Politik

Erdogan droht: Griechenland baut Grenzmauer zur Türkei massiv aus

Zwischen den Nato-Ländern Türkei und Griechenland wachsen die Spannungen, der türkische Präsident droht dem Nachbarland.
06.09.2022 17:00
Aktualisiert: 06.09.2022 17:29
Lesezeit: 2 min

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat dem Nachbarn Griechenland erneut scharf gedroht. „Wir können plötzlich eines Nachts kommen“, sagte Erdogan am Dienstag vor einer dreitägigen Balkanreise. Den Satz hatte der türkische Präsident in der Vergangenheit häufig bezogen auf militärische Operationen verwendet - etwa in Syrien oder im Irak. Erdogan bezog sich auf die angebliche Ausrichtung des S-300-Luftverteidigungssystems Griechenlands auf türkische Jets. Athen bestreitet diese Vorwürfe Ankaras. Türkische Kampfjets überfliegen griechischen Angaben zufolge regelmäßig griechische Inseln in der Ägäis.

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis reagierte enttäuscht auf die Äußerungen Erdogans: „Es ist inakzeptabel, dass Griechenland Drohungen von einem Land erhält, das ein Verbündeter in der Nato ist - Drohungen, die so weit gehen, die griechische Souveränität in Frage zu stellen“, sagte Mitsotakis am Dienstag im staatlichen griechischen Fernsehen.

Bereits am Samstag hatte Erdogan Griechenland wegen der Militarisierung griechischer Inseln in der Ostägäis kritisiert und eine offene Drohung ausgesprochen. „Eure Besetzung der Inseln bindet uns nicht. Wir werden das Notwendige tun, wenn die Zeit gekommen ist. Wie wir sagen: Wir können eines Nachts plötzlich kommen.“ Der griechische Außenminister Nikos Dendias teilte daraufhin mit, man werde Verbündete und Partner der Nato, der EU und den Vereinten Nationen (UN) über die Drohung informieren.

Ankara argumentiert, Griechenland verstoße mit der Stationierung von Militäreinheiten und Waffensystemen auf Inseln in der Ägäis gegen die Verträge von Lausanne (1923) und Paris (1947). Athen begründet die Militarisierung mit einer Bedrohung durch Ankara und dem Recht eines jeden Staates auf Selbstverteidigung.

Griechenland baut Mauer an Grenze aus

Griechenland will an der nördlichen Grenze zur Türkei einen Zaun aus Beton und Stacheldraht um ein Vielfaches verlängern - angeblich, um Flüchtlinge daran zu hindern, ins Land zu gelangen. Die bislang 40 Kilometer lange Anlage werde um weitere 140 Kilometer ausgebaut, kündigte der Minister für Bürgerschutz, Takis Theodorikakos, am Dienstag an. Weiteres Grenzpersonal soll eingestellt und das Überwachungssystem in der Region verbessert werden. Der ursprünglich 2012 errichtete Zaun war zuletzt im vergangenen Jahr verlängert worden, nachdem Zehntausende Asylsuchende versucht hatten, über die Nordgrenze Griechenlands in die Europäische Union einzureisen.

Die Türkei hatte damals erklärt, sie würde die Migranten nicht länger am Grenzübertritt hindern. Griechenland und die Türkei sind zwar Verbündete in der Nato, streiten aber seit Jahren über eine ganze Reihe von Themen, darunter Migration und den Zugriff auf Energieressourcen. 2015 und 2016 überquerten eine Million Flüchtlinge, die überwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan stammten, die Grenze zwischen den beiden Ländern. Seitdem ist ihre Zahl erheblich zurückgegangen, doch nach Behördenangaben wurden zuletzt wieder viele Menschen daran gehindert, ins Land zu kommen. In den ersten sieben Monaten des Jahres seien 7484 Flüchtlinge und Migranten festgenommen worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen verkaufen: Die 10 häufigsten Fehler beim Unternehmensverkauf
07.06.2025

Was Unternehmer beim Verkauf ihres Unternehmens falsch machen – und wie selbst starke Zahlen durch fehlende Strategie, überzogene...

DWN
Politik
Politik Ehegattennachzug stagniert: Rechtliche Hürden beim Sprachnachweis
07.06.2025

Die Zahl der Visa für den Ehegattennachzug nach Deutschland ist rückläufig. Gleichzeitig bestehen weiterhin sprachliche und rechtliche...

DWN
Panorama
Panorama Ausweis, Ticket & Co.: Was Sie vor einem Urlaubsflug beachten sollten
07.06.2025

Check-in, Sicherheitscheck und Sprint zum Gate: Der Start in den Urlaubsflug kann am Flughafen schnell im Stress enden. Das lässt sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wertvollster Fußballer der Welt: Lamine Yamal knackt 400-Millionen-Marke
07.06.2025

Ein 17-Jähriger dominiert den globalen Fußballmarkt: Lamine Yamal ist mehr wert als ganze Bundesligateams – und verkörpert die extreme...

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Verteidigung der Zukunft: Hensoldt rüstet Europa mit Hightech auf
06.06.2025

Kaum ein Rüstungsunternehmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren so grundlegend gewandelt wie Hensoldt. Aus einer ehemaligen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Europa: Ein ideologischer Feldzug beginnt
06.06.2025

Donald Trump hat Europa zum ideologischen Feind erklärt – und arbeitet systematisch daran, den Kontinent nach seinen Vorstellungen...