Dank sonniger Tage haben Deutschlands Imker trotz der extremen Trockenheit in diesem Jahr deutlich mehr Honig geerntet als im verregneten Vorjahr. Im Schnitt schleuderten sie 37,2 Kilo Honig je Bienenvolk und damit 8,9 Kilo mehr als 2021, wie das Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen auf dpa-Anfrage mitteilte. Das Zentrum bezog sich dabei auf zwei Umfragen zur Früh- und Sommerernte mit Meldungen von 15 700 Imkereien. Bei Sonnenschein blühen Pflanzen intensiv, und es gibt viel Nektar für die Bienen. Daher gab es viel Ertrag.
„Es war eine gute Ernte, die Imker können zufrieden sein“, sagte Zentrumsleiter Christoph Otten. Allerdings sei die Ernte im Vorjahr sehr niedrig ausgefallen. Insgesamt liege die diesjährige Menge 2,7 Kilo über dem langjährigen Schnitt in Deutschland.
Bienenexperte Otten sagte, dass sich die Trockenheit des Sommers kaum auf die Ernte ausgewirkt habe. „Als die Trockenheit im Juli ihre Auswirkungen zeigte, hatten die Bienen wie in jedem Jahr bereits den meisten Nektar eingetragen und ihre Vorräte angelegt.“ Wetterbedingte Folgen gab es dennoch: Regenfälle im Juni in Teilen Bayerns, Baden-Württembergs und in der Pfalz führten dazu, dass die Bienen dort weniger sammelten als in anderen Landesteilen.
Die Preise für deutschen Honig sind der Sommerumfrage zufolge um etwa sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Branchenkenner Otten begründet dies mit gestiegenen Kosten für Futter oder Gläser. Da die Preise lange nur sehr wenig gestiegen seien, sei die jetzige Erhöhung überfällig gewesen.
Ein 500-Gramm-Glas Blütenhonig kostet nun im bundesweiten Schnitt 6,11 Euro. Andere Honigsorten kosten mehr. Am teuersten ist ein Glas deutscher Blütenhonig im Raum München mit 7,66 Euro, am günstigsten im südlichen Sachsen-Anhalt mit 5,25 Euro.
In Deutschland gibt es mehr als 150 000 Imker, die etwa eine Millionen Bienenvölker halten. In den allermeisten Fällen handelt es sich um Freizeitimker. Schätzungsweise ein Viertel des im Inland konsumierten Honigs kommt aus Deutschland, der Rest aus Staaten wie der Ukraine, Mexiko oder Argentinien.
Die Branchenbefragung gibt auch Aufschluss darüber, wo der deutsche Honig verkauft wird. Am häufigsten tun die Imker dies zuhause bei sogenannten Haustürverkäufen. Zudem nehmen viele Hobbyimker ihn zu ihrem eigentlichen Arbeitsplatz mit und vertreiben ihn im Kollegenkreis. Weitere Verkaufskanäle sind der Lebensmitteleinzelhandel und Wochenmärkte. (dpa)