Finanzen

Frankreich und Deutschland können nicht dieselbe Währung haben

Lesezeit: 1 min
21.11.2013 22:51
Die französische Schuldenquote liegt bald 20 Prozentpunkte höher als die deutsche. Denn die Zinsen der beiden Staaten liegen nahe beieinander. Doch sobald die Geldschwemme der Zentralbanken nachlässt, wird der Zinsabstand zunehmen. Die steigende Zinslast wird Frankreich zu schaffen machen. Die gemeinsame Währung wird sich als tödlich für Frankreich erweisen.
Frankreich und Deutschland können nicht dieselbe Währung haben

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die niedrigen Zinsen für französische und deutsche Staatsanleihen sind auch eine Folge der US-Geldpolitik. Das billige Geld der Federal Reserve ist auch in die Schuldpapiere der Staaten der Eurozone geflossen.

Frankreichs Regierung muss für Anleihen geringere Zinsen zahlen als Großbritannien. Zwar sind die Zinsen höher als die von Deutschland. Doch der Zinsunterschied zwischen den beiden Ländern ist sehr gering und stabil. Auch die erneute Herabstufung Frankreichs durch die Rating-Agentur Standard & Poor’s vor zwei Wochen hat die französischen Zinskosten nicht steigen lassen.

Frankreich ist für Investoren attraktiv, weil es einerseits Teil der nördlichen Eurozone ist, die als sicherer betrachtet wird. Andererseits sind die Renditen deutlich höher als die Renditen für deutsche Staatsanleihen.

Als Fed-Chef Ben Bernanke am 22. Mai andeutete, dass die US-Zentralbank ihr Anleihekaufprogramm zurückfahren könnte (Tapering), hatte dies nicht nur massiven Einfluss auf den US-Anleihemarkt. Auch die Zinsen für Anleihen der europäischen Staaten und für Anleihen der Entwicklungsländer stiegen deutlich an.

Die Höhe der Zinsen für europäische Staatsanleihen hängt maßgeblich von den Entscheidungen der Federal Reserve ab. Als die US-Zentralbank ihr Anleihekaufprogramm im Umfang von monatlich 85 Milliarden Dollar startete, gingen die Renditen auf US-Staatsanleihen deutlich zurück. Investoren suchten nach höheren Renditen und kauften vermehrt europäische Staatsanleihen. Aufgrund der steigenden Nachfrage gingen die Zinsen auch in Europa zurück.

Wenn das Anleihekaufprogramm der Fed tatsächlich zurückgefahren werden sollte, würde dies offenbar auch Europa betreffen. Doch die Staaten der Eurozone wären nicht im selben Maße betroffen.

Frankreich wäre besonders gefährdet. Denn die französischen Anleihen sind in Gegensatz zu den Staatsanleihen der Südstaaten der Eurozone in der Hand von ausländischen Institutionen. Vor allem die Schweizer Nationalbank (SNB) und japanische Banken haben massiv französische Anleihen gekauft. Diese würden die Anleihen eher wieder abstoßen als einheimische Banken.

Die Fed werde im kommenden Jahr ihr Anleihekaufprogramm zurückfahren, sagte Eric Chaney, Chef-Ökonom bei Axa Group, der FT. Dies werde nicht nur zu einem deutlichen Zinsanstieg in den USA führen, sondern auch in Europa. Dabei werde auch der Zinsunterschied zwischen den europäischen Staaten steigen.

Die Schuldenprofile Frankreichs und Deutschlands sind sehr verschieden. Vor 1980 lag die Schuldenquote Deutschlands 10 Prozentpunkte höher als die Quote Frankreichs (siehe Grafik). Doch im kommenden Jahr werde die französische Schuldenquote 20 Prozentpunkte höher liegen als die deutsche.

„Wenn die beiden Länder verschiedene Währungen hätten, wäre das in Ordnung“, so Chaney. Wenn die französische Regierung die Schuldenpolitik nicht ändere und die „nutzlosen“ Ausgaben kürze, dann könne sich der Zinsunterschied um bis zu einem Prozentpunkt ausdehnen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...