Finanzen

Größter deutscher Börsengang seit über 25 Jahren erfolgreich

Volkswagen hat mit dem historischen Porsche-Börsengang 9,4 Milliarden Euro eingenommen. Am Donnerstagmorgen liegt die Aktie deutlich im Plus.
29.09.2022 09:02
Aktualisiert: 29.09.2022 09:02
Lesezeit: 2 min
Größter deutscher Börsengang seit über 25 Jahren erfolgreich
Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche AG, steht beim Börsengang der Porsche AG an der Frankfurter Börse. (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

Der größte Börsengang in Deutschland seit mehr als 25 Jahren ist unter Dach und Fach. Der Wolfsburger Autobauer Volkswagen brachte 113,9 Millionen Vorzugsaktien der Stuttgarter Sportwagen-Tochter Porsche AG zum Preis von je 82,50 Euro bei neuen Aktionären unter, wie er am Mittwochabend mitteilte. Mit einem Volumen von 9,4 Milliarden Euro ist es die zweitgrößte Neuemission in Deutschland, knapp übertroffen nur vom Börsengang der Deutschen Telekom 1996. Der Erlös geht komplett an Volkswagen. Die Porsche AG kommt zum Ausgabepreis auf einen Börsenwert von 75 Milliarden Euro.

Am Donnerstag werden die Porsche-Aktien erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt. Vorstandschef Oliver Blume will den Handel selbst mit der großen Börsenglocke einläuten. Trotz der schwachen Aktienmärkte lag der Ausgabepreis am oberen Ende der Preisspanne, die von 76,50 bis 82,50 Euro reichte. "Die hohe Nachfrage zeigt das Vertrauen der Investoren in die Zukunft von Porsche", sagte Volkswagen-Finanzvorstand Arno Antlitz. Laut Insidern lagen Zeichnungsaufträge für mehr als 50 Milliarden Euro vor, die Emission war vielfach überzeichnet. "Die Porsche AG hat sich vollständig vom negativen Markttrend abgekoppelt", sagte ein Investmentbanker. Als "Eisbrecher" für weitere Börsengänge in diesem Jahr tauge Porsche aber nicht. Die Strahlkraft der Marke sei einzigartig.

Volkswagen, bisher Alleineigentümer der Porsche AG, reduziert seine Beteiligung an der Sportwagen-Ikone im Zuge des Börsengangs auf 75 Prozent weniger eine Aktie. 12,5 Prozent der 911 Millionen Aktien sind künftig an der Börse notiert. Weitere 12,5 Prozent - allerdings in Form von stimmberechtigten Aktien - kauft der VW-Großaktionär Porsche SE, hinter dem die Familien Porsche und Piech - in zwei Schritten: die ersten 17,5 Prozent Anfang kommender Woche, den Rest Anfang 2023. Er gibt dafür 10,1 Milliarden Euro aus - 88,69 Euro je Aktie, das sind 7,5 Prozent mehr als die Vorzüge kosten. Die Familien-Holding will sich dafür mit 7,9 Milliarden Euro verschulden.

Mit dem Verkauf von Porsche-Aktien winkt der Volkswagen AG damit in den nächsten Wochen ein Geldregen von 19,5 Milliarden Euro. Die Erlöse verschafften Volkswagen "deutlich mehr finanzielle Flexibilität im Rahmen der Transformation Richtung Elektromobilität und Digitalisierung", sagte Antlitz. 49 Prozent der Einnahmen, also gut 9,5 Milliarden Euro, sollen aber an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Das wäre eine Sonderdividende von rund 19 Euro. Gut drei Milliarden Euro gingen damit an die Porsche SE, eine Milliarde an den VW-Großaktionär Katar, der 1,88 Milliarden Euro in Aktien der Porsche AG steckt. Gut 1,1 Milliarden Euro fließen ins Staatssäckel des Landes Niedersachsen.

Für fast 40 Prozent des Emissionsvolumens - 3,68 Milliarden Euro - hatte sich Volkswagen bereits im Voraus feste Zusagen von Ankerinvestoren geholt. Neben dem Katar-Staatsfonds QIA geben der norwegische Ölfonds und der US-Vermögensverwalter T. Rowe Price je 750 Millionen Euro aus, der Staatsfonds von Abu Dhabi 300 Millionen. In Deutschland und fünf weiteren Ländern in Europa konnten auch Kleinaktionäre Porsche-Aktien zeichnen. Im Vorfeld wurde damit gerechnet, dass an sie zwischen fünf und zehn Prozent der Vorzugsaktien gehen könnten.

--- UPDATE 11:00 Uhr ---

Die Titel des Sportwagenbauers erschienen mit 84,00 Euro erstmals auf der Kurstafel, fielen dann aber binnen Minuten auf den Ausgabepreis von 82,50 Euro zurück. Im Verlauf des Vormittags arbeiteten sie sich auf 84,98 Euro vor. "Das ist heute nicht gerade ein Traum-Umfeld für einen Börsengang", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Das macht es schwierig, Zeichnungsgewinne zu erzielen." Dies brockte den Porsche AG-Großaktionären Volkswagen und Porsche SE Kursverluste von knapp fünf beziehungsweise gut acht Prozent ein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht auf tiefsten Stand seit Juni: Anleger leiden unter Risikoaversion
04.11.2025

Der Bitcoin-Kurs steht unter massivem Druck. Milliardenverluste, Panikverkäufe und makroökonomische Unsicherheiten erschüttern den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Studie: Betriebsrat wirkt sich positiv auf die Produktivität aus
04.11.2025

Wie stark kann ein Betriebsrat die Produktivität von Unternehmen wirklich beeinflussen? Eine aktuelle Ifo-Studie liefert überraschende...

DWN
Panorama
Panorama Triage-Regel gekippt: Was die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bedeutet
04.11.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die umstrittene Triage-Regel gekippt – ein Urteil mit weitreichenden Folgen für Medizin und Politik....

DWN
Politik
Politik Reformen in Europa: Wie der schleppende Fortschritt den Wettbewerb gefährdet
04.11.2025

Europa steht vor wachsenden wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen. Kann die Union unter diesen Bedingungen den Rückstand...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie unter Druck: Chinas Autobauer mit größtem Umsatzrückgang seit Jahren
04.11.2025

BYD steht unter Druck: Der einstige Überflieger der E-Auto-Branche erlebt den größten Gewinnrückgang seit Jahren. Anleger sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stahlproduktion: Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt vor Milliardenverlusten durch Stahlauslagerung
04.11.2025

Die mögliche Stahlauslagerung deutscher Produktionskapazitäten sorgt für Aufsehen. Eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: So schützen sich Anleger vor einem möglichen KI-Crash an den Finanzmärkten
04.11.2025

Die US-Finanzmärkte sind in Bewegung. Technologiewerte und Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz sorgen für Begeisterung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Autokosten: Check zeigt steigende Preise für Versicherung, Pflege und Reparaturen
04.11.2025

Die Preise rund ums Auto steigen rasant – von Versicherung bis Wartung. Ein aktueller Autokostencheck zeigt, wie stark sich der Unterhalt...