Deutschland

Energiekrise: Medizin leidet unter Preissteigerungen

Lesezeit: 2 min
28.10.2022 16:00
Ein Opfer explodierender Preise aufgrund der Energiekrise ist auch der Medizinbereich. Die dringend gebrauchten Arbeitsutensilien werden immer teurer.
Energiekrise: Medizin leidet unter Preissteigerungen
Die Preise für Verbrauchsmaterialien in der Medizin steigen weiter. (Foto: dpa)
Foto: Philipp von Ditfurth

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Medizin leidet immer stärker unter der Energiekrise. Durch die Krise kommt es immer wieder zu Lieferengpässen bei Medikamenten und oftmals haben Apotheken bestimmte wichtige Medikamente nicht auf Lager. Ein wenig beachteter Bereich sind die Arbeitsutensilien, die jeden Tag vom medizinischen Personal gebraucht werden.

OP-Bedarf und Desinfektionsmittel teurer

Auch im dritten Quartal sind die Preise für Verbrauchsmaterialien und allgemeine medizinische Arbeitsutensilien weiter gestiegen, wie der große Ausstatter für medizinische Ausrüstung, Praxisdienst, laut dem Magazin Zahnärztliche Mitteilungen meldet. So sind die Kosten für Desinfektionsmittel im Vergleich zum Vorquartal nochmal um 1,22 % gestiegen. Teurer sind auch OP-Bedarf und Einmalinstrumente geworden, hier ist es zu einem Preisanstieg von 1,33 % gekommen.

Auch beim Laborbedarf mussten die Kunden tiefer in die Tasche greifen, wie die Erhöhung um 0,59% zeigt. Die Preise für Hygiene- und Papierprodukte sind im dritten Quartal um 1,22 % im Vergleich zum Vorquartal zurückgegangen. Praxisdienst betont aber, dass dies nicht bedeutet, dass diese Utensilien im laufenden Jahr nicht einen Preisanstieg verzeichnen werden.

Grund für die gestiegenen Preise für Verbrauchsmaterialien sind vor allem neben den gestiegenen Rohstoffpreisen die Transport- und Energiekosten, die von den Herstellern und Lieferanten der Utensilien weitergegeben werden. Ein weiterer Grund soll laut Praxisdienst auch die anhaltende Covid-19 Pandemie sein. Sie würde Bedarfe beeinflussen und bestimme die Marktpreise nach wie vor.

Der aktuelle Preisindex, der von Praxisdienst quartalsweise ermittelt wird, liegt im dritten Quartal bei 101,51 Punkten. Damit ist er im Vergleich zum zweiten Quartal um weitere 1,51 Punkte gestiegen. Daraus ergibt sich eine deutliche Steigerung von 0,78 Prozent der Preise aller analysierten Produkte.

Preisanstieg wird noch extremer

Der aktuelle Preisanstieg ist laut Praxisdienst nur der Anfang. In den kommenden Monaten dürften die Preise noch einmal deutlich ansteigen. Arztpraxen, die nicht mit einem Budget wie Krankenhäuser arbeiten, bekommen dann noch mehr Probleme. Derzeit übernehmen die Lieferanten noch einen großen Anteil der Teuerungen. Sie werden diese Anteile jedoch Schritt für Schritt an die Abnehmer weitergeben müssen. Für Desinfektionsmittel, Schutzkleidung, OP- und Laborbedarf müssen dann Praxen tiefer in die Tasche greifen. Überlegt man dann noch, wie oft in der Medizin ein Handschuhwechsel nach Vorschrift erfolgt und wann man sich desinfizieren muss, wird deutlich, welche Belastung die Preisanstiege gerade bei Verbrauchsmaterialien darstellen.

Eine Zahnmedizinische Verwaltungsfachangestellte aus Berlin berichtet, dass die Preise für Verbrauchsmaterialien über Jahre angestiegen sind. Kostete die Packung Handschuhe früher 3,95 Euro je 100 Stück, muss heute für die gleiche Packung 15,50 Euro bezahlt werden. Nicht nur die Kosten für die Alltagsmaterialien sind eine Belastung für die Praxen. Sie müssen seit Beginn der Energiekrise für Strom und Heizung viel mehr zahlen und erhalten medial nicht die Beachtung wie andere wichtige Arbeitsbereiche der deutschen Volkswirtschaft.

Wenn man die gestiegenen Preise für die Verbrauchsmaterialien und die hohen Kosten für Strom und Heizung in Praxen sieht, stellt sich die Frage warum sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach nicht einschaltet. Der Minister könnte sich neben dem Dauerthema Corona auch um andere Themen in der Medizin kümmern, die genauso viel Beachtung verdient haben. Der Medizinbereich, der Deutschland in den letzten zweieinhalb Jahren mehrfach den Allerwertesten gerettet hat, wird vergessen und das von einem Minister, in den viele Menschen in der Medizin durch seine praxisnahe Erfahrung viel Hoffnung gesetzt hatten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neueinstellungen: Jeder zweite Deutsche kündigt noch in der Probezeit - warum?
06.12.2024

Von der Euphorie zur Ernüchterung: Falsche Vorstellungen, schlechte Chefs, zu hoher Stress – viele Mitarbeiter sind schon in den ersten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Vorsprung durch Weitblick - warum BMW das Tal der Tränen verlässt
06.12.2024

Es läuft nicht gut für die deutsche Automobilindustrie. Immerhin aber gibt es punktuell Lichtblicke – vor allem bei BMW in München....

DWN
Technologie
Technologie Kryptowährungen: Trump setzt auf Musk-Berater David Sacks für KI-Strategie
06.12.2024

Donald Trump, der designierte US-Präsident, möchte den konservativen Risikokapitalgeber David Sacks als Regierungsbeauftragten für...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Russischer Außenminister Lawrow eskaliert Rhetorik
06.12.2024

Russland werde mit allen Mitteln eine Niederlage im Ukraine-Krieg verhindern, betonte der russische Außenminister Sergej Lawrow. Passend...

DWN
Panorama
Panorama Kosmetikbranche erwartet nach Rekordumsatz weiteres Plus
06.12.2024

Beim Konsum halten sich viele Menschen gerade zurück. Doch für Körperpflege und ein sauberes Zuhause wird weiterhin viel Geld...

DWN
Politik
Politik Amazon-Chef Jeff Bezos glaubt: Donald Trump seit erster Amtszeit ruhiger geworden
06.12.2024

Kein Stress, keine Panik! Der Milliardär blickt betont optimistisch auf die künftige US-Regierung. Seine Zeitung, die „Washington...

DWN
Finanzen
Finanzen Marode Infrastruktur überall: Nach Brückeneinsturz in Dresden - wer soll das bezahlen?
06.12.2024

Das Drama um den Einsturz der Dresdner Carola-Brücke hat Deutschland erschüttert und im Mark getroffen. Überall im Land wird über die...

DWN
Finanzen
Finanzen Negative Schufa-Einträge, fällige Kredite, keine Rücklagen: Finanzielle Sorgen erreichen Mehrverdiener in Deutschland
05.12.2024

Zwei Drittel der Deutschen blicken mit großer Sorge in die Zukunft – eine seit zwei Jahren unveränderte, alarmierende Konstante. Und...