Unternehmen

Keine Innovationen: Österreichs Akademiker wandern aus

Österreichs Top-Akademiker verlassen das Land in Richtung USA und anderer Länder mit einem renommierten Hochschulsektor. Für Österreichs Unternehmen schwindet damit Innovations- und Wirtschaftskraft.
08.11.2013 23:20
Lesezeit: 2 min

Im Ländervergleich über die Attraktivität akademischer Arbeitsplätze liegt Österreich nur im Mittelfeld. Die USA sind bei jungen Wissenschaftlern als Arbeitgeber das beliebteste Land, weil sie meist eine durchgängige Karriereperspektive und mehr Forschungsautonomie bieten können. Hinter den USA sind die Niederlande, Schweden, Großbritannien und die Schweiz die beliebtesten Standorte für junge Forscher.

Das Ergab eine Befragung von mehr als 10.000 Forschern weltweit, die an einem Experiment zur Arbeitsplatzwahl teilnahmen. Das vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) durchgeführte Experiment stellte Fragen über die Attraktivität von Arbeitsplätzen zum Beginn und zum Höhepunkt einer Forscherkarriere.

Da sich in den USA bereits viele renommierte Wissenschaftler befinden, wird das Land auch für den Nachwuchs umso attraktiver. Eine Folge für Österreich und Deutschland ist die Abwanderung von Nachwuchsforschern –  auch Brain Drain genannt – in Länder mit einem attraktiveren Hochschul- und Wissenschaftssektor. Dieser Trend hat Folgen für die heimische Wirtschaft.

„Weil wissenschaftsbasierte Innovationen an Bedeutung gewinnen, leiden mittelfristig auch die Innovationskraft der Unternehmen und die Fähigkeit der europäischen Wirtschaft, zur Lösung von Problemen wie Klimawandel oder Ressourcenknappheit beizutragen“, schreibt das Wifo-Institut in einer Mitteilung.

Unbefristete Arbeitsverträge, das hohe Renommee der Fachkollegen und die Perspektive auf Autonomie in der Forschung sind bei der Entscheidung für die Forscher am wichtigsten. Erst danach wurden Gehalt und Verfügbarkeit von Drittmitteln als Faktoren für die Auswahl eines Arbeitsplatzes genannt. Die Lebensqualität in einem Land hat nur wenig Einfluss auf die Arbeitsplatz-Wahl.

Forschungsuniversitäten in den USA verfügen über einen dreifachen Vorteil, der nach Ansicht des Wifo-Instituts kurzfristig nur schwer zu kompensieren ist: attraktive Gehälter, gute Arbeitsbedingungen und prestigereiche Fachkollegenschaft.

Österreich habe jedoch das Potential, einer höheren Zahl junger Wissenschaftler „unbefristete und durchgängige Karrieren bis zur Professur anzubieten, vorausgesetzt die Forschungsleistung wird positiv evaluiert", sagte der Autor der Wifo-Studie Jürgen Janger.

In der Wissenschaft ist längst ein Kampf um die klügsten Köpfe der Welt entbrannt. Wer in der Forschung reüssieren will, „muss raus gehen aus Österreich. Das gehört einfach zum Lebenslauf eines Wissenschaftlers dazu“, sagte Philipp Marxgut, Leiter des  Office of Science & Technology in Washington dem Kurier. Die einzige Hochschule Österreichs in den Top 200  ist die Universität Wien – auf Platz 170.

Wenn Österreichs Top-Akademiker nach ihrem Universitätsabschluss nicht im Land gehalten werden können, um Posten an den Hochschulen und in den Führungsebenen der Wirtschaft zu besetzen, dann müssen sie aus dem Ausland rekrutiert werden. Eine lange Zeit verschleppte Regelung von Migration und Integration verhindert dies bis jetzt. Österreich vertritt eine „Technologiepolitik, die zwar gerne über Hochtechnologie redet, aber zunehmend Probleme bekommen wird, entsprechend ausgebildete Arbeitskräfte zu mobilisieren“, schreibt Christian Reiner in einem Kommentar für Die Presse.

Neue Technologien werden aus dem Ausland adaptiert, aber nicht mehr selbst hergestellt. Eigene Innovationen sind rar. „Neben den neuen mittelosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten sind es vor allem Indien und China, die schnelle Fortschritte im Technologieniveau machen“, so Reiner.

Es gibt aber noch innovative Köpfe außerhalb des akademischen Sektors. Am vergangenen Wochenende trafen sich 50 Start-up Unternehmen in Wien auf der Pioneers Challenge, einer international renommierten Konferenz für innovative Unternehmer. Sie müssen ihr Geschäftsmodell in einem Wettbewerb vorstellen und konkurrierten um eine Reise zu Investoren auf der ganzen Welt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Drittes Jahr in Folge kein Wachstum – Habeck senkt Prognose
24.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Minister, der den Stillstand verwaltet: Robert Habeck...

DWN
Politik
Politik Europa sitzt auf russischem Milliardenvermögen – doch es gibt ein Problem
24.04.2025

Europa sitzt auf eingefrorenem russischen Vermögen im Wert von 260 Milliarden Euro – ein gewaltiger Betrag, der den Wiederaufbau der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warum irische Firmen im deutschen Green-Tech-Boom Milliardenwachstum anstreben
24.04.2025

Irlands Green-Tech-Firmen erobern den deutschen Markt – mit strategischem Fokus auf Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Goldpreis fällt – Ist der Gipfel bereits überschritten?
24.04.2025

Nach einem historischen Rekordhoch hat der Goldpreis nun zum zweiten Mal in Folge deutlich nachgegeben – ein möglicher Wendepunkt am...