Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom Montag legte die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland im August um 6,6 Prozent gegenüber Juli zu. Im Juli war sie noch zum Vormonat um 4,2 Prozent zurückgegangen.
Von den Insolvenzverfahren sind 30 Prozent Regelinsolvenzen, zu denen in erster Linie jene von Unternehmen zählen. Dabei ist laut Destatis zu berücksichtigen, dass die Verfahren erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.
Im ersten Halbjahr haben die deutschen Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 7113 beantragte Unternehmenspleiten gemeldet. Das waren 4,0 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2021.
Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf knapp 8,2 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2021 hatten sie bei rund 31,8 Milliarden Euro gelegen, da mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen insolvent wurden als im ersten Halbjahr 2022.
Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) rechnet für den Herbst mit einer zunehmenden Zahl an Pleiten. Verantwortlich dafür seien in erster Linie stark steigende Preise für wichtige Produktionsfaktoren. Während der Ukraine-Krieg zu höheren Energiekosten führe, seien Unterbrechungen der internationalen Lieferketten für die Verteuerung vieler importierter Vorleistungsgüter verantwortlich.
Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgerufene Zinswende werde überdies die Refinanzierungskosten der Unternehmen erhöhen. Ein Kostenfaktor für viele Firmen sei auch die Mindestlohnanhebung ab Oktober.