Inmitten erhöhter Spannungen haben Nord- und Südkorea Warnschüsse an der westlichen Seegrenze abgefeuert. Der südkoreanische Generalstab teilte am Montag mit, die Streitkräfte hätten am frühen Morgen Warnschüsse abgefeuert, nachdem ein nordkoreanisches Handelsschiff die Grenzlinie überquert habe. Das Schiff sei dann umgekehrt.
Das nordkoreanische Militär erklärte seinerseits laut staatlichen Medien, es habe zur Warnung zehn Artilleriegeschosse abgefeuert, weil ein südkoreanisches Marineschiff die Seegrenze verletzt habe.
Spannungen nehmen zu
Die sogenannte Nördliche Grenzlinie (NLL) vor der Küste der koreanischen Halbinsel, an der sich der Zwischenfall ereignete, wird von Nordkorea nicht anerkannt. Die NLL wurde nach dem Korea-Krieg (1950-53) einseitig von einem UN-Kommando gezogen, um Feindseligkeiten zwischen den beiden Seiten zu verhindern.
Der jüngste Zwischenfall erfolgte zu einer Zeit wachsender Spannungen auf der Halbinsel. Seit Ende September hat Nordkorea in ungewohnt hoher Frequenz Tests mit ballistischen Raketen unternommen. Auch führte das Land zuletzt Artillerübungen entlang der Grenze vor der Ost- und Westküste durch. UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können.
Südkoreas Militär begann in der vergangenen Woche ein jährliches Manöver, das sich eigenen Angaben zufolge gegen Bedrohungen Nordkoreas richtet. Das Manöver ist das jüngste in einer Reihe von Militärübungen in Südkorea einschließlich gemeinsamer Übungen mit den US-Streitkräften in den vergangenen Wochen.
Nach dem Beginn der Militärübungen Südkoreas mit US-Streitkräften hatte Nordkorea an zwei Tagen hintereinander Hunderte von Artilleriegeschossen in die Gewässer entlang der beiderseitigen Grenze abgefeuert. Nach einer Artillerieübung an der West- und Ostküste in der Nacht zuvor mit mehr als 250 Geschossen habe Nordkoreas Militär am vergangenen Mittwoch zusätzlich von der Westküste aus 100 Artilleriegranaten abgeschossen, teilten die südkoreanischen Streitkräfte damals mit.
Nordkorea bestätigte in einer von den Staatsmedien veröffentlichten Erklärung die Übungen. Sie waren demnach eine Antwort auf die eigenen Schießübungen Südkoreas. Die Armeeführungen beider Länder warfen der jeweils anderen Seite provokatives Verhalten vor.
Laut südkoreanischen Angaben fielen die Geschosse von nordkoreanischer Seite in die sogenannten maritimen Pufferzonen, welche 2018 zur Reduzierung der Spannungen eingerichtet wurden. Keines der Geschosse sei in südkoreanisches Hoheitsgewässer gestürzt. Seoul warf dem abgeschotteten Nachbarland jedoch vor, gegen ihr bilaterales Militärabkommen verstoßen zu haben.