Deutschland

Verluste außer Kontrolle: Bundesregierung verstaatlicht größten Gas-Importeur des Landes

Die Bundesregierung wird den Uniper-Konzern verstaatlichen, um massive Verluste aus Steuergeldern zu bezahlen.
21.09.2022 09:50
Aktualisiert: 21.09.2022 09:50
Lesezeit: 2 min
Verluste außer Kontrolle: Bundesregierung verstaatlicht größten Gas-Importeur des Landes
Die Bundesregierung verstaatlicht den Uniper-Konzern. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Der angeschlagene Energiekonzern Uniper wird verstaatlicht. Die Lage für Uniper habe sich deutlich verschärft, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Mittwoch. Der Bund habe sich daher auf ein Stabilisierungspaket verständigt, bei dem er am Ende 99 Prozent der Anteile an Deutschlands größtem Gasimporteur übernehmen werde. Habeck zufolge soll es auch bei der geplanten Gasumlage bleiben, mit der die Gaskunden an den Verlusten der Konzerne beteiligt werden sollen. Sie solle ab Oktober gelten und auch Uniper zugutekommen. Der Staat werde zudem alles Nötige tun, um Firmen zu stützen. Das gelte auch für den ebenfalls in Schieflage geratenen Gaskonzern VNG.

Lesen Sie dazu: Drittgrößter Gas-Importeur Deutschlands ist pleite

Die Gasumlage werde erhoben, sagte Habeck. Es werde aber eine finanzverfassungsrechtliche Prüfung des Finanzministeriums geben. Diese könne drei Monate dauern. Wenn die Umlage nicht erhoben werden dürfe, müsse es sofort eine Alternative geben. Hintergrund ist dass es rechtlich unklar ist, ob Staatsunternehmen die Umlage kassieren dürfen. Mit der Übernahme von Uniper würde ein solches Unternehmen davon profitieren.

Besonders brisant: Laut Berichten wurde die Gasumlage von den Energie-Konzernen mitgeschrieben. Diese Lobbyarbeit passierte offenbar auf Druck von Ratingagenturen, wie die DWN bereits berichteten.

Bund sichert Finanzierung mit Steuergeldern

Bei Uniper zieht Habeck jetzt die Reißleine. Der Bund plant eine Kapitalerhöhung in Höhe von acht Milliarden Euro zum Preis von 1,70 Euro je Aktie. Zudem übernehme er alle Anteile von Fortum an Uniper zu einem Preis von 1,70 Euro je Aktie, was einem Kaufpreis von rund 480 Millionen Euro entspreche. Der Bund sichere zudem die Finanzierung des Unternehmens bis zur Umsetzung der Kapitalerhöhung. Uniper hatte allein im ersten Halbjahr einen Verlust von über zwölf Milliarden Euro eingefahren. Der Konzern muss für die ausbleibenden Lieferungen aus Russland am teuren Spotmarkt Ersatz beschaffen und macht damit Milliardenverluste. Die Uniper-Aktie rauschte am Mittwoch zeitweise um knapp 20 Prozent ins Minus.

Der Bund hatte bereits im Juli ein Rettungspaket geschnürt, das aber nun nicht mehr ausreicht. "Die Anpassung des Stabilisierungspaketes wurde notwendig, weil sich die Kapitalerfordernisse von Uniper durch die komplette Einstellung der vertraglich vereinbarten Gaslieferungen aus Russland und die stark gestiegenen Gaspreise signifikant erhöht haben", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Dies habe die Notlage des größten deutschen Importeurs von russischem Gas verschärft.

Ein weiterer Teil der Vereinbarung sei, dass der Bund nach der Übernahme die von Fortum zur Verfügung gestellte Kreditlinie bestehend aus einem Gesellschafterdarlehen von vier Milliarden und einer Garantielinie von vier Milliarden Euro ersetzt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...