zu sprinten, die ausschließlich von erneuerbaren Energien angetrieben wird. Es ist an der Zeit, dass die führenden Politiker dieses offensichtliche Debakel erkennen und zugeben, dass die Welt ohne einen technologischen Durchbruch noch jahrzehntelang einen üppigen Vorrat an kohlenstoffhaltigen Brennstoffen benötigen wird, um wohlhabend und frei zu bleiben. (...) Die Europäer arbeiten an Notfallplänen, die die Versorgung der Industrie rationieren sollen. Doch die deutsche Regierung will ihre drei noch laufenden Kernkraftwerke bis zum Jahresende abschalten. Um die letzten Worte (aus dem Kriegsfilm von 1957) „Die Brücke am Kwai“ zu zitieren: „Wahnsinn“. Deutschland muss auf die Verbrennung von Kohle und Öl zurückgreifen, da seine Billionen-Dollar-Investitionen in Wind- und Solarenergie russisches Gas nicht kompensieren können.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Mindeststeuer im Fokus: EU stellt US-Sonderregeln infrage
24.12.2025

Die globale Mindestbesteuerung gerät erneut unter Druck, nachdem die USA weitreichende Ausnahmen durchgesetzt haben. Droht Europa nun ein...

DWN
Politik
Politik Putin braucht keinen Weltkrieg: Darum ist eine globale Eskalation nicht Russlands Ziel
24.12.2025

Russlands Kriegspolitik wird häufig als Vorstufe einer globalen Eskalation interpretiert, doch historische Vergleiche zeichnen ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptobörsen im Vergleich: Darauf sollten Anleger bei Auswahl und Sicherheit achten
24.12.2025

Kryptowährungen sind längst im Finanzalltag angekommen, doch der Einstieg beginnt mit der Wahl der passenden Handelsplattform. Worauf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...