Unternehmen

BASF: Chemieriese blickt zuversichtlich in die Zukunft

Lesezeit: 3 min
11.08.2022 14:32  Aktualisiert: 11.08.2022 14:32
Der weltweit größte Chemiekonzern und größte Erdgasverbraucher Deutschlands sieht keinen Grund zur Panik und setzt sich ambitionierte Klimaziele.
BASF: Chemieriese blickt zuversichtlich in die Zukunft
Der weltgrößte Chemiekonzern mit Hauptsitz in Ludwigshafen hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mit Zuversicht der Krise trotzen: Während die verschiedenen Verbände Deutschlands ob der Energiekrise seit längerem Alarm schlagen, blickt der größte Chemiekonzern der Welt mit Hauptsitz in Ludwigshafen ohne in Panik zu verfallen in die Zukunft. Mit ein Grund: Der mit Abstand größte Erdgasverbraucher Deutschlands kann auf mehrere Standbeine zählen.

„Natürlich ist das Unternehmen“ so BASF-Pressesprecherin Daniela Rechenberger, gegenüber den DWN „von den Mehrkosten beim Erdgas betroffen“, und weist darauf hin, dass der Chemiekonzern sein Gas ausschließlich von westeuropäischen Lieferanten beziehe.

Das Öl- und Gasgeschäft von Wintershall Dea

Allerdings: BASF ist auch zu 72,2 Prozent an Wintershall Dea mit Hauptsitz in Kassel beteiligt. Das ist ein Öl- und Gas-Förderungsunternehmen, das unter anderem im Nahen Osten, Südamerika, und in Russland tätig ist. Dort erzielt es die Hälfte seiner Erlöse. Allein im laufenden Jahr hat das Unternehmen, das sein Geschäft wohl auch derzeit noch in Russland weiterführt, Öl und Gas im Wert von rund 14 Milliarden Euro nach Deutschland transportiert.

Und: Vor allem dank des Öl- und Gas-Geschäfts von Wintershall hat BASF im zweiten Quartal erneut überraschend hohe Gewinne verbucht. So lag das operative Ergebnis zwischen April und Juni bei 2,34 Milliarden Euro und damit fast so hoch wie im ersten Quartal und sogar deutlich höher als im vergangenen Jahr.

Das, obwohl sich die Mehrkosten aufgrund der gestiegenen Erdgaspreise für die europäischen BASF-Standorte gegenüber dem Vorjahresquartal 2021 im zweiten Quartal 2022 auf 800 Millionen Euro erhöht haben. Im Vergleich mit dem zweiten Quartal des Jahres 2020 lag der Anstieg bei einer Milliarde Euro. Aber: „Um diese höheren Kosten abzufedern, hat BASF Preiserhöhungen vorgenommen und wird dies auch weiterhin tun“, so Rechenberger.

Hoher Gasverbrauch

Der Konzern hat am Standort Ludwigshafen einen so hohen Gasverbrauch, weil der Rohstoff zur Hälfte als reine Hitzewelle genutzt wird. Dazu gehört zum Beispiel der Steamcracker oder die Acetylen-Anlage. Zur anderen Hälfte werden Produkte mit dem Rohstoff Gas produziert. „Jedoch versucht das Unternehmen das Gas, das ausschließlich für die Energieerzeugung gebraucht wird, durch erneuerbare Energien zu ersetzen“, sagt Rechenberger.

Kurz erklärt: Beim Steamcracken, auf Deutsch Dampf spalten, wird Naphtha aufgespalten. Die Acetylen-Anlage hingegen dient der Verarbeitung von Acetylen. Das ist ein bedeutender Ausgangsstoff für Produkte wie Kunststoff, Arzneimittel, Lösemittel, Elektrochemikalien oder Textilfasern.

In Ludwigshafen glaubt niemand an eine Abstellung oder energiebedingte Drosselung der Produktion. Und: „Bei 50 Prozent des maximalen Erdgasverbrauches,“ meint Rechenberg, „kann der Standort immer noch mit reduzierter Last weiterbetrieben werden.“ Erst wenn die Versorgung dauerhaft unter 50 Prozent sinken würde, müsste die BASF das Werk herunterfahren, was erhebliche Folgen für das Unternehmen, die Kunden und die Mitarbeiter hätte.

Gas vom freien Markt

Aber solange nicht die Notfallstufe Gas eintrete, und sich das Unternehmen das nötige Gas direkt auf dem freien Markt beschaffen könne, sehe man zuversichtlich in die Zukunft. Sollte es jedoch zu einer Zuweisung der Bundesnetzagentur kommen, würde man zumindest davon ausgehen, dass Teile der Produktion zur kritischen Infrastruktur gezählt würden.

Grundsätzlich hat sich der Chemieriese, der sich den Vorwurf gefallen lassen muss, über die Rekordgewinne von Wintershall Dea auch die russische Kriegskasse zu füllen, ziemlich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt.

Die Klimaziele des Konzerns

So will der Konzern bis 2030, 100 Prozent der Stromversorgung aus erneuerbarer Energie generieren. Derzeit sind es noch bescheidene 16 Prozent.

Auch soll im nächsten Jahr die zusammen mit dem schwedischen Energieunternehmen Vattenfall gebaute Offshore-Windparkanlage in der niederländischen Nordseeküste vollständig in Betrieb gehen. Es ist mit einer installierten Gesamtleistung von 1,5 Gigawatt die weltgrößte Anlage dieser Art. BASF selbst investierte dabei mehr als eine Milliarde Euro.

Im Jahr 2050 dann will das Unternehmen so weit sein, im Rahmen seiner Emissionsminderungsziele kein Kohlenstoffdioxid (Co2) mehr in die Umwelt auszustoßen.

BASF beschäftigt weltweit rund 111.000 Mitarbeiter und betreibt sechs Verbundstandorte und 232 Produktionsstandorte in 90 Ländern in Afrika, Asien-Pazifik, Europa, den Mittleren Osten, und in Nord- und Südamerika.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...