Finanzen

Der US-Häusermarkt bricht ein – aber langsamer als gedacht

Die Zinsen für Hypotheken steigen in den Staaten so rasant, wie seit 50 Jahren nicht mehr. Jedoch gibt es eine Besonderheit in den USA, die Eigenheimbesitzer schützt.
25.09.2022 09:18
Lesezeit: 2 min
Der US-Häusermarkt bricht ein – aber langsamer als gedacht
Die Zinsen bringen Bewegung in den US Häusermarkt. (Foto: dpa) Foto: epa Justin Lane

Zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2008 haben die durchschnittlichen Hypothekenzinsen in den USA die 6% Marke überschritten. Ein klares Zeichen, dass die aggressive Geldpolitik der US Federal Reserve die Kosten für die Finanzierung eines Hauskaufs in die Höhe treibt.

Die durchschnittlichen 30-jährigen Festhypothek-Zinsen stiegen Mitte September auf 6,02%, gegenüber 5,89% der Vorwoche. Deutlich wird der Vergleich zum Vorjahr, als die Zinsen in derselben Woche im Jahr 2021 bei 2,86% lagen. Der Referenzwert für die Kreditaufnahme hat sich seit Januar fast verdoppelt, was dem steilsten und schnellsten Zinsanstieg seit mehr als 50 Jahren entspricht.

Während die Zinsen steigen, sind im Juli die durchschnittlichen Median-Häuserpreise in den USA zum ersten Mal seit langer Zeit leicht gesunken, nachdem es in der Pandemie zu starken Käufen kam.

Rückgang der Immobilienpreise

Höhere Zinssätze gehen in der Regel mit einem langsameren Anstieg der Immobilienpreise und Immobilienverkäufe einher. Der Preisanstieg in den USA hat sich in den letzten Monaten verlangsamt, doch die Preise steigen weiterhin im zweistelligen Prozentbereich, was auf ein knappes Angebot und entschlossene Käufer zurückzuführen ist.

„Obwohl der Anstieg der Zinssätze die Nachfrage weiterhin dämpfen und die Immobilienpreise unter Druck setzen wird, ist der Bestand nach wie vor unzureichend“, zitiert die Financial Times Sam Khater, Chefökonom bei Freddie Mac. „Der Rückgang der Immobilienpreise wird sich wahrscheinlich fortsetzen, dürfte aber nicht groß sein,“ so Khater.

Eine Besonderheit in den USA: Hauseigentümer sind durch 30-jährige, staatlich garantierte Festzinsverträge vor steigenden Zinsen geschützt: wenn die Zinsen sinken, kann die Hypothek refinanziert werden, so dass die Zahlungen günstiger werden. Wenn die Zinssätze steigen, werden diese nicht an Hausbesitzer weitergereicht, berichtet die Financial Times.

Dies steht im krassen Gegensatz zu anderen Ländern. Kreditnehmer im Vereinigten Königreich, in Spanien und Australien zum Beispiel sind besonders gefährdet, da zwischen 42 und 93 Prozent der Hypotheken den Zinssätzen der Zentralbank folgen oder kurzfristige Festzinsvereinbarungen auslaufen.

Auch in Deutschland sind Kreditnehmer gefährdet, da sich Hauskäufer bei der Finanzierung selber den Zeitraum für gebundene Zinsen aussuchen können. Viele legen diese nur auf zehn Jahre fest. Eigenheime oder -wohnungen werden für finanziell weniger gut Gerüstete wegen der doppelten Last gleichzeitig steigender Zinsen und Baukosten immer schwerer erschwinglich.

Platzt die Blase am US-Häusermarkt?

Redfin-Chief-Economist Daryl Fairweather erklärt, dass die Verlangsamung der Hausverkäufe in den USA noch kein Zeichen für das Platzen einer Blase dort ist: „Hauseigentümer müssen nicht verkaufen. Sie haben sich im letzten Jahr niedrigste Hypothekenzinsen gesichert und sitzen auf einem Haufen Eigenkapital. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor sehr stark, so dass kaum eine Gefahr besteht, dass Hypothekenrückstände oder Zwangsvollstreckungen erheblich zunehmen. Es bräuchte schon eine schwere – und keine sanfte – Rezession, um Hausbesitzer in Not zu bringen,“ so Fairweather.

„Wir müssen abwarten, ob sich die US-Wirtschaft in den kommenden Monaten in Richtung Normalität oder Rezession bewegt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Industrie im Umbruch: Produktion wächst, Aufträge und Beschäftigung sinken
05.11.2025

Die Industrie in Europa zeigt ein uneinheitliches Bild. Einige Länder steigern ihre Produktion, während andernorts Aufträge und...

DWN
Technologie
Technologie „DeepL Agent“: Start-up DeepL startet autonomen KI-Agenten
05.11.2025

Der Kölner KI-Übersetzungsspezialist DeepL hat bislang selbst großen Tech-Konzernen erfolgreich die Stirn geboten. Nun fordert das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau Mittelstand: Jedes vierte Familienunternehmen baut Jobs ab
05.11.2025

Auch bei den Familienunternehmen in Deutschland sind zunehmend Jobs in Gefahr: 23 Prozent der Unternehmer wollen in diesem Quartal...

DWN
Politik
Politik New York: Demokrat Mamdani wird Bürgermeister - eine Niederlage für US-Präsident Trump
05.11.2025

Die liberale Hochburg New York bekommt einen neuen Bürgermeister: Zohran Mamdani ist 34 Jahre alt, Muslim – und präsentiert sich schon...

DWN
Technologie
Technologie Reduzierung von CO2: Deutsche Bahn setzt erstmals Schienen aus „grünem“ Stahl ein
05.11.2025

Die Deutsche Bahn schließt einen Liefervertrag mit dem saarländischen Hersteller Saarstahl für klimafreundlich produzierte Schienen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hybrides Arbeiten: Freiheit mit Nebenwirkungen? Wie Flexibilität nicht zur Belastung wird
05.11.2025

Homeoffice und Büro im Wechsel galten lange als Zukunftsmodell. Doch die vermeintliche Freiheit zeigt zunehmend Risse – von sinkender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Black Friday 2025: So tricksen Händler Kunden weltweit aus
05.11.2025

Die Jagd nach Schnäppchen wird zur Täuschung. Immer mehr Händler erhöhen ihre Preise schon Wochen vor dem Black Friday, um sie später...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rennen um autonomes Fahren: VW baut in China eigene KI-Chips
05.11.2025

Sorgen vor ausbleibenden China-Chiplieferungen und Entwicklungsdruck bei autonomem Fahren plagen die Autoindustrie. Warum VW nun einen...