Politik

Russland: EU-Politiker sorgen für Hysterie in der Ukraine

Russlands Außenminister Sergej Lawrow wirft dem Westen Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine vor. Die Ärger im Land sei von westlichen Provokateuren geschürt. Lawrow kritisiert vor allem die Besuche von EU-Politikern in Kiew.
15.12.2013 10:40
Lesezeit: 1 min

Die Reaktion der Demonstranten auf die Hinwendung des Landes zu Russland seien völlig überzogen, sagte Lawrow in einem am Samstag vom russischen Nachrichtensender Rossiya 24 ausgestrahlten Interview.

Das lege nahe, dass der Ärger von außen geschürt werde. „Es besteht kein Zweifel, dass Provokateure dahinterstecken“, sagte Lawrow. „Ich bin betrübt über die Tatsache, dass unsere westlichen Partner offenbar den Realitätssinn verloren haben.“

Lawrow bekräftigte insbesondere die Kritik Russlands an Besuchen von EU-Politikern in Kiew. „Stellen Sie sich vor, ich würde nach Deutschland reisen und mich unter Demonstranten für Parteien mischen, die einen Schwenk in den deutschen Beziehungen zur EU fordern“, sagte Lawrow. Sowohl das Europäische Parlament und die Nato, als auch der Europarat und die OSCE würden einen solchen Schritt als Einmischung Russlands in die innenpolitischen Angelegenheiten Deutschlands verurteilen. Auch China kritisierte vor Kurzem die Einmischung des Westens in der Ukraine (mehr hier).

Neben der EU-Außenbeauftragten Catherine Asthon war auch der scheidende deutsche Außenminister Guido Westerwelle nach Kiew gereist. Er war dort unter anderem mit Oppositionspolitikern zusammengekommen.

„Es ist erstaunlich, wie eine selbstständige Entscheidung der legitimen ukrainischen Regierung das Land an den Rand der Hysterie bringen konnte“, fügte Lawrow in dem in der vergangenen Woche während einer Iran-Reise aufgezeichneten Interviews hinzu. Seit Präsident Viktor Janukowitsch vor rund drei Wochen die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union (hier) platzen ließ, demonstrieren täglich Tausende Menschen bei klirrender Kälte in der Hauptstadt Kiew. Sie fordern mittlerweile nicht mehr nur eine Hinwendung des Landes zur EU, sondern auch Janukowitsch' Rücktritt.

Für Sonntag ist eine weitere Großkundgebung auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz geplant. Schon seit Freitag strömen zahlreiche Menschen dorthin, wo Aktivisten ein Protestcamp errichtet haben und die von der Polizei weggeräumten Barrikaden wieder aufbauen. Oppositionsführer Vitali Klitschko kritisierte nach einem ersten Gespräch mit der Regierung am Freitag, Janukowitsch sei der Opposition kaum entgegengekommen.

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