Finanzen

Das Gold des Westens fließt nach Asien

Die Bürger Chinas und Indiens haben 2013 so viel physisches Gold gekauft wie nie zuvor. Und der massive Goldfluss nach Asien hält an. Schweizer Raffinerien fahren zusätzliche Schichten, um das Gold der westlichen Investoren für den asiatischen Markt in Münzen und kleinere Barren umzuschmelzen.
29.01.2014 00:05
Lesezeit: 2 min

Das vergangene Jahr war ein Boom für die Schweizer Gold-Raffinerien. Denn der Rückgang des Goldpreises ging einher mit einer massiven chinesischen Nachfrage nach Münzen, Barren und Schmuck.

Im Jahr 2013 stießen Investoren 869,1 Tonnen aus gold-gedeckten Fonds in den USA und Europa ab, berichtet Bloomberg. Ein Großteil dieses physischen Goldes floss nach Asien, wo Unternehmen wie Brink’s, UBS und die Deutsche Bank riesige neue Gold-Tresore aufbauen. Im vergangenen Jahr verdrängten die Chinesen erstmals die Inder von der Spitze beim Gold-Konsum.

Der Umsatz der Schweizer Raffinerie PAMP in der Nähe der italienischen Grenze ist im vergangenen Jahr um 20 Prozent angestiegen. Grund dafür sei der „unersättliche Appetit“ der Chinesen, so Raffinerie-Direktor Mehdi Barkhordar. Noch immer sei die Nachfrage in China beträchtlich.

Um die Nachfrage bedienen zu können, fährt die Raffinerie mit ihren circa 200 Angestellten zusätzliche Schichten. Von April bis Juni liefen die Kapazitäten am Limit. Die jährliche Maximalkapazität liegt bei 450 Tonnen. PAMP verarbeitet bei einer Temperatur von 1.000 Grad Celsius Minenmetall, alten Schmuck und großen Barren. Daraus werden Münzen und kleinere Barren für den asiatischen Markt hergestellt. Das Gold wird für lange Zeit nicht in den Westen zurückkehren.

„In der westlichen Welt hatten wir einen Bullen-Markt beim Gold, vor allem über die ETFs [börsengehandelte Fonds], und er scheint vorbei zu sein“, sagt Charles Morris, Chef des 1,8 Milliarden schweren Rohstoff-Managements bei HSBC. Die chinesischen Konsumenten kauften im Jahr bis September knapp 1.000 Tonnen Gold. Das sind 30 Prozent mehr als noch ein Jahr vor. Morris sagt:

„In China gibt es eine große Zahl neuer Verkaufsstellen, darunter viele Banken in den Provinzen, die Gold-Barren verkaufen. Viele Leute in China, die in der Vergangenheit nur begrenzten Zugang zu Gold hatten, denken, es ist eine gute Idee, einen oder zwei Goldbarren als Langzeit-Investition zu haben.“

Großbritannien exportierte im Jahr bis November letzten Jahres 1.291 Tonnen Gold in die Schweiz. Das ist so viel wie insgesamt in den sieben Jahren zuvor. So waren noch im Jahr 2012 nur 92 Tonnen geflossen. Der massive Goldfluss aus britischen ETFs über die Schweiz nach Asien im vergangenen Jahr war bereits Mitte letzten Jahres vermutet worden (mehr hier).

Die Gold-Exporte von Hong Kong nach China verdoppelten sich 2013 auf 1.109 Tonnen. Im selben Zeitraum konnte die Federal Reserve nur 5 Tonnen Gold an die Bundesbank liefern, welche die Rückführung eines Teils ihres Goldes nach Deutschland gefordert hatte. Die Bundesbank erklärte die Verzögerung mit Problemen beim Transport und beim Umschmelzen der Barren (mehr hier).

Die asiatische Nachfrage nach physischem Gold wird weiter wachsen. Denn der Wohlstand in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde wächst. Das Pro-Kopf-BIP wird bis 2018 um weitere 50 Prozent steigen, so der IWF. Das ist deutlich schneller als die erwarteten 23 Prozent in den USA.

„Indien wird noch sehr lange Gold konsumieren. Denn für den indischen Bauern ist Gold eine der besten Vermögensanlagen“, sagt Raffinerie-Direktor Barkhordar. „Er wird das Gold als Mitgift für seine Tochter nutzen. Aber er kann es auch verwenden, falls er kurzfristig Geld für die nächste Saat braucht.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...